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  1. wsa: Gehirn als besonders intelligente Suchmaschine (2009) 0.01
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    Content
    "Am Anfang war die Geste und das Symbol. Erst dann entwickelte sich die Sprache. Doch bis heute werden Gesten, Symbole und Sprache in denselben Gehirnregionen verarbeitet - vorausgesetzt, sie sind sinnhaltig. Dies schlussfolgern jetzt US-amerikanische Forscher aus Untersuchungen zur Gehirnaktivität bei der Verarbeitung von Gesten, Symbolen und Sprache. Jemandem, der sich mit der Hand über die Stirn wischt, ist es offenkundig zu heiß. Das verstehen Menschen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. Symbole wie "den Vogel zeigen" werden dagegen gelernt und außerhalb bestimmter Kulturgemeinschaften nicht oder anders verstanden. Das alles wird ebenso wie die Gebärden- und gesprochene Sprache in den inferioren frontalen und posterioren temporalen Gehirnarealen verarbeitet, hat das Team um Allen Braun vom National Institute on Deafness and other Communication Disorders (NIDCD) jetzt laut Fachjournal Pnas herausgefunden.Die Forscher vergleichen diese Bereiche des menschlichen Gehirns mit einer sehr intelligenten Suchmaschine, die bei einer Anfrage sofort Bedeutungen in Form von Sprache, Symbolen oder Gesten bereitstellt."
    Series
    Wissen und Bildung: Nachrichten
  2. Gohlke, G.: "Fortschritt ist Ansichtssache" : Über die Wiederannäherung von Kunst und Wissenschaft (2002) 0.01
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    Abstract
    Kunst und Wissenschaft leben in Scheidung. Die Zeit der ehemaligen Partnerschaft liegt Jahrhunderte zurück. Immer wieder gab es Versuche, die getrennten Disziplinen romantisch wiederzuvereinigen oder wenigstens grenzübergreifend miteinander ins Gespräch zu bringen. Die deutsche Frühromantik ästhetisierte die Mathematik und spekulierte in Begriffen der Geowissenschaft, nachdem die ästhetische Theorie am Ende des 18. Jahrhunderts die nachhaltigste Verselbständigung der Künste errungen hatte. Einige der wirkungsvollsten Vertreter der Autonomieästhetik erhofften von der Synthese naturwissenschaftlicher Empirie, poetischer Weltschau und ökonomischer Reformprojekte eine Entschädigung für die Vereinzelung der Disziplinen. Diese Projekte der Zusammenhangstiftung können aber eher als Einschübe in einer Evolution der Spezialisierungen und Differenzierungen gelten, an deren Ende die sogenannten schönen Künste und die sogenannte exakte Wissenschaft' als äußerste Extreme auf einer Skala der Interessen verstanden werden. In Bildung und Lehre repräsentieren Naturwissenschaft und Kunst die entgegensetzten Orientierungsmöglichkeiten des Schülers. Jeder Versuch der Überwindung dieser Teilung trägt das Siegel des exotischen Experiments. Dabei geht es nicht nur um die unterschiedliche öffentliche Vermittlung der jeweiligen Leistungen und Erfolge. Die Komplexität der wissenschaft-lichen Erkenntniszuwächse gilt darüber hinaus der Bildenden Kunst als unerreichbar. Zwar zählt es zu den Beschäftigungen der Geistesgeschichte, naturwissenschaftliche Erkenntnisse wie die aufblühende Evolutionsbiologie und poetisch-philosophische Faszinationen miteinander zu vergleichen und aufeinander abzubilden. Versteht man die Frage nach dem Zusammenhang von Bildender Kunst und Naturwissenschaft aber als praktisches Interesse aneinander und als Hoffnung auf gegenseitig zu vermittelnden Erkenntnisgewinn, hat die wachsende Komplikation der physikalischen und chemisch-biologischen Forschung der Kunst einen Einblick und Überblick mehr und mehr verwehrt. Diese Unkenntnis voneinander wurde durch die häufig beklagte Isolation der wissenschaftlichen Disziplinen untereinander weiter verschärft. Mit dem Grad der Abstraktion einer arbeitsteiligen Wissenschaft und dem Angewiesensein der Bildenden Kunst auf Anschaulichkeit schienen beide Lager nachhaltig voneinander entfremdet.
    Source
    Gut zu Wissen: Links zur Wissensgesellschaft. Hrsg.: Heinrich-Böll-Stiftung, konzipiert und bearb. von Andreas Poltermann
  3. Radermacher, F.-J.: Kreativität (1995) 0.01
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    Content
    Enthält das 4-Stufen-Modell des Wissens: "Auf der untersten Ebene betrachten wir 'Signale' im Sinne einer unmittelbaren Wechselwirkung physikalisch-chemischer Natur mit der umgebenden Welt. Signale induzieren einerseits unmittelbare Wirkungen, andererseits werden aus ihnen mit Hilfe sog. Filter 'Merkmale' herausgesondert. Merkmale sind die Eingangsinformationen der zweiten berachteten Ebene der nachfolgenden Informationsverarbeitung. Hier setzen einerseits funktionale Transformationen, z.B. zur Motorik (nachbildbar etwa in der Art künstlicher neuronaler Netze) ein. Andererseits können auf der Basis von Merkmalen mittel Klassifikatoren 'Objekte' bzw 'Begriffe' identifiziert werden. Dies führt zu einer begrifflichen bzw. symbolischen Ebene, der dritten Ebene, und damit zu einer ungeheuren Verdichtung von Information, gleichzeitig zu einer ungeheuren Beschleunigung der Neugenerierung von Wissen wegen der auf dieser Ebene verfügbaren, mächtigen Verarbeitungsmechanismen. Hierzu gehören alle typischen Symbolverarbeitungsprozesse, inklusive dessen, was man 'logisches Denken' nennt; dies ist im wissenschaftlichen Bereich der Gegenstand und die klassische Domäne der Künstlichen Intelligenz (KI). Von hier aus geht es schließlich gegebenenfalls über zur vierten Ebene der 'Theorien und Modelle', auf der man mit zum Teil aufwendigen mathematischen Modellen und Kalkülen der Optimierung, Statistik, Entscheidungstheorie, Logik und Numerik Realweltgegebenheiten beschreiben und zu Aussagen und Schlüssen kommen kann"
    Source
    Forschung und Lehre. 2(1995), H.10, S.545-550
  4. Gutmann, M.: ¬... voranzustürmen, wo Engel furchtsam weichen! (1998) 0.01
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    Footnote
    Erwiderung auf 'Janich, P.: Informationsbegriff und methodisch-kulturalistische Philosophie' in demselben Heft (S.169-182)
    Source
    Ethik und Sozialwissenschaften. 9(1998) H.2, S.207-209
  5. Neuser, W.: Wissen begreifen : zur Selbstorganisation von Erfahrung, Handlung und Begriff (2013) 0.01
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    Abstract
    Das Internet, elektronische Medien und intelligente Wissenssysteme haben unseren Umgang mit Wissen grundlegend verändert - und mit ihm unsere traditionellen Begriffe von Wissen und Rationalität. Wolfgang Neuser, Philosophieprofessor an der TU Kaiserslautern, stellt in seiner begriffstheoretischen Untersuchung einen Wissensbegriff vor, der einen neuen Schlüssel zum Verständnis ideengeschichtlicher Epochen, kultureller Traditionen und Konflikte in traditionellen und nichttraditionellen Entwicklungsphasen einer Gesellschaft liefert: Wissen ist ein sich selbst organisierendes und stabilisierendes System, in dem der Mensch seine Mittelpunktstellung als denkendes Subjekt verloren hat: Was von den menschlichen Akteuren bleibt, ist das Individuum, das sein individuelles Wissen aus der Interaktion mit Allgemeinwissen bezieht.
