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  1. Curcio, R.: ¬Das virtuelle Reich : die Kolonialisierung der Phantasie und die soziale Kontrolle (2017) 0.01
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    Abstract
    Einige Firmen wie Google und Facebook, die vor fünfzehn Jahren noch nicht einmal existierten, stellen heute die mächtigsten Oligarchien des weltweiten, digitalen Kapitalismus dar. Der Internetzugang bildet das Gerüst, seine täglich mehr als drei Milliarden Nutzer die Belegschaft. Die neue digitale Technologie ist bereits fixer Bestandteil des Alltags, sie leitet und kontrolliert alle Aspekte des sozialen Lebens, vom Arbeitsplatz bis zu den Tempeln des Konsums. Eine neue und kaum spürbare Unterwerfung des virtuellen Menschen entsteht durch die naive Verbreitung von Nachrichten, Fotos, Selfies und Wünschen auf Plattformen und sozialen Netzwerken. Der virtuelle Mensch trägt durch seine eigene Praxis zur Stärkung der Herrschaft des neuen Reiches bei. Dieses Buch reflektiert gesellschaftliche Veränderungen, zeigt wie diese Oligarchie und diese neue Technologie die Fantasie der Menschen im Sinne des ökonomischen Profits und der sozialen Kontrolle begrenzt und kolonialisiert. Die längerfristigen Folgen dieses neuen Entwicklungsschrittes der kapitalistischen Produktionsweise sind noch nicht absehbar.
  2. Greve, J.: Kommunikation und Bedeutung : Grice-Programm, Sprechakttheorie und radikale Interpretation (2003) 0.01
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    Abstract
    In der Studie werden drei pragmatisch orientierte Bedeutungstheorien untersucht. Dem von Grice ausgehenden Ansatz nach lässt sich Bedeutung aus Sprecherabsichten ableiten. Die Sprechakttheorie in der von Searle und Habermas vorgetragenen Form geht davon aus, Bedeutung und Handlung seien über konstitutive Regeln verbunden. Davidson entwickelt die Bedeutungstheorie als eine Wahrheitstheorie, welche den Erfordernissen an eine Bedeutungstheorie angepasst wird. Da diese für Davidson die Gestalt einer Interpretationstheorie annimmt, müssen in einer Theorie der Bedeutung die Überzeugungen und Absichten der Sprechenden berücksichtigt werden. Gleichwohl ist es ihm zufolge nicht möglich, die Bedeutungen aus den Sprecherabsichten abzuleiten, wie im Grice-Programm behauptet, oder im Sinne der Sprechakttheorie auf konstitutive Regeln zurückzuführen. Vielmehr sind für Davidson Bedeutungen und Handlungen partiell voneinander unabhängig (Prinzip der Autonomie der Bedeutung) und beide können daher nicht über ein Set von Regeln miteinander verbunden werden. Kommunikation und Bedeutung plädiert für die Davidsonianische Perspektive, auch wenn man gezwungen ist, Davidsons Argumente zu ergänzen und zum Teil zu revidieren. Insbesondere sein Argument gegen den Konventionalismus in der Bedeutungstheorie muss schwächer gefasst werden, da Regelmäßigkeiten in der Sprachverwendung durchaus als notwendige Bedingungen der Interpretation verstanden werden können.
  3. Wersig, G.: "Wiederverzauberung" und "Medienkompetenz" in der Informationsgesellschaft : Vortrag auf dem Oberhofer Kolloquium "Kommunikationskompetenz" in Gotha, 7. bis 9. April 2005 (2005) 0.01
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    Abstract
    Das Programm dieses Kolloquiums hat an Anfang und Ende zwei Exponenten der Diskussion um die Informationsgesellschaft virtuell konfrontiert, die ebenso virtuell schon einmal vor etwa 18 Jahren aufeinander trafen. Ich hatte 1987 in der Zeitschrift "Cogito" einen Aufsatz veröffentlicht, der die These von Joseph Weizenbaum, die Computerisierung des Alltags würde zu einer "Quatsch-Explosion" und nicht zu einer Informations-Explosion der Informationsgesellschaft führen, aufgegriffen. Ich stellte dem als Thesen entgegen: - Es gibt technische und psychologische Möglichkeiten, eine Informationsgesellschaft anzusteuern, die die Probleme, die Weizenbaum mit der Metapher der "Quatsch-Explosion" andeutet, vermeiden könnte. - Dies bedeutete, dass wir über die Technisierung von Kalkülen menschliche Handlungsbedingungen wie Risikobereitschaft, Verantwortungsbereitschaft und Selbstwertgefühl nicht vernachlässigen dürfen. - Weiterhin müssten wir über die Engfüh-rung des Konzepts der technisierten Information ein menschliches Konzept des Wissens entwickeln, in dem vor allem nicht-technische Gesichtspunkte, die ich mit der Metapher "Ästhetik" belegt habe, eine Rolle spielen. Was ist daraus geworden? Lassen Sie mich heute drei Antworten geben: 1. Die möglichen utopischen Gehalte einer Informationsgesellschaft sind verspielt worden. "Informationsgesellschaft" hat nicht mehr viel mit "Information" zu tun, sondern nur noch mit Infrastruktur. 2. Die technische Bedrohung, die vor 20 Jahren noch großes Kopfzerbrechen bereitet hatte, hat sich bisher nicht in den Vordergrund geschoben-künstliche Intelligenz und informatische Modellierung sind bei weitem nicht so wirkungsvoll geworden, wie man erwartet hatte, dagegen hat sich aber mit dem Internet eine neue Plattform mit ganz neuen Problemlagen entwickelt, die andere Fragen in den Vordergrund rückt und einen neuen Blick auf die "OuatschExplosion" ermöglicht. 3. Das menschliche Konzept des Wissens hat auch heute noch gute Chancen zu einem wichtigen Faktor der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung zu werden, aber es hat den Anschein, als würde die seinerzeit von mir gewählte Metapher der "Ästhetik" mit den Tendenzen zu "Spaßgesellschaft" und "Wiederverzauberung" irgendwie missverstanden. ... Warum erzähle ich Ihnen das auf einem Colloquium über Informationswissenschaft? Weil ich nach wie vor der Auffassung bin, dass das Hauptthema meiner Informationswissenschaft nicht die Informationsbedürfnisse im Kontext von Wissenschaft und Rationalisierung sind, sondern die Bedürfnisse, die die Menschen haben, um sich in ihrer ständig komplexer und unübersichtlicher werden Welt zurechtzufinden. Dazu brauchen sie zwar auch wissenschaftliches und technisches Wissen, aber auch alle möglichen anderen Wissensformen: Erfahrungen und Wertungen anderer Menschen, Wissen über Episoden, kontextgebundenes Wissen, virtuelles Wissen, Wissen um Werte und deren Anwendungen, Wissen um Lebensmodelle.
    Source
    Information - Wissenschaft und Praxis. 56(2005) H.5/6, S.313-318
  4. Linke, D.B.: Hirnverpflanzung : die erste Unsterblichkeit auf Erden (1993) 0.01
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    Abstract
    Bücher über Gehirnverpflanzung erwecken natürlich immer großes Interesse, ist das Gehirn doch noch eine der letzten Bastionen des menschlichen Körpers, die noch tabuisiert ist, schließlich lassen sich Gehirne ja auch nicht so einfach verpflanzen wie etwa Herz, Leber oder Niere. Trotzdem wird auch hier geforscht und es werden auch schon Dinge gemacht, wie etwa die Einbringung von fötalen Hirngewebe in das Gehirn von Alzheimer-Patienten mittels "Gehirninjektion", womit man auch schon Erfolge erzielt hat. Der Autor beschreibt dieses Verfahren, geht dann in einem kleinen historischen Abriss auf die Entwicklung dieser operativen Techniken ein, deren Geschichte bis in die frühen fünfziger Jahre zurückreicht. Es werden die Hirntodkriterien beschrieben, die ja auch immer wieder in Frage gestellt werden und auch wirklich nicht der Weisheit letzter Schluß sind, sondern eben nur ein Hilfsmittel für Organtransplantation. Was geschieht aber, wenn das Gehirn oder Teile des Gehirns selbst zur Option für Transplantationen stehen? Auf diese und auf weitere ethische Fragen gibt das Buch hinlänglich Auskunft. Sehr kritisch stellt der Autor alle Für und Wider dieser Problematik dar, etwa die Frage, ob es denn wirklich ein Fortschritt oder eine Art Unsterblichkeit ist, wenn sich der Mensch in zukünftigen Zeiten vielleicht mit Hilfe dieser oben beschriebenen "Injektionen von embryonalem Hirngewebe" sein Gehirn stetig erneuert um auf diese Weise sozusagen seinem eigenen Tod hintanzuhalten. Interessant auch die Fragestellungen über die Ich-Funktion des Gehirns und die vor allem im New Age immer wieder propagierten Versuche, diese mit Hilfe von verschiedenen Meditationstechniken zugunsten eines All-Bewußtseins zu überwinden. Linke stellt die Frage: Was will man damit wirklich? Will man sein Ichbewußtseins wirklich zugunsten eines Allbewußtseins zurücksetzen, das auch immer ein Bewußtsein über ein "Du" wäre, und somit ein soziales Bewußtsein sein müßte, schon um unser menschliches Zusammenleben zu sichern, oder wollen wir mittels eines gesteigerten Ichbewußtseins, einer "Egologie", nur in einem verstärktem Maß unsere Umwelt beherrschen. "Wer ist dann überhaupt noch erlöst", fragt der Autor. Und: die Ursache des Schmerzes sollte auch im eigenen Körper gesehen werden und nicht bloß außerhalb des Körpers, im "bösen" anderen. So gesehen ist die Frage nach einer vom Menschen gemachten Unsterblichkeit noch lange nicht ausverhandelt. Wie und was wir aber dem biologischen Tod entgegensetzen, was für ein Konzept der Unsterblichkeit uns heute als Ersatz für den Verlust der religiösen Dimension hilft, unser Leben zu bewältigen, wird sich nicht allein vor dem Hintergrund medizinischer Technologie entscheiden lassen, zu sehr sind diese Fragen mit dem konkreten Lebensverlauf und unserem konkreten Schicksal verwoben. Diese Fragen, ideologie- und vorurteilsfrei angesprochen, sind es, die den Leser / die Leserin zu neuen Gedankengängen animieren, und das äußerst lesenswerte Buch auszeichnen.