    BK
    02.10 Wissenschaft und Gesellschaft
    02.00 Wissenschaft und Kultur allgemein: Allgemeines
    Classification
    02.10 Wissenschaft und Gesellschaft
    02.00 Wissenschaft und Kultur allgemein: Allgemeines
    Content
    1. Historische Einordnung der Wissensgesellschaft 2. Dynamik des Wissens (mit einem Abschnitt zur Geschichte des Denkens als Dynamik von Wissenskonzepten) 3. Das Individuum im Wissenskosmos und der Verlust des Subjektes, schließlich noch 4. Methoden. Das Fortschreiten zur Stabilisierung des Wissens und - abgesehen von einem Leitfaden durch dieses Buch - noch das 5. Kapitel: Wissen in der Kultur und die Kultur des Wissens.
    Footnote
    Rez. in: iwp 64(2013) H.4, S.232-233 (W. Löw): "Der verdienstvolle Vorsatz Neusers durch begriffstheoretische Untersuchung einen Wissensbegriff zu entwickeln, der einen neuen Schlüssel zum Verständnis ideengeschichtlicher Epochen und kultureller Traditionen bietet, erreicht mich leider nicht. Ich kann auch nur soweit folgen, dass Wissen ein sich selbst organisierendes und stabilisierendes System ist. Dass aber der Mensch seine Mittelpunktstellung als denkendes Subjekt verloren hat, darf bestritten werden (auch wenn manche Alltagserfahrung dem Autor und nicht mir Recht gibt). Oder will der Autor dem alten, ironisch gemeinten Buchtitel von Weizenbaum "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft" (dt. Suhrkamp, 1978) doch weiter zum Durchbruch verhelfen? Immerhin sagt Neuser, was von den menschlichen Akteuren bleibe, sei das Individuum, welches sein individuelles Wissen aus der Interaktion mit Allgemeinwissen bezieht. Diesbezüglich hat Weizenbaum einmal zu mir gesagt, dass das Beste das eigene Denken ist. Vielleicht ein Rat für eine Nachauflage, den außerordentlich interdisziplinär denkenden Joseph Weizenbaum in die ansonsten beachtliche Bibliographie mit aufzunehmen. Sie wird auch ein Grund dafür sein, dass das Buch einen Platz in meinem Bücherschrank finden wird." 2017 in einer 2. Aufl. erschienen.
  6. Gödert, W.: Aufbereitung und Rezeption von Information (2000) 0.01
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    Abstract
    Die Informations- oder Wissensgesellschaft ist in aller Munde, das Verständnis derselben ist gleichwohl unklar. Unscharf ist auch das Verständnis der zugrunde liegenden Begriffe Information und Wissen sowie des Erwerbs von Information aus den verschiedenen medialen Repräsentationsformen. Allenfalls lässt sich eine gewisse Einseitigkeit bemerken, die durch den informationstechnischen Primat und an der Nachrichtentechnik orientierten Übertragungsformen geprägt ist. Ausgangspunkt der Erörterung ist die Beobachtung, dass Menschen Informationsbedürfnisse besitzen, die sie durch Inanspruchnahme verschiedenster externer Quellen und Hilfsmittel befriedigen wollen. Die neuartigen Speicher- und Findeformen führen zu übersteigerten Erwartungen, wenn man an all die Formulierungen mit virtuell, cyber, Hyper, Multimedia, Information Superhighway etc. denkt. Häufig wird dabei suggeriert, die veränderte mediale Präsentation habe neuartige und bessere Qualitäten für die Rezeption von Information, ohne dass die dabei beteiligten Prozesse völlig verstanden sind. Innerhalb eines konstruktivistischen Modells der kognitiven Informationsverarbeitung und der Rezeption medial gespeicherter Information werden Fragen der Darstellung und Rezeption von Information untersucht.
  7. Was kommt nach der Informationsgesellschaft? : 11 Antworten (2002) 0.01
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    Footnote
    Rez. in: BuB 55(2003) H.4, S.264-265 (H.-D. Kübler): "Noch ist die "Informationsgesellschaft", nicht hinlänglich etabliert, erst recht nicht weltweit, noch streiten sich viele um ihre validen Charakteristika und registrierbaren Indikatoren, noch dürften viele Zeitgenossen mit dem Begriff und vor allem mit seinen konkreten Realia wenig anfangen und in ihrem Bewusstein zumal angesichts vieler vorderhand drängenderen Probleme des Alltags verankert habenda fragt die rührige Bertelsmann Stiftung in diesem (ansprechend gestalteten) Sammelband (schon in zweiter Auflage) internationale Experten danach, was ihres Erachtens oder nach ihrer Fantasie danach kommen wird: die Wissensgesellschaft, die selbstorganisierende Gesellschaft, die Hightouch- (statt Hightech)Society oder einfach mannigfaltige, immer weniger prognostizierbare Formationen und Zukünfte. Denn mindestens in zwei Pole lassen sich die elf, wohl willkürlich gewählten Autoren aus diversen Disziplinen - darunter auch notorische Propheten wie der umtriebige (Seite 46) Trendscout Matthias Horx, der Essener Medienguru Norbert Bolz und der Computer-Visionär John Naisbitt- aufteilen. - Durchwurstelei statt Nachhaltigkeit - Da sind zunächst die einen, die meinen, und just in diesen Aufsätzen meist mit vielen, sich auch widersprechenden Worten begründen, dass und warum Zukunftsprognosen, die über simple und damit irreführende Extrapolationen der Gegenwart hinausreichen wollen, kaum mehr oder gar immer weniger möglich sind. So fragt sich der Kommunikationswissenschaftler Holger Rust zunächst, in welcher Gesellschaft wir leben, zumal für ihn nicht einmal eindeutig ist, wann die Informationsgesellschaft beginnt: War's mit dem Buchdruck oder 1901 mit der Erfindung des Telegrafen oder 1956 mit der Gründung des Shockley Semiconductor Laboratory oder erst mit dem World Wide Web? Genüsslich verweist er auf die kürzlich (2000) erschienene Recherche (»In welcher Gesellschaft leben wir?«) des Münchner Journalisten Achim Pongs, der allein schon für die Bundesrepublik 24 einschlägige Etiketten ausmachte, und schlägt unter den Vorzeichen des wachsenden Naming die sperrige, aber wohl alle ironisch einvernehmende Kompromissformel »informationstechnologiebasierte Wissensdienstleistergesellschaft mit industriellem Kern« (Seite 66) vor. Da fehlt wohl nichts mehr von den wohlfeilen Attributen. Zuvor schon plädieren Eckhard Minx, Leiter der Forschungsgruppe »Gesellschaft und Technik« bei DaimlerChrysler, und seine Mitarbeiter mit nüchternem, aber kritischem Gespür dafür, die vielen eher technisch und ökonomisch formierten »Denkblockaden« weg zu räumen und mehr Utopien in »diskursiven Prozessen« zu entwickeln. Denn nur so ließe sich mit der »Zwickmühle« umgehen, in der wir stecken: »Auf der einen Seite wird der Druck, Aussagen über die Zukunft zu treffen, immer größer, auf der anderen Seite sind verlässliche Vorhersagen meist nicht möglich« (Seite 30).