    BK
    44.02 / Philosophie und Theorie der Medizin
    Classification
    44.02 / Philosophie und Theorie der Medizin
  5. Floridi, L.: ¬Die 4. Revolution : wie die Infosphäre unser Leben verändert (2015) 0.01
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    Abstract
    Unsere Computer werden immer schneller, kleiner und billiger; wir produzieren jeden Tag genug Daten, um alle Bibliotheken der USA damit zu füllen; und im Durchschnitt trägt jeder Mensch heute mindestens einen Gegenstand bei sich, der mit dem Internet verbunden ist. Wir erleben gerade eine explosionsartige Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Luciano Floridi, einer der weltweit führenden Informationstheoretiker, zeigt in seinem meisterhaften Buch, dass wir uns nach den Revolutionen der Physik (Kopernikus), Biologie (Darwin) und Psychologie (Freud) nun inmitten einer vierten Revolution befinden, die unser ganzes Leben verändert. Die Trennung zwischen online und offline schwindet, denn wir interagieren zunehmend mit smarten, responsiven Objekten, um unseren Alltag zu bewältigen oder miteinander zu kommunizieren. Der Mensch kreiert sich eine neue Umwelt, eine »Infosphäre«. Persönlichkeitsprofile, die wir online erzeugen, beginnen, in unseren Alltag zurückzuwirken, sodass wir immer mehr ein »Onlife« leben. Informations- und Kommunikationstechnologien bestimmen die Art, wie wir einkaufen, arbeiten, für unsere Gesundheit vorsorgen, Beziehungen pflegen, unsere Freizeit gestalten, Politik betreiben und sogar, wie wir Krieg führen. Aber sind diese Entwicklungen wirklich zu unserem Vorteil? Was sind ihre Risiken? Floridi weist den Weg zu einem neuen ethischen und ökologischen Denken, um die Herausforderungen der digitalen Revolution und der Informationsgesellschaft zu meistern. Ein Buch von großer Aktualität und theoretischer Brillanz.
    BK
    05.20 Kommunikation und Gesellschaft
    54.08 Informatik in Beziehung zu Mensch und Gesellschaft
    Classification
    05.20 Kommunikation und Gesellschaft
    54.08 Informatik in Beziehung zu Mensch und Gesellschaft
  6. Bonß, W.: Riskantes Wissen? : Zur Rolle der Wissenschaft in der Risikogesellschaft (2002) 0.01
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    Abstract
    Die Selbstbeschreibungen moderner Gesellschaften sind unübersichtlich geworden. Stritt man früher darüber, ob "Spätkapitalismus" oder "Industriegesellschaft" die angemessenen Etiketten seien (Adorno 1969), so scheinen diese Stichworte zur Kennzeichnung der gesellschaftlichen Kernstrukturen nur noch begrenzt tauglich. Zwar sind die meisten entwickelten Gesellschaften des beginnenden 21. Jahrhunderts nach wie vor (und in mancher Hinsicht mehr als früher) durch industrielle Produktionsweisen und kapitalistische Wirtschaftsverfassungen gepägt. Gleichwohl werden wichtige Charakteristika mit diesen Stichworten nicht getroffen, weshalb andere Schlagwörter angeboten werden - zum Teil ergänzend, zum Teil konkurrierend. So wurde Anfang der achtziger Jahre aus der kapitalistischen Industriegesellschaft die (eher als krisenhaft begriffene) "Arbeitsgesellschaft" (Matthes 1983). Nach der Katastrophe von Tschernobyl erlebte das ganz anders ansetzende Stichwort der "Risikogesellschaft" (Beck 1986) eine schwindelnde Karriere. Danach und daneben war von "Erlebnisgesellschaften" (Schulze 1992) die Rede, von "Multioptions"(Gross 1994), "Netzwerk"- (Castells 1996) und "Verantwortungsgesellschaften" (Etzioni 1997) sowie nicht zuletzt von "Wissens"-, "Informations"- und "Wissenschaftsgesellschaften". (vgl. Stehr 1994, Hubig 2000, Bühl 1994, 1996, Kreibich 1986).
    Source
    Gut zu Wissen: Links zur Wissensgesellschaft. Hrsg.: Heinrich-Böll-Stiftung, konzipiert und bearb. von Andreas Poltermann
  7. Kübler, H.-D.: Nachrichtenrezeption, Informationsnutzung, Wissenserwerb : Diskrepanzen wissenschaftlicher Zugänge (2002) 0.01
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    Abstract
    Wer sich mit so gängigen, inzwischen auch inflationär gebrauchten Termini wie Nachricht, Information und Wissen analytisch auseinandersetzt, der muß zunächst gewärtigen, daß es - zumal in reichlicher Pluralität oder gar Widersprüchlichkeit - alltägliche Verständnisse dieser Begriffe und der sie repräsentierenden Sachverhalte gibt. Die sogenannte "neuere Wissenssoziologie"' von Peter L. Berger und Thomas Luckmann hat diese Einsicht bekanntlich zur epistemologischen Prämisse ihres Erkenntnisinteresses erklärt und setzt voraus, daß sich die "Wissenssoziologie [...] mit allem beschäftigen [muß], was in der Gesellschaft als Wissen gilt". Deshalb kann eine erste These lauten: Wir alle wissen intuitiv - oder wie sich auch sagen läßt: alltagstheoretisch -, was wir unter Wissen bzw. unter vergleichbaren und verwandten Begriffen verstehen. Mit anderen Worten: Wir haben ein gewisses intuitives, habituelles Metawissen über die Sachverhalte oder mentalen Phänomene, die wir mit Nachricht, Information, Wissen oder noch anders umschreiben. Jede/r von uns kann dafür Vorstellungen, Beschreibungen und Erklärungen abrufen, wie nun an einigen alltagstheoretischen Sondierungen mit Ausblicken auf ihren wissenschaftlichen Niederschlag exemplarisch gezeigt werden soll.
  8. Boos, M.: Information in der Psychologie (2004) 0.01
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    Abstract
    Mit der sogenannten kognitiven Wende in der Psychologie in den 1970er Jahren wurde das behavioristische Modell der Psychologie durch das kognitive Modell abgelöst. Während der Behaviorismus davon ausging, dass Verhalten vollständig durch Umweltbedingungen bestimmt ist, und als methodisches Prinzip formulierte, dass nur das unmittelbar beobachtbare Verhalten Gegenstand der Psychologie sein dürfe, sind nach dem kognitiven Modell Kognitionen der Hauptgegenstand der Psychologie (Lit. 01). Unter Kognitionen werden alle Prozesse des Wahrnehmens, Urteilens, Erinnerns, Problemlösens und Entscheidens und die Strukturen des Gedächtnisses, z. B. Begriffe und Einstellungen, verstanden. Im kognitiven Modell wird menschliches Handeln nicht als direkte Reaktion auf den Input von Informationen aus der Umwelt angesehen. Zwischengeschaltet ist der aktive Prozess der Kognition bzw. Informationsverarbeitung, bei dem die Person die Umwelt aktiv nach jenen Informationen absucht, die sie beispielweise für eine Entscheidung braucht.
    Source
    Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. 5., völlig neu gefaßte Ausgabe. 2 Bde. Hrsg. von R. Kuhlen, Th. Seeger u. D. Strauch. Begründet von Klaus Laisiepen, Ernst Lutterbeck, Karl-Heinrich Meyer-Uhlenried. Bd.1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis
  9. Lochmann, D.: Vom Wesen der Information : eine allgemeinverständliche Betrachtung über Information in der Gesellschaft, in der Natur und in der Informationstheorie (2004) 0.01
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    Abstract
    Der Begriff Information ist seit etwa 50 Jahren zu einem Zauberwort geworden, das vielleicht vergleichbar ist mit dem Begriff "Computer". Diese Begriffsprägung hat ihre Ursache in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft, denn im persönlichen Leben und auch in der beruflichen Tätigkeit fühlt man oft instinktiv, dass man in bestimmten Situationen zusätzliches Wissen oder zusätzliche Kenntnisse, eben Information, benötigt. Aber was ist Information? Das Wort "Information" ist abgeleitet aus dem lateinischen Wort "informare", das die Bedeutung von "etwas formen, gestalten, darstellen", "jemanden durch Unterrichtung, Belehrung und Erläuterung bilden" hat. So ist Information in ihrer ursprünglichen Bedeutung etwas, was die Bildung und das Wissen beim Menschen erweitert. Das gilt auch noch heute, denn meist wird Information als Mitteilung von Tatbeständen und Sachverhalten über etwas, aber auch als Unterrichtung oder als Belehrung auf bestimmten Gebieten (z. B. durch ein Informationsbüro) verstanden. Wir sehen, dass der Begriff Information überwiegend auf die menschliche Kommunikation angewendet wird und zusammenhängt mit einer Vergrößerung des Wissens oder der Gewinnung zusätzlicher Kenntnisse und Vorstellungen. Dabei gibt es auch Wertmaßstäbe. Wir bezeichnen Nachrichten, die wir für wichtig halten, als "wertvolle Information", Nachrichten, die zum richtigen Zeitpunkt an uns gelangen, als "aktuelle Information" und solche Nachrichten, die wir anfangs als richtig betrachten und später als falsch erkennen, als "Fehlinformation".
    Außer für die menschliche Kommunikation wird der Begriff Information auch verwendet für die Fülle der auf unsere Sinnesorgane einwirkenden Reize aus der Umwelt. Weiterhin sprechen wir von "Erbinformation", von "Informationsaustausch im Tierreich", von "Computerinformation" und auch von Information bei anderen technischen Systemen. Es entsteht die Frage, ob man in diesen Anwendungsfällen auch von Kenntnisgewinn sprechen kann. Denn, wenn die Anwendung des Begriffs Information in allen aufgezählten Sachgebieten gelten soll, dann muss es für den Begriff "Information" eine allgemein vergleichbare Eigenschaft geben. Diese allgemeine Eigenschaft kann erfolgeich mit einer Wirkung auf Grund von Information und insbesondere mit einer Entscheidung in Verbindung gebracht werden. Bei einer Entscheidung besteht immer das Erfordernis, eine Auswahl zwischen verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten oder Auswahlobjekten zu treffen. Und dazu benötigt man eine Zielvorstellung (sonst ergibt sich eine Zufallsentscheidung) und Information. Aber diese Information ist immer nur für eine bestimmte Entscheidung relevant. Wir bezeichnen sie deshalb als relevante Information. Ich habe mich seit über 35 Jahren mit dem faszinierenden Wesen der Information befasst und sehr viele dazu erschienenen Bücher, wissenschaftlichen Veröffentlichungen und getroffenen Äußerungen gesammelt und verarbeitet. Mit der Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Information und Entscheidung glaube ich, den Ansatz eines einheitlichen Konzepts für Information gefunden zu haben. Das geläufige Verständnis des Begriffs Information in der menschlichen Kommunikation setzt immer voraus, dass sie aus Nachrichten besteht, die für den Empfänger eine Bedeutung haben. Nachrichten, die ein Empfänger nicht versteht, können für ihn keine Information sein und deshalb zu einer Entscheidung nichts beitragen.