    Auch die Zukunftsforscher Klaus Burmeister, Andreas Neef und Beate Schulz-Montag versprechen sich von einer »gut entwickelten Diskurskultur« (Seite 116) »kreative Verknüpfungen«, Impulse und auch mehr Verantwortungsbereitschaft in einer generell nicht voraussagbaren, weil überaus widersprüchlichen und risikobehafteten »Crossover Socitey«. Selbst Norbert Bolz kann entgegen seinen früheren gewissen Visionen, »nüchtern betrachtet [...], nichts über die Zukunft sagen, sondern allenfalls etwas über ihre Möglichkeiten- und die Grenzen ihrer Andersartigkeit«. Denn »je mehr das Wissen die Zukunft prägt, desto weniger kann man von der Zukunft wissen« (Seite 210). Gleichwohl nimmt er »nach einem halben Jahrhundert [...] wieder Abschied« von der »Informationsgesellschaft«, und irgendwie im Fortgang seines »Blindfluges ins 21. Jahrhundert« werden ihm seine schon vielfach publizierten Vokabeln wieder gewiss (wie schon jenes Zitat ahnen lässt): »Weltkommunikation« ist eine, bei der man den Raum preisgibt, »um die Zeit zu binden« (Seite 201), oder »Wissensgesellschaft«, weil jetzt Wirtschaft und Bildung konvergiere und die »Produktivität der geistigen Arbeit entdeckt« werde, oder - nun endgültig - das Ende jeder großen Theorie, weil sie der »Inbegriff aller Versuche [ist], der Praxis zu entfliehen« (Seite 216). Nun also vernimmt der Zuhörer aus eitlem wissenschaftlichem Munde: »Kehrtmarsch!«, denn angestimmt wird jetzt das forsche Lied des »Sichdurchwurstelns«, weil eine solche Politik viel erfolgreicher ist »als die Strategie der Nachhaltigkeit und Antizipation« (Seite 214). Ob sich damit auch der visionär und strategisch operierende Think Tank Bertelsmann Stiftung angesprochen fühlt? - Welt als Text - Ungeachtet solcher Bedenken und Warnungen, entwirft die andere Gruppe nach wie vor ihre Zukunftsvisionen undwohlfeilen Etiketten für die nunmehr Nach-Informationsgesellschaft: Gemein ist ihnen fast allen die Abkehr von vorwiegend technischen und ökonomisch bestimmten Formationen, wozu sie die Informationsgesellschaft fast einhellig und erstaunlicherweise zählen; dies auch den hier noch unbelehrbaren Protagonisten ins Stammbuch geschrieben! Denn die Technik integriere sich mit Gen-, Nanound sonstigen Soft-Technologies in die alltäglichen Systeme oder gar in die menschlichen Organe, was selten als problematisch erachtet wird; das »Reich der Notwendigkeiten« und Zwänge eskamotiere. In den Mittelpunkt rücke (wieder) das Individuum, das Humane schlechthin, mindestens die Fähigkeiten der Selbstorganisation, Selbstbestimmung, der Dezentralisierung und weitgehenden Freiheiten. Ideelle Kräfte und Werte werden demnach vorrangig, »Nachhaltigkeit« - so lässt sich Computer-Guru John Naisbitt im Gegensatz zu Norbert Bolz vernehmen - »ist die Zukunft« (Seite 233), aber dafür bedarf es für ihn der Informationstechnologien. Der dänische Autor Rolf Jensen wähnt wie in seinem Buch (1999) die »Dream Society« heraufziehen, weil die Menschen für ihre emotionalen Bedürfnisse gute Geschichten brauchen, selbst wenn sie nur den Waren als Marketingzusatz beigegeben sind - als Gebrauchswertversprechen, wie man das früher nannte. Das Science-Fiction- und Zukunftsforscher-Ehepaar Angela und Karlheinz Steinmüller argumentiert sich in einem sokratischen Dialog in eine eher wunderliche Epoche von Erzählungen und Mythen hinein, und Steve Talbott, Herausgeber der elektronischen Zeitschrift »NetFuture«, verwirft ebenfalls den Informationsgriff und postuliert als lebenswerte Kategorien hingegen Sinn und Bedeutung: Auch Naturwissenschaftler und Okonomen müssten »die Welt« als einen »sinnvollen Text« begreifen und nicht länger mehr als »informationelles System«.
    - Zukünftegestalten - So scheint der Informationsbegriff und mit ihm die Informationsgesellschaft schon mächtig dekonstruiert - oder soll man schon sagen: denunziert? -, ob auf seriösem, realistischem Fundament oder in reichlich spekulativen, idealistischen Höhen, scheint dahingestellt. Das Unbehagen ob ihrer Unschärfe und ihrer semantischen Implikationen seit ihren nachrichtentechnischen Anfängen schwärt ja schon lange - und wurde auch in dieser Zeitschrift diskutiert. Aber so recht etwas Neues und Treffenderes zur Beschreibung des zweifellos stattfindenden Strukturwandels ist (noch) nicht zur Hand, mindestens nicht hinlänglich akzeptiert. Und immerfort mit dem Präfix »Post-« zu operieren, befriedigt auf Dauerebensowenig. So kann sich der Autor des Vorworts, Michael Kühlen, ebenfalls nur für den Plural, für »Zukünfte«, aussprechen, weil dadurch die »Gestaltbarkeit des Kommenden in den Mittelpunkt« gestellt und die »Autonomie des Menschen« betont werden (Seite 14). Aber ist solche Rede nicht wieder maßlos optimistisch und damit unrealistisch - solange solche Ziele und Werte nur beschworen, aber nicht in ihrem realen Wettstreit mit den weniger (oder zumindest nicht von vielen) beeinflussbaren Kräften austariert werden? Solche im guten Sinne pragmatische (und auch einigermaßen taxierbare) Szenarios findet man zu wenige in diesen elf Zukunftsskizzen."
  8. Gorz, A.: Welches Wissen? : Welche Gesellschaft? (2002) 0.01
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    Abstract
    Wissen spielt im gesellschaftlichen Produktionsprozeß bereits die bei weitem wichtigste Rolle. Es ist die entscheidende Produktivkraft. Es ist dazu bestimmt, sowohl einfache manuelle Arbeit als auch Finanz- und Sachkapital zu subalternen Produktivkräften herabzusetzen. Die gegenwärtige Entwicklung weist auf eine zukünftig mögliche Wissensgesellschaft hin, ist aber noch weit davon entfernt, deren Möglichkeit zu verwirklichen. Was bereits heute viele für eine Wissensgesellschaft halten, welche die Gesetze der kapitalistischen Ökonomie außer Kraft setzt, ist bloß die provisorische Form eines Kapitalismus, der Wissen als Eigentum privater Firmen behandelt und wie Sachkapital verwertet. Zum Übergang in eine Wissensgesellschaft wird es erst kommen können, wenn die Gesellschaft Wissen nicht als Fachwissen behandelt, sondern als Komponente einer Kultur, in der die Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten und Beziehungen das entscheidende Ziel ist. Es liegt im Wesen von Wissen, ein gesellschaftliches Gemeingut zu sein, und im Wesen einer Wissensgesellschaft, sich als Kulturgesellschaft zu verstehen. Wissen gehört zur Kultur, ist in sie eingebettet, wirkt auf sie zurück und umgekehrt. Beide entwickeln sich im universellen Austausch und Verkehr. Eine Wissens- oder Kulturgesellschaft erfordert, daß allen der bedingungslose Zugang zum gesamten Wissen sowie die Teilhabe an den wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften gesichert ist. "Wissen ist nicht dazu geeignet, als exklusives Eigentum behandelt zu werden" ("is not susceptible to exclusive property"), sagte schon Thomas Jefferson. Der Sinn für und die Pflege von Gemeingut müssen folglich in einer Wissensgesellschaft gegenüber Privateigentum und Warenbeziehungen überwiegen. Ebensowenig wie Wissen ist die Natur dazu geeignet, zum Zweck ihrer Vergeldlichung privatisiert, instrumentalisiert und vergewaltigt zu werden. Wissen darf nicht auf kognitivinstrumentelle technowissenschaftliche Kenntnisse reduziert werden.
    Source
    Gut zu Wissen: Links zur Wissensgesellschaft. Hrsg.: Heinrich-Böll-Stiftung, konzipiert und bearb. von Andreas Poltermann
  9. Diefenbach, P.: Gut gefiltert (2001) 0.01
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    Abstract
    Fast täglich müssen wir erfahren, dass die Belastbarkeit unseres Körpers und seiner Organe begrenzt ist. Gelegentlich benötigen wir deshalb Hilfsmittel, um keinen Schaden zu erleiden. Wer einen Gletscher überqueren oder eine Sonnenfinsternis beobachten will, braucht Sonnenbrille und wirksame Schutzfilter. Rettungsmannschaften der Feuerwehr riskieren in verrauchten Räumen ohne Atemschutzfilter binnen Sekunden ihr Leben. Und längst hat es sich herumgesprochen, dass das Leben eines jeden von uns bedroht ist, weil die Atmosphäre des Planeten Erde als Filter immer unwirksamer wird. Auch Geist und Verstand halten nicht alles aus, was auf sie einstürmt. Die Nachrichtenfülle auf zig TV-Kanälen im Wohnzimmer, eine Werbeflut nahezu an jedem Ort von morgens bis abends, die kaum mehr zu überblickende Informationsballung im Internet - was uns zu bereichern schien, droht uns geistig und emotional zu ersticken. Es müsste einen Filter geben, der Überflüssiges und Schädliches von dem trennt, was Substanz hat und wertvoll ist. Der Apostel Paulus hat das in einem Brief an die Gemeinde von Korinth als Fähigkeit zur "Unterscheidung der Geister" , beschrieben. Dafür gibt es keine Patentrezepte, aber interessante Möglichkeiten zur Erprobung. Wer sich z.B. daran macht, seine Sorgen und Ängste durch den "Filter" eines Gebetes zu pressen, wird merken, worauf es ankommt; überflüssiges Drum und Dran bleibt außen vor. Sich Zeit lassen zum Nachdenken, zur Sammlung oder - wem es gegeben ist zur Meditation, alles das kann filternd davor schützen, überflutet zu werden. Filter haben aber nicht nur Schutz- und Abwehrfunktion. Vor der Linse eines Fotoapparates geben sie den Bildern Qualität und Ausdruck. Nicht zu vergessen ein gut gefilterter Kaffee, der am Sonntagnachmittag dazu anregen kann, neue Ideen gegen geistige Umweltverschmutzung zu entwickeln
  10. Glowalla, U.: Information und Lernen (2004) 0.01
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    Abstract
    Menschen verfügen über ein breites Handlungsrepertoire und umfangreiches Wissen. Wir können laufen und sprechen, viele von uns sogar in verschiedenen Sprachen. Wir wissen, wie man ein Auto fährt, dass Mozart ein Komponist war, und fürchten uns, wenn uns ein aggressiver Hund begegnet. Ohne dieses vielfältige Wissen wären wir nicht in der Lage, uns in der Welt zurechtzufinden und zu behaupten. Einen großen Teil dieses Wissens haben wir durch Beobachten unserer Artgenossen gelernt (Beobachtungslernen). Anderes haben wir gelernt, weil die Umwelt auf unsere Handlungen reagiert. Reagiert die Umwelt positiv auf eine unserer Handlungen, dann zeigen wir diese Handlung in Zukunft häufiger, reagiert sie negativ, lassen wir es eher bleiben (operantes Konditionieren). Viele Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben wir aber dadurch, dass wir extern vorliegende Informationen aufnehmen und so verarbeiten, dass dabei neues Wissen entsteht. Psychologen sprechen hier von menschlicher Informationsverarbeitung oder kognitivem Lernen, um zum Ausdruck zu bringen, dass die Informationen durch ein verstehendes, kognitives System verarbeitet werden. Das kognitive Lernen steht im Fokus dieses Beitrages. Die hohe Bedeutung des kognitiven Lernens gerade im Zeitalter der Informationsgesellschaft liegt auf der Hand: Mächtige und effiziente Formen der externen Speicherung von Wissen stellen nur dann einen Vorteil dar, wenn die Mechanismen, mit denen wir aus Information Wissen schaffen, vergleichbar mächtig und effizient sind.
    Source
    Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. 5., völlig neu gefaßte Ausgabe. 2 Bde. Hrsg. von R. Kuhlen, Th. Seeger u. D. Strauch. Begründet von Klaus Laisiepen, Ernst Lutterbeck, Karl-Heinrich Meyer-Uhlenried. Bd.1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis
  11. Giessen, H.W.: Ehrwürdig stille Informationen : Eine Interpretation der Phaidros-Passage unter besonderer Berücksichtigung der McLuhan'schen Unterscheidung in 'kühle' und 'heiße' Medien (2006) 0.01
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    Abstract
    Der folgende Beitrag bezieht sich auf Kommunikationsprozesse. Das klassische Kommunikationsmodell, das schon auf die antike Rhetorik zurückgeht, beschreibt eine Person, von der die Kommunikation ausgeht - das theoretische Modell, auf das heutzutage in der Regel zurückgegriffen wird, Claude Elwood Shannons und Warren Weavers "mathematische Theorie der Kommunikation" (1964), nennt diesen Ausgangspunkt der Kommunikation den 'Sender' -, und die Person, die das Ziel der kommunikativen Bemühungen ist, den 'Empfänger'. Für die Darstellung des Kommunikationsprozesses in historischer Zeit genügen diese beiden Elemente; der Kommunikationsprozess erfolgte in der Regel direkt, da (nahezu ausschließlich) mündlich. (Probleme der Kodierung von Informationen durch Sprache seien an dieser Stelle nicht berücksichtigt.) Unter Umständen benötigen Sender und Empfänger aber auch ein Medium, eine 'Mittelinstanz' (vom lateinischen medium, das Mittlere), damit die kommunikativen Signale gut vom Sender zum Empfänger kommen können. Der Begriff Medium' - Mittelinstanz' macht deutlich, dass damit das 'Sender'-'Empfänger'-Modell nicht aufgegeben wird. Es handelt sich vielmehr um eine Metapher, die den Ort und die Funktion dieser Instanz im Kommunikationsfluss lokalisiert und bewertet. Ein historisch frühes Beispiel für ein solches 'Medium' sind bildhafte Darstellungen in steinzeitlichen Höhlen. Es war jedoch stets (selbst den steinzeitlichen Menschen zumindest unbewusst) klar, dass diese mediale Form des Informationstransfers nicht nur untersucht werden muss, weil sie möglicherweise störanfällig ist oder den Umfang, die Sende- und die Empfangsmöglichkeiten der zu übermittelnden Informationen begrenzt. Schon früh hat sich gezeigt, dass die Metapher problematisch sein kann, weil ein Medium' nicht nur Mittelinstanz' ist, sondern auch selbst die Art und den Inhalt der zu übermittelnden Informationen (mit) beeinflussen kann.