    Damit aber gerade besteht ein grundlegender Unterschied zur Definition der Information in der Informationstheorie, die eine Theorie der Nachrichtenübertragung ist. Hier gilt die Definition, abgeleitet aus der Wahrscheinlichkeit einer Nachricht, dass diese Nachricht um so mehr Information enthält, je seltener sie auftritt. Sie ist somit eine statistische Größe. Die Bedeutung dieser Information für einen Empfänger spielt in der Informationstheorie keine Rolle. Die Menge an dieser statistischen Information kann quantitativ bestimmt werden. Es gab daher viele Versuche, die Ergebnisse der Informationstheorie auch in anderen Wissensgebieten anzuwenden, insbesondere in der Linguistik, in der Kunst und in der Psychologie. Diese Bemühungen haben größtenteils nicht zum Erfolg geführt, da in den genannten Wissensgebieten Information von ihrer Bedeutung für den Empfänger nicht getrennt werden kann. Es wird hier aber anschaulich gezeigt, dass die Informationstheorie für die Nachrichtenübertragung sehr große Fortschritte gebracht und das Verständnis über das Wesen der Nachricht in bedeutendem Maße aufgehellt hat. Auf Grund der völlig anderen Betrachtungsweise der Information in der Informationstheorie gegenüber der Information in der menschlichen Kommunikation wird die Diskussion um den Begriff Information seit Jahrzehnten von einer beträchtlichen Widersprüchlichkeit begleitet. Noch heute findet man in der Literatur viele Spuren der bestehenden Begriffsverwirrung. Ich hoffe, dass ich mit diesem Buch einen kleinen Beitrag zur Diskussion über dieses unerschöpfliche Thema leisten kann, wenn auch befürchtet werden muss, dass ein Autor, der sich an dieses Thema heranwagt, sehr oft nur Schimpf und Schande erntet. Wir werden es erleben. Es hat mich aber der folgende Ausspruch von Albert Einstein immer wieder ermutigt: "Wer es unternimmt, auf dem Gebiet der Wahrheit und der Erkenntnis als Autorität aufzutreten, scheitert am Gelächter der Götter."
    BK
    05.20 / Kommunikation und Gesellschaft
    Classification
    05.20 / Kommunikation und Gesellschaft
  10. Degele, N.: Informiertes Wissen : Eine Wissenssoziologie der computerisierten Gesellschaft (2000) 0.01
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    Abstract
    Durch den massiven Einsatz neuer Medien in Wissenschaft und Alltag gewinnt das Wissen über die richtige Informationsbeschaffung und -verwendung gegenüber Wissensinhalten zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig verändert der Einsatz neuer Technologien das durch sie vermittelte Wissen. Nina Degele liefert eine fesselnde Analyse des gesellschaftlichen Umbruchs, der durch die zunehmende Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologien in Gang gesetzt wird. Zugleich zeigt sie, wie Wissen in Zukunft verwaltet, verändert und wirksam wird
    BK
    02.10 (Wissenschaft und Gesellschaft)
    Classification
    02.10 (Wissenschaft und Gesellschaft)
  11. Gödert, W.: ¬Der konstruktivistische Ansatz für Kommunikation und Informationsverarbeitung (2002) 0.01
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    Abstract
    Ausgangspunkt dieses Beitrages ist die Beobachtung, daß es im Alltag und verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen eine Vielzahl von Interpretationen eines Begriffes "Information" gibt, die kaum noch die Gemeinsamkeit erkennen lassen, die man bei der Verwendung dieses Wortes in zahlreichen Redewendungen häufig noch unterstellt. Weder die Disziplin, die ebenfalls Information im Namen trägt - die Informationswissenschaft - noch das Bibliothekswesen, das ebenfalls zahlreiche Wendungen mit -information benutzt, hat jedoch bis heute ein spezifisches Verständnis von Information entwickelt. Es werden im Gegensatz häufig Anlehnungen am Informationsverständnis anderer Disziplinen gemacht, die den wichtigen Adressaten bibliotheks-informatorischen Tuns - den Menschen - meist außen vor lassen. Die Entwicklung des sog. Informations- oder Wissensmanagements lassen eine Diskussion um das Verständnis von Information wichtiger denn je erscheinen. Es soll daher hier ein Verständnis von Information entwickelt und vorgestellt werden, das an Kommunikationssituationen und kognitiven Eigenschaften orientiert ist und damit den Menschen als informationsverarbeitendes Wesen und Adressaten von Informationsübertragung einbezieht.