    Source
    Information und Sprache: Beiträge zu Informationswissenschaft, Computerlinguistik, Bibliothekswesen und verwandten Fächern. Festschrift für Harald H. Zimmermann. Herausgegeben von Ilse Harms, Heinz-Dirk Luckhardt und Hans W. Giessen
  12. Ortner, J.: Wie kommt der Geist ins Hirn? : Beiträge zur konstruktivistischen Erkenntnistheorie ; Geschichten und Argumente zum Widerstreit zwischen Geistes- und Neurowissenschaften (2007) 0.01
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    Abstract
    1990 wurde in Amerika die «Dekade des Hirns» ausgerufen. Zehn Jahre später erklärten auch in Deutschland führende Hirnforscher eine «Dekade des menschlichen Gehirns». Mit neuester Technologie wollten sie «dem Gehirn beim Arbeiten zusehen», Ursachen krankhafter Fehlfunktionen ergründen und Aufschlüsse über mentale Prozesse wie Wahrnehmung, Informationsverarbeitung und Sprache gewinnen. Revolutionäre Erkenntnisse über das Wesen höherer kognitiver Leistungen lieferten sie bis heute nicht, auch wenn manche Neurowissenschaftler dies anders sehen. Für Kultur- und Geisteswissenschaftler ist menschliches Denken und Wissen das Ergebnis kulturgeschichtlicher Entwicklung, die mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht entschlüsselbar sei. Wie aber ist die Verbindung von Körper und Geist vorstellbar? Jede mögliche Antwort ist Vorstellung oder Gedanke und beantwortet daher die Frage nicht wirklich. Ist das gelebte Leben die Antwort?
    Content
    Inhalt: Was ist der Unterschied zwischen Information und Wissen? - Wie können wir Wissen erwerben und weitergeben? - Welchen Beitrag leisten Neurowissenschaften, konstruktivistische Erkenntnistheorie, Informationstheorie und Kulturanthropologie zur Frage nach dem Wirklichkeitsgehalt unseres Wissens? - Kann der Mensch ohne den Glauben an ein Jenseits leben?
  13. Franken, G.: Weglassen öffnet den Weg zur Welt : BuchMalerei und Wortarchitektur von Elisabeth Jansen in Küchenhof-Remise (2004) 0.01
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    Content
    "Die Welt des Informationszeitalters dringt auf den Menschen immer heftiger und geballter ein - und zugleich immer verschlüsselter, codierter, gefiltert und vermittelt als Medienbotschaft. Die Auseinandersetzung mit diesen Zeichen, ob in visualisierender Form oder textlich gefasst, hat die Hebborner Künstlerin Elisabeth Jansen seit Jahren in den Mittelpunkt ihrer meist kleinformatigen Arbeiten gestellt: Dem Informationsüberfluss, der sich in seiner lautstarken Überlagerung zum Informationsrauschen entwickelt, begegnet sie mit einem energischen und impulgesteuerten Auswahl- und Reduzierungsschritt, wobei Collage und farbliche Abdeckung die bevorzugten Instrumente der Datenzähmung darstellen. In der Remise des Altenberger Küchenhofes sind Ergebnisse ihrer enorm fruchtbaren Produktion aus den letzten Jahren unter dem Titel "BuchMalerei und Wortarchitektur" bis zum 13. Juni zu besichtigen. Ausgangspunkt ihrer Werke ist oft ein irgendwie gestaltetes Papier: ein Kalenderblatt, ein Prospekt, eine Kunstpost karte, die unter dem Lackstift ihre Physiognomie verliert. Die Konturen der Auslassungen, die dem Untergrund erlauben, noch partiell in Erscheinung zu treten, zwingen dem Träger eine völlig neue Interpretation auf. Es bilden sich Umrisse und Gestalten von fragmentarisierter, torsohafter Form, die nur in Ausnahmefällen vorgefundene Elemente als formalisierte Struktur aufgreifen und einbinden, durch zeichnerische Figuren ergänzt. Welt erhält neue Bedeutung, wird auf dem Papier - eigentlich im Kopf - neu konstruiert. Besondere Dichte erhält diese Neuformulierung in den Künstlerbüchern; in denen Elisabeth Jansen über einen längeren Zeitraum tagebuchoder albumartig einen solchen Transformationsprozess fortführt. Diese annalistisch fortlaufenden Kommentare finden ihre Zuspitzung in den Wortarchitekturen", in denen einzelne Worte oder Zeilenbruchstücke aus der Tageslektüre ausgewählt und zu neuen Textkörpern addiert werden: Welt wird zu einem Kaleidoskop von Eindrücken, die sich zufälligen Standpunkten verdanken. Was bleibt, entscheidet das Subjekt selbst."
  14. Buckland, M.: Vom Mikrofilm zur Wissensmaschine : Emanuel Goldberg zwischen Medientechnik und Politik : Biografie (2010) 0.01
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    Abstract
    Emanuel Goldberg (1881-1970), Chemiker, Ingenieur und Gründer von Zeis Ikon. Er beeinflusste maßgeblich die Bildtechnologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ist Emanuel Goldberg der Erfinder der ersten Suchmaschine? 1932 bereits entwickelte er ein Gerät, das das Suchen, Auffinden und Anzeigen von beliebig vielen Dokumenten möglich machte. Diese Statistische Maschine, wie er sie nannte, kamen verschiedenste Technologien auf kreative Art und Weise zusammen: Mikrofilm für das Speichern von Dokumenten; Lochkarten für die Spezifikation der Suchanfragen; Elektronik für das Erkennen von Codierungsmustern; Optik; Kinematographie für die beweglichen Teile; und Telefonie für die Dateneingabe. Goldberg leistete Pionierarbeit, denn die Statistische Maschine scheint der erste Bildschirmarbeitsplatz mit elektronischen Komponenten gewesen zu sein und darüber hinaus das erste System zur Auffindung von Dokumenten, das über die Lokalisation von Einträgen mit bereits bekannten Positionsadressen hinausging und sich dem wesentlich anspruchsvolleren Unterfangen widmete, Dokumente hinsichtlich bestimmter Suchkriterien suchen, auswählen und abbilden zu können. Michael Buckland zeichnet hier eine unglaubliche Lebensgeschichte nach, die nicht nur Goldbergs Kreativität und Genialität honoriert, sondern auch ein intellektueller und gesellschaftlicher Spiegel ist - einer historisch wichtigen Zeit für die Geschichte der Informationswissenschaften und Technologie.
  15. Edelman, G.M.: Göttliche Luft, vernichtendes Feuer : wie der Geist im Gehirn entsteht - die revolutionäre Vision des Medizin-Nobelpreisträgers (1995) 0.01
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    Abstract
    Der amerikanische Medizin-Nobelpreisträger ist im Gegensatz zu vielen anderen Hirnforschern davon überzeugt, daß die Biologie den Schlüssel zum Verständnis des Gehirns und damit des menschlichen Geistes liefert. Seine These vertritt er in der vorliegenden Veröffentlichung. Sie "ist von einer erstaunlichen Vielfalt, die von der Philosophie zur Biologie, zur Psychologie und zur Computersimulation des Nervensystems reicht und daraus ein Ganzes zu machen versucht". (Oliver Sacks.)