  12. Gitt, W.: Am Anfang war die Information : (Herkunft des Lebens aus der Sicht der Informatik ; was ist Information? ; Herkunft der Information ; Kann Intelligenz künstlich sein? Naturgesetze über Information ; weitreichtende Schlussfolgerungen bezüglich Menschenbild, Evolution und Urknall) (1994) 0.01
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    Abstract
    Alle Lebewesen benötigen Information. Wenn wir Aussagen über die Entstehung des Lebens treffen wollen, müssen wir zunächst klären, was Information ist und woher sie stammt. Das ist ein Hauptziel dieses Buches. Die grundlegenden Prinzipien der Information werden in Begriffen von Naturgesetzen klar formuliert und die materialistische Auffassung von Information widerlegt und ein faszinierender Bezug zur Bibel aufgezeigt.
    BK
    54.08 (Informatik in Beziehung zu Mensch und Gesellschaft)
    Classification
    54.08 (Informatik in Beziehung zu Mensch und Gesellschaft)
  13. Weidenbach, V.: Weiß und gold oder blau und schwarz : welche Farbe hat das Kleid? (2015) 0.01
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    Content
    Ein Foto auf Tumblr von der Nutzerin "Swiked" löste die große Farbdebatte auf Twitter aus. Die Tumblr-Nutzerin "swiked" postete ein Foto ihres Kleides und fragte, welche Farben es habe, weil ihre Freunde sich nicht einigen konnten. Die einen sahen es als blaues Kleid mit schwarzer Spitze und die anderen als weißes Kleid mit goldener Spitze. Der Vorgang wird inzwischen international unter dem Aktenzeichen "#dressgate" geführt. Vgl. auch: https://en.wikipedia.org/wiki/The_dress. https://www.wired.com/2015/02/science-one-agrees-color-dress/. https://gwtoday.gwu.edu/buff-or-blue-gw-experts-weigh-dress-seen-%E2%80%98round-internet.
    Source
    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/dressgate-im-februar-2015-weiss-und-gold-oder-blau-und-schwarz-welche-farbe-hat-das-kleid/11435330.html
  14. Berger, P.L.; Luckmann, Th.: ¬Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit : eine Theorie der Wissenssoziologie (1992) 0.01
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    Abstract
    In ihrer mittlerweile klassisch gewordenen Arbeit haben Peter L. Berger und Thomas Luckmann die Wissenssoziologie auf eine neue Basis gestellt. Mit dem begrifflichen Instrumentarium von Philosophie, Anthropologie, Sozialpsychologie und Sprachwissenschaft gehen sie der Frage nach, durch welche Prozesse sich für die Mitglieder von Gesellschaften eine intersubjektiv geteilte, gemeinsame Wirklichkeit herausbildet: wie die Formen der Vermittlung zwischen der objektiven Wirklichkeit der Gesellschaft, die durch soziale Interaktionen hervorgebracht, institutionell verstetigt und in vielfältiger Weise tradiert wird, und die subjektiven Bildungsprozesse der beteiligten individuen zu verstehen sind.
    Classification
    MS 6950 Soziologie / Spezielle Soziologien / Wissenssoziologie / Allgemeines (Wissenschaft und Gesellschaft)
    RVK
    MS 6950 Soziologie / Spezielle Soziologien / Wissenssoziologie / Allgemeines (Wissenschaft und Gesellschaft)
  15. Hahn, O.: ¬Die tiefen Gräben der globalen Medienwelt : Interkulturelle Medienkompetenz, Krisenkommunikation und der Kampf um regionale und lokale Absatzmärkte (2003) 0.01
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    Content
    ""We are overnewsed, but underinformed." In der Informationsgesellschaft teilen viele Menschen den Eindruck, mit Nachrichten übersättigt, aber deshalb nicht unbedingt besser informiert zu sein. Diesen Eindruck verschärft der Aktualitätsfetischismus der Massenmedien, besonders des Fernsehens, in der Berichterstattung über Terrorismus und internationale Konflikte. Neue und relativ unabhängige Informationskanäle der arabischen Medienwelt verändern die Qualität der Krisen- und Kriegskommunikation des Fernsehwestens. Anhand dieses Spannungsverhältnisses wird deutlich, wie wichtig interkulturelle Medienkompetenz der Medienschaffenden und Medienkonsumenten ist. Seit den Terroranschlägen islamischer Extremisten vom 11. September 2001 in den USA und den anschließenden Feldzügen der Wa-shingtoner Regierung mit ihren Verbündeten gegen so genannte Schurkenstaaten vollzieht sich ein Strukturwandel in der Krisenkommunikation internationaler Massenmedien: Westlichen TV-Leit-medien treten arabische Fernsehdissidenten als neue Referenzmedien im' ökonomischen Kampf um Informationen gegenüber. Beide Seiten vermitteln ihre eigenen kontextobjektiven Perspektiven, die zu interkulturellen Störfällen führen können. Im Irak-Krieg 2003 warb beispielsweise der arabische Nachrichtensender Al Dschasira