    Classification
    ER 810 Allgemeine und vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft. Indogermanistik. Außereuropäische Sprachen und Literaturen / Allgemeine Sprachwissenschaft / Sprachphysiologie und Sprachmedizin / Physikalische, biologische, neurologische Grundlagen
    RVK
    ER 810 Allgemeine und vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft. Indogermanistik. Außereuropäische Sprachen und Literaturen / Allgemeine Sprachwissenschaft / Sprachphysiologie und Sprachmedizin / Physikalische, biologische, neurologische Grundlagen
  16. Donsbach, W.: Wahrheit in den Medien : über den Sinn eines methodischen Objektivitätsbegriffes (2001) 0.01
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    Abstract
    Das Problem der Wahrnehmung und Darstellung von Wahrheit durch die Medien führt zu vier zentralen Fragen: Wie viel Wahrheit gibt es in der Welt, über die Journalisten berichten müssen? Wie ermittelt oder recherchiert man diese Wahrheit? Wie trennt man die Spreu vom Weizen? Und wie geht man als Journalist mit dem um, was man als Wahrheit erkannt hat oder erkannt zu haben glaubt? Hier gibt es ganz offensichtlich eine Parallele zwischen Journalisten und Wissenschaftlern. Journalisten und Wissenschaftler brauchen erstens Hypothesen, zweitens geeignete Hypothesentests, drittens ein gutes Abgrenzungs-Kriterium und viertens Verfahren, um die erkannten Sachverhalte auf angemessene Weise für eine Kommunikation mit anderen zu repräsentieren, das heißt sie darzustellen. Es gibt zwei große Unterschiede zwischen Journalisten und Wissenschaftlern: Journalisten sind in der Regel auf raum-zeitlich begrenzte Aussagen aus, Wissenschaftler in der Regel auf raumzeitlich unbegrenzte Gesetze. Aber diese Unterschiede sind fließend, weil Wissenschaftler raum-zeitlich begrenzte Aussagen brauchen, um ihre All-Aussagen zu überprüfen, und Journalisten sich immer häufiger auf das Feld der allgemeinen Gesetzes-Aussagen wagen oder doch zumindest Kausalinterpretationen für soziale Phänomene anbieten. Der zweite Unterschied besteht darin, dass die Wissenschaft weitgehend professionalisiert ist (zumindest gilt dies uneingeschränkt für die Naturwissenschaften und die Medizin), was ihr relativ klare Abgrenzungs- und Güte-Kriterien beschert hat. Diese fehlen weitgehend im Journalismus.
    Content
    Der Beitrag basiert auf einem Vortrag beim 9. Ethiktag "Wissenschaft und Medien" am Zentrum für Ethik und Recht in der Medizin des Universitätsklinikums Freiburg im Februar 2001.
  17. Psychopedis, K.: Antinomien der Wissensgesellschaft (2002) 0.01
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    Abstract
    Die Konzeption einer "Gesellschaft des Wissens" wird vielfach mit Vorstellungen der Unsicherheit, der Indeterminiertheit, der Kontingenz, der Instabilität, der Flexibilität etc. von sozialen Lagen und Handlungsabläufen in modernen Gesellschaften in Zusammenhang gebracht. Hier scheint eine relativistische Denkweise zum Ausdruck zu kommen, die allerdings auf sozio-ökonomische Systemzwänge zurückführbar ist. Sie gibt auf jeden Fall Anlaß zu versuchen, den Relativismus und die entsprechenden gesellschaftlichen Praktiken zu "überlisten" und dem emanzipatorischen Potential, das in diesen Denkweisen und Praktiken enthalten sein mag, nachzuspüren. Dies würde natürlich bedeuten, daß man gleichzeitig mit der Umformulierung von Begriffen, wie Kontingenz und Indeterminiertheit, auch die Werte näher bestimmen müßte, aus deren Nicht-Vollzug Lagen der Kontingenz, Indeterminiertheit etc. entstehen. Unbestimmt und kontingent z.B. sind Beziehungen, die Solidarität und Kooperation verunmöglichen und die Akteure aus der Verantwortung ausschließen. Wirklich flexibel ist die Arbeit, die nicht-mechanisch ist, die interessant ist und Spaß macht. Was not tut, in Theorie und Praxis, ist, gegenüber den Gefährdungen, die die neuen Organisationsformen der Gesellschaft mit sich bringen, neue Formen der Solidarität zu erfinden. Die Menschen erfahren, daß die neuen Formen der Gesellschaftsorganisation ständig auf das angewiesen sind, was sie selbst, indem sie Atomisierung und Konkurrenz institutionalisieren, systematisch ausschließen, d.h. nämlich Dialog, Beteiligung und kollektive, erfinderische Tätigkeit - gerade also das, was den Akteuren "wert" ist. Hier ergibt sich eine Reihe von Antinomien, die sich insbesondere als Antinomien der Gesellschaft des Wissens ausweisen. Der Begriff der Wissensgesellschaft bezieht sich auf eine Gesellschaft, in der Wissen mit immenser, in der menschlichen Geschichte zum ersten Mal möglich gewordener Geschwindigkeit produziert und verbreitet wird, in der aber die Akteure in soziale Beziehungen eingeflochten sind, die ihnen die Kontrolle über Voraussetzungen und Konsequenzen des Gebrauchs von Wissen entziehen. Gefahr, die durch den Wissensgebrauch entsteht, Unwissen, Herrschaft, die sich durch Wissen reproduziert, und Zerstörung von Wissen koexistieren mit der enormen Verbreitung von Wissen, während Mangel an Solidarität und Mißtrauen den Wert dessen, was wir wissen, relativieren.
    Source
    Gut zu Wissen: Links zur Wissensgesellschaft. Hrsg.: Heinrich-Böll-Stiftung, konzipiert und bearb. von Andreas Poltermann
  18. Haan, G.de; Poltermann, A.: Bildung in der Wissensgesellschaft (2002) 0.01
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    Abstract
    Weltweit rückt heute Wissen ins Zentrum des Interesses. Mit Blick auf die Bewältigung der globalen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Probleme wird in Berichten der Weltbank (1999), Programmen der Vereinten Nationen (1999) und UNESCO-Konferenzen (UNESCO/ICSU 1999) von der "Unhintergehbarkeit des Wissens" gesprochen. Die Organisation von Wissenstransfer, die Sicherung des öffentlichen Zugangs zu Wissen und die Schaffung von Kapazitäten für Wissen in Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen gehören zu den anerkannten Herausforderungen des "global change" und eines reformulierten Nord-Süd-Dialogs, der sowohl makroökonomische Ziele wie auch das Ziel der "menschlichen Entwicklung" gleichrangig befördern soll. In den hochtechnisierten Ländern des Nordens findet der "global change" Ausdruck in einer Vielfalt tentativ verwendeter Begriffe wie "Dienstleistungsgesellschaft", "Postindustrielle Gesellschaft", "Informations-" oder "Wissensgesellschaft". Wissen gilt inzwischen als vierter und zudem bedeutendster Produktionsfaktor neben Arbeit, Kapital und Natur. Bei Microchips ist der Preis zu 70 durch Wissen bestimmt (Forschung, Entwicklung, Kontrolle), nur zu 12 durch Arbeit. Ähnliche Relationen zwischen investiertem Wissen und investierter Arbeit findet man in der Pharmaindustrie, im Bereich von Information und Kommunikation, mehr und mehr in allen innovativen Branchen, in denen eine Reduktion der Materialdurchsätze bei höheren oder gleichen Leistungen von Produkten und Dienstleistungen identifizierbar ist. Neue Berichte sprechen davon, daß sich 70 bis 80 % des wirtschaftlichen Wachstums auf neues oder verbessertes Wissen zurückführen lassen (European Commisson 2000). Wissen gilt nach jüngsten Studien als Schlüssel für die Erklärung von Differenzen in Entwicklungsprozessen unterschiedlicher Nationen. Die Wachstumssprünge in Ostasien in den letzen Jahrzehnten erklärt man sich mehr und mehr aus dem Wandel im Bildungsstand der jeweiligen Länder, der Form und der Nutzung des Wissens. Innovationen und Erfindungen sind in höchstem Maße vom in der Gesellschaft verfügbaren Wissen abhängig; und der rasante Anstieg, den die hoch- und mitteltechnologischen Güter am Welthandel haben (von 33% in 1976 zu 54 % 1996; vgl. Weltbank 1999, S.34) wäre ohne diese Expansion des Wissens gar nicht denkbar.
    Source
    Gut zu Wissen: Links zur Wissensgesellschaft. Hrsg.: Heinrich-Böll-Stiftung, konzipiert und bearb. von Andreas Poltermann
  19. Capurro, R.: Gedehnter Blick und beharrliche Langsamkeit : Gegen das Mythologem der beschleunigten Wissensgesellschaft (2004) 0.01
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    Abstract
    Die beschleunigte Wissensgesellschaft ist jene Gesellschaft, in der sich jede/r ständig vergewissern muss und will, wo er/sie sich gerade befindet. "Ich bin hier - wo bist Du?" Diese typische Frage eines Handy-Nutzers zeigt zunächst eine scheinbar banale Veränderung gegenüber dem herkömmlichen Telefon. In Wahrheit bedeutet es aber dass wir ständig und überall ansprechbar sind. Man ist nicht mehr bereit für eine alltägliche oder geschäftliche Antwort lange zu warten. Die Konsequenz dieser Beschleunigung lautet meistens Hektik und Stress. Diese Veränderung der Kommunikationsverhältnisse - und Kommunikation ist der Kitt menschlichen Zusammenseins - vollzieht sich auf der Grundlage der digitalen Weltvernetzung bekannt als das Internet. Das Handy ist nicht nur die bloße Summe herkömmlicher Geräte, nämlich Telefon, Kamera Fax und dergleichen, sondern diese Summe auf Internet-Basis. Das verändert grundlegend nicht nur unsere Arbeits- sondern auch unsere sonstigen Lebensverhältnisse in nicht geringerem Maße als es bei den Transport- und Kommunikationsmitteln im 19. und 20. Jahrhundert der Fall gewesen ist. Der springende Punkt ist dabei zweifellos die Interaktivität und zwar im Unterschied zu jenen Formen der Verbreitung digitaler Botschaften, die das Monopol der Massenmedien des 20. Jahrhunderts bildeten. Das Neue besteht nämlich in der Möglichkeit eines jeden im digitalen Netz Eingeloggten messages nicht nur an Einzelne, sondern auch an viele zu senden oder sie von ihnen zu empfangen und mit solchen messages direkt oder indirekt eine Wirkung zu erzielen. Diese interaktive und wirkungsmächtige Struktur der digitalen Vernetzung stellt jene hierarchische Monopolstruktur der Massenmedien in Frage, die aus dem Empfänger der Sendung nur einen Rezipienten machen, während jetzt im Prinzip jeder Empfänger zugleich ein potenzieller Sender und ein digital Handelnder wird' jenseits der individualistischen Version des klassischen Telefons. Wenn wir davon ausgehen, dass menschliches Wissen das Produkt sozialer Interaktion und die Grundlage unseres politischen, kulturellen und ökonomischen Lebens ist' dann leuchtet ein, dass eine solche Veränderung der Kommunikationstechnik zugleich eine Beschleunigung in der Wissensproduktion, -verbreitung und -nutzung mit sich bringt, die sich hinter dem verbrauchten Schlagwort von der Wissensgesellschaft oder auch von der Informationsgesellschaft verbirgt. Diese Beschleunigung führt zu einem neuen Selbstverhältnis im Sinne nämlich eines vernetzten Subjekts, das die Spannung zwischen Autonomie und Heteronomie im digitalen Netz anders begreifen und gestalten lernen muss als bisher. Wir sind digital vernetzt. Das ist der Grundsatz der vernetzten Wissensgesellschaft. Was wir über die Welt wissen, wissen wir nicht mehr bloß durch die Massenmedien, wie noch Niklas Luhmann behauptete, sondern durch vielfältige interaktive digitale Kanäle' die inzwischen weitgehend die Basis unseres In-der-Welt-seins bilden. Wer aber sind 'wir'? Die digitalen Kanäle verbinden und spalten uns zugleich, sofern sie nämlich aus unterschiedlichen Gründen, für einen großen Teil der Weltbevölkerung de facto unzugänglich bleiben. Wir sind vernetzt gespalten. Wir pflegen diesen Zustand mit dem Ausdruck, digitale Spaltung, (digital divide) zu kennzeichnen, wohl wissend' dass damit bisherige ökonomische, politische, technische und kulturelle Spaltungen berührt sind. Die ethisch-politische Debatte um die künftige Wissensgesellschaft beschäftigt zur Zeit den von den Vereinten Nationen einberufenen Weltgipfel über die Informationsgesellschaft (World Summit an the Information Society), worauf ich noch zu sprechen komme.
    Die folgenden Überlegungen sind zugleich bejahend und kritisch gegenüber der heutigen beschleunigten Wissensgesellschaft. Sie sind bejahend, indem sie versuchen, diese Veränderung im Sinne eines epochalen kulturellen Einschnittes zu würdigen. Sie sind kritisch, indem sie zeigen, dass der Mensch sich durch sein Wissen und, wie Aristoteles mit Recht betont, durch sein Handeln (praxis) auszeichnet, so dass in der Wissensgesellschaft alles auf diese Verbindung zwischen der Bildung des Verstands und der des Charakters ankommt. Wissensprozesse beruhen auf Informationsprozessen: Wie soll man etwas erfahren, wenn dies nicht mitgeteilt wird? Indes, Information und Bildung scheinen in unserem überkommenen Verständnis in einem beinah unversöhnlichen Gegensatz zu stehen. Der Wissensbegriff, als Kern der Bildung, scheint etwas Höheres anzusprechen als die bloße Information. Die Begriffsgeschichte belehrt uns aber bei näherer Betrachtung, eines Besseren. Das deutsche Wort 'Bildung' ist die im 18. Jahrhundert entstandene Übersetzung der aus dem Französischen übernommenen Begriffe 'Edukation' und 'Information', wie zum Beispiel der Ausdruck "Information des Verstandes und des Herzens" bei Christoph Martin Wieland (1733-1813) bezeugt, der maßgeblich an dieser Übersetzung beteiligt war. Der Informationsbegriff selbst geht zurück auf das Lateinische informatio im Sinne von materieller und geistiger Formung, und verweist wiederum auf die bedeutungsschweren besonders von Platon und Aristoteles geprägten Begriffe idealeidos, morphe und typos.