Satellite Channel in Doha/Qatar um die Gunst der Zuschauer mit dem Versprechen zu zeigen, wo die Bomben der USA einschlagen, während das US-amerikanische Nachrichtenfernsehen Cable News Network (CNN) aus Atlanta/Georgia lediglich darüber berichtet habe, von wo die Bomben abgeworfen würden. Der Konkurrenzkampf um Einschaltquoten kommerzialisiert die Opferperspektive und dämonisiert Täter-Televisionen. - Kritik von allen Seiten - Al Dschasira und CNN haben als privatkommerzielle Sender durchaus vergleichbare wirtschaftliche Karrieren gemacht. CNN machte sich im Golfkrieg 1991 dank seiner Exklusivberichterstattung "in Echtzeit" (Paul Virilio) aus dem Irak weltweit einen Namen. Zuvor war CNN weitgehend unbekannt, einige US-Zuschauer verspotteten es gar als "Chicken Noodle Network". Al Dschasira wurde erst wegen der Ausstrahlung von Videobotschaften des mutmaßlichen Terroristenführers Osama bin Laden und seines Netzwerks Al Qaeda sowie wegen seiner scoops übenden US-Militäreinsatz gegen die Taliban in Afghanistan 2001 in Folge der Anschläge vom 11. September interna-'' tional bekannt. Vor diesen Ereignissen kannte kaum jemand außerhalb der arabischen Welt den seit 1996 sendenden Satellitenkanal Al Dschasira (arabisch: Die Insel') aus dem Zwergemirat Qatar. Seine Gründung ging auf einen Vorschlag des qatarischen Machthabers Shaikh Hamad bin Khalifa al-. Thani zurück, der nach der Einstellung des arabischen TV-Dienstes der British Broadcasting Corporation (BBC) dessen nunmehr arbeitslose, Journalisten rekrutierte und sie mit einem millionenschweren Staatskredit ausstattete, um das erste politisch relativ unabhängige Nachrichtenfernsehen der arabischen Medienwelt aufzubauen. Bis zur Übernahme eines privaten Financiers oder bis zum geplanten Börsengang unterhält zwar der Staat Qatar weiterhin die Infrastruktur des auch werbetreibenden Senders. Allerdings untersteht Al Dschasira keiner Regierungsbehörde. Dies ist in weiten Teilen der arabischen Welt ungewöhnlich, weil dort Informationsministerien die Medien in der Regel direkt kontrollieren. Dennoch muss sich Al Dschasira die Frage nach seiner tatsächlichen Unabhängigkeit stellen lassen: Viele arabische Zuschauer kritisieren, warum der Sender Missstände in der gesamten arabischen und islamischen Welt anprangert und somit Medientabus bricht, aber kaum über die Innenpolitik seiner Heimat Qatar berichtet.
    Wegen seiner relativen politischen Unabhängigkeit ist Al Dschasira an Kritik: von allen Seiten gewöhnt: von arabischen Nachbarregierungen, Israel, den USA und ihren Verbündeten genauso wie von westlichen Medien. Dennoch kooperieren viele von ihnen - darunter auch das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) - mit Al Dschasira und übernehmen Teile seines Programms. Der Erfolg von Al Dschasira hat bereits zur Gründung vergleichbarer, konkurrierender Fernsehstationen in den Vereinigten Arabischen Emiraten geführt: Nunmehr senden Al Arabiya und CNBC Arabiya der US-Sendekette Cable National Broadcasting Company aus der Wirtschaftsmetropole Dubai sowie Abu Dhabi TV der Emirates Media aus der Hauptstadt der V.A.E. Im Rahmen einer "Glokalisierung" (Roland Robertson), also einer Anpassungsstrategie global operierender (Medien-)Unternehmen an regionale und lokale Absatzmärkte, versuchen neue arabische wie westliche TV-Nachrichtensender gleichermaßen, zusätzliche Zielpublika außerhalb des eigenen Kultur- und Sprachraums zu gewinnen. Um dieses Ziel einer Gewinnmaximierung zu erreichen, wollen sie zusätzlich zu ihren global verbreiteten arabischen oder englischen Sprachraum- bzw. Lingua-francaFernsehprogrammen Medieninhalte in der jeweils anderen Sprache auf den Markt bringen. So, bietet Al Dschasira seit Frühjahr 2003 auch englische Internetseiten, die während des Irak-Kriegs für kurze Zeit einem Angriff von kriegsbefürwortenden US-Hackern zum Opfer fielen. Mittelfristig will Al Dschasira nach eigenen Angaben ein englisches Fernsehprogramm senden. Im Gegenzug hat °'CNN Medienberichten zufolge bereits ein Konzept für eine arabische Programmversion in der Schublade. Freilich weicht die neue Generation des arabischen Nachrichtenfernsehens das weltweite Monopol westlicher Konkurrenz in der Berichterstattung über Konflikte im Nahen und Mittleren Osten auf. Allein in der Berichterstattung des deutschen Fernsehens über den Irak-Krieg 2003 waren die meist genutzten externen Informationsquellen arabische Sender wie Al Dschasira, Abu Dhabi TV und Al Arabiya, wie eine unlängst in der Fachzeitschrift Media Perspektiven veröffentlichte Studie des Kölner Instituts für empirische Medienforschung (IFEM) belegt.
    - Vermeintliche Objektivität - Die Nutzung und Weiterverbreitung, Einordnung und Bewertung von Informationen besonders aus Massenmedien fremder Kultur- und Sprachräume setzt genaue Kenntnisse über ebenjene voraus. Mit anderen Worten: Ohne interkulturelle Medienkompetenz der Medienschaffenden und Medienkonsumenten sind interkulturelle Missverständnisse, ja Störfälle vorprogrammiert. Denn dass sich weltweit Kulturen/Zivilisationen in ihren Kommunikationssystemen tendenziell voneinander unterscheiden, zugleich aber stets miteinander in Kontakt treten, ist seit der frühen interkulturellen Kommunikationsforschung von Edward T. Hall bekannt. Er schulte künftige US-Diplomaten (und später auch Unternehmensmanager) für ihrAuftreten im Ausland in einem Foreign Service Institute, das im Rahmen des 1946 vom US-Kongress verabschiedeten Gesetzes Foreign Service Act zur Reform des auswärtigen Dienstes eingerichtet worden war. In der Individual- wie in der Massenkommunikation ist jede Information der anthropologischen Erkenntnis Halls zufolge kulturell konditioniert. Die Bedeutung einer Information ist nicht per se eindeutig; sie entsteht erst durch ihren kulturellen Kontext. Deshalb kann die Bedeutung einer einzigen Information von Kulturkontext zu Kulturkontext erheblich variieren. Verschiedene Kulturkontexte und Kommunikationssysteme setzen den Massenmedien unterschiedliche Rahmenbedingungen. Folglich operieren auch das neue arabische und das westliche Nachrichtenfernsehen nicht in hermetisch abgeriegelten Kulturräumen, sondern in ihren jeweiligen Kulturkontexten und mit ihren eigenen Kommunikationssystemen ihrer Zielpublika. Daher unterscheiden sich besonders in der Krisenkommunikation auch ihre Perspektiven. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen können immer nur bezogen auf den jeweiligen Kulturkontext der Zielpublika objektiv genannt werden. Diese so genannte Kontextobjektivität kann im öffentlichen Krisendialog zwischen der arabischen und westlichen Medienwelt interkulturelle Störfälle verursachen. Die meisten von ihnen entstehen nach Befunden der Interkulturalitätsforschung durch Kommunikationsstörungen in kulturellen und politischen Machtverhältnissen. Ein solches kommunikatives Dilemma ist auch die kulturelle Definitionsmacht über das Phänomen internationaler Terrorismus. Was die eine Seite als Terrorismus bezeichnet, nennt die andere womöglich Freiheitskampf. Was TV-Nachrichtensender des Westens, sprich: der USA als "Krieg gegen den Terrorismus" bezeichnen, heißt in der Berichterstattung neuer arabischer Informationskanäle etwa "US-Krieg gegen den so genannten Terrorismus". Ferner entstehen interkulturelle Störfälle auf Grund fehlerhafter Übersetzungsäquivalenzen in der Nachrichtensprache. In der Nahost-Berichterstattung bezeichnet AI Dschasira beispielsweise palästinensische Selbstmordattentäter in Israel mit demselben arabischen Wort für Todesopfer in gewaltsamen Konflikten als "shahid", "shuhada" (PI.), was "hingeschieden", aber auch "Märtyrer" bedeutet. Dieser Begriff wird in der westlichen Welt als parteiergreifend für die palästinensische Sache verstanden. Dagegen übernimmt beispielsweise CNN häufig Euphemismen der Streitkräfte und bezeichnet die Politik von Anschlägen der israelischen Armee aufmutmaßliche palästinensische Terroristen als "target killings" ("gezielte Tötungen"), statt sie korrekter "assassination" ("Mord") zu nennen. Oft werfen sich neue arabische und westliche TVNachrichtensender wegen dieser interkulturellen Störfälle in der Krisenkommunikation gegenseitig Propaganda vor. Die Hintergründe derartiger Vorwürfe besser zu verstehen und zu relativieren, ist ein wichtiges Lernziel in der Ausbildung interkultureller Medienkompetenz von Medienschaffenden und Medienkonsumenten."
  16. Capurro, R.: Skeptisches Wissensmanagement (2003) 0.01
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    Abstract
    "Ich bestreite, dass wir wissen, ob wir etwas wissen oder nicht wissen; noch nicht einmal das wissen wir oder wissen es nicht; noch überhaupt, ob etwas ist oder nichts ist." So lautet die gegenüber dem Sokratischen Nicht-Wissen gesteigerte Skepsis des Metrodor von Chios, eines Schülers des Demokrit, in einem von Cicero tradierten Zitat (Diels/Kranz 1956, B1). Managen läßt sich nur, was ist und wovon wir ein Wissen haben können. Also läßt sich Wissen nicht managen. Skeptisches Wissensmanagement - ein Oxymoron? Demgegenüber steht unsere heutige gewaltige Wissens- und Informationsindustrie und die durch sie mitverursachte dritte industrielle Revolution. Die Industriegesellschaft ist zu einer Wissensindustriegesellschaft geworden. Es steht also nicht nur fest, dass wir wissen, sondern, dass wir viel wissen und wissen können. Die Frage ist nur, wie