    Source
    Information - Wissenschaft und Praxis. 55(2004) H.8, S.463-468
  20. Rauch, W.: Auch Information ist eine Tochter der Zeit (2006) 0.01
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    Abstract
    Die meist Francis Bacon zugeschriebene Erkenntnis veritas filia temporis - die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit - gilt auch, sogar in noch viel höherem Maße, für Information. So trivial diese Erkenntnis auch sein mag, so wenig wird sie von Informationswissenschaft und -praxis derzeit beachtet. Das beginnt schon bei den Grundlagen unseres Faches: Der Prozess der Informationsvermittlung geht in der Regel von folgendem Modell aus: Ein Individuum (der Informationssuchende) benötigt zur Lösung einer Aufgabenstellung Information, über die dieser Informationssuchende in seinem 'erweiterten Gedächtnis' nicht verfügt (also im eigenen Gedächtnis und den zu seiner Unterstützung persönlich verfügbaren Wissenssammlungen, wie z.B. Verzeichnissen, Büchern, Ablagesystemen). Daher wendet sich der Informationssuchende an das 'kollektive Gedächtnis der Menschheit', also an Bibliotheken, Datenbanken oder das Internet, um dort jene Information zu erhalten, die zur Problemlösung benötigt wird. In diesem 'kollektiven Gedächtnis der Menschheit' gibt es Dokumente, die zur Lösung einer konkreten Problemstellung beitragen können (die sogenannten relevanten Dokumentationseinheiten), nennen wir diese Menge A. Eine konkrete Anfrage durch den Informationssuchenden liefert als Ergebnis relevante und nicht relevante Dokumente: die Menge B. Die Schnittmenge von A und B, also die gefundenen relevanten Dokumente, sind schließlich das Ergebnis des Informationsvermittlungsprozesses. An der Brauchbarkeit dieser Schnittmenge zur Problemlösung werden Erfolg oder Misserfolg einer Informationssuche gemessen (z.B. mit den Maßzahlen Recall und Precision). Das Modell geht also von einer (Teil-)Menge von gespeichertem Weltwissen aus, dem 'kollektiven Gedächtnis der Menschheit', das natürlich durchaus widersprüchlich und unvollständig sein kann und ständiger Erweiterung und Veränderung unterliegt. Während des Information-Retrieval-Vorganges ist dieses Weltwissen in Struktur und Inhalt allerdings unveränderlich und wird durch die Fragestellung des Informationssuchenden auch nicht beeinflusst. Diesem gespeicherten Weltwissen wird die konkrete ebenfalls während des Suchvorganges unveränderliche Fragestellung des Informationssuchenden gegenübergestellt. Wissenschaft, Kunst und Handwerk des Information Retrieval bestehen nun darin, in den richtigen Datensammlungen mit den besten Instrumenten und den sinnvollsten Fragestellungen zu suchen. Dieses Modell mag bei zahlreichen Retrieval-Aufgaben durchaus zutreffend sein: Bibliothekarische Anfragen, Flugplan-Informationen, Routine-Abfragen nach Lagerbeständen, Auskünfte aus einem Melderegister und ähnliche Fragestellungen werden von diesem Modell hinreichend beschrieben. Für die meisten wissenschaftlichen Aufgaben, für die Reduktion von Ungewissheit (Wersig 1971, 73ff.), für 'Wissen in Aktion' (Kuhlen 1990, 14) ist dieses Modell hingegen zu starr. Es berücksichtigt nicht, dass jedes gefundene Dokument, sobald es vom Informationssuchenden verarbeitet wird, eine Veränderung in dessen Problemsicht bewirken kann: Wenn die aufgefundene Dokumentationseinheit nicht nur redundantes Wissen enthält, wenn sie also Information bewirkt, dann muss sie ja per definitionem die Sichtweise des Fragestellers verändern. Damit ändert sich aber auch die Fragestellung selbst: Hypothesen werden erhärtet oder beginnen zu wanken, Vermutungen werden in eine bestimmte Richtung gelenkt, neue Probleme oder Lösungsmöglichkeiten tun sich auf. Die gesamte ursprüngliche Aufgabenstellung kann als richtig oder falsch erkannt werden. Damit werden neue Fragen aktuell, alte obsolet.
    Jedes einzelne gefundene Dokument kann also nach seiner Verarbeitung durch einen Informationssuchenden die Fragestellung ändern und damit die Menge der relevanten Dokumente A, ebenso wie die Formulierung der Suchanfrage und damit die Menge der gefundenen Dokumente B. Die Teilmengen A und B können sich während einer Suchanfrage damit ständig verändern. Information Retrieval wird damit zu einem dynamischen Vorgang (Rauch 1994, 15 ff.), ebenso wie der Informationsbegriff sich als zeitabhängig erweist (Rauch 2004, 109 ff.). Dieses Phänomen der 'Informationsdynamik' kennt jeder Studierende, der eine Diplomarbeit schreibt, ein Kunde, der ein Produkt sucht, jeder recherchierende Journalist, ein Urlauber, der eine Reise zusammenstellt, oder ein Unternehmer, der eine Geschäftsidee entwickelt. Der Informationsvorgang ist in diesen Anwendungsfällen eben kein neutraler Prozess, der Realität beschreibt, wie sie ist. Information Retrieval ist vielmehr selbst Teil der Realität, beeinflusst diese und verändert sie. Der Information-Retrieval-Vorgang verändert also zuerst die Weltsicht des Informationssuchenden (das 'interne Außenweltmodell') und damit dessen 'erweitertes Gedächtnis'. Es werden diesem Gedächtnis neue Inhalte hinzugefügt, alte möglicherweise verändert oder gar verworfen, neue Strukturen, Assoziationen, Verbindungen hergestellt. Wenn der Informationssuchende diese neuen Erkenntnisse anderen Menschen mitteilt, dann beginnt sich in einem zweiten Schritt möglicherweise langsam auch das kollektive Gedächtnis der Menschheit zu verändern: Eine Erkenntnis beginnt sich durchzusetzen, ein Gedanke verbreitet sich. Diese Rückkoppelung der eigenen Erkenntnis mit dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit war in einer Sprechkultur noch leicht möglich. Das Wissen der Menschheit war in Sagen und Märchen, in Bauernweisheiten und Sinnsprüchen, in Gesängen und Epen, in Schulen und Akademien festgehalten. Das Wissen wurde mündlich weitergegeben und der Vermittler der Information war mit den Zuhörern unmittelbar konfrontiert: Zustimmung oder Ablehnung, Abweichung oder Übereinstimmung mit den Meinungen der Zuhörer wurden sofort wahrgenommen. Das kollektive Gedächtnis der Menschheit konnte daher auf Veränderungen der Welt reagieren, Fehler ausbessern und sich den geänderten Ansichten der Zuhörer anpassen, neue Erkenntnisse rasch übernehmen. Das System konnte damit Inhalte und Strukturen flexibel weiterentwickeln. Allerdings war es in seiner zeitlichen und örtlichen Verbreitung langsam, Änderungen wurden nicht dokumentiert, die Quellen des Wissens waren in der Regel nicht bekannt. Mit seiner Ausbreitung in Zeit und Raum konnte es sich unterschiedlich verändern. ...
    Source
    Information und Sprache: Beiträge zu Informationswissenschaft, Computerlinguistik, Bibliothekswesen und verwandten Fächern. Festschrift für Harald H. Zimmermann. Herausgegeben von Ilse Harms, Heinz-Dirk Luckhardt und Hans W. Giessen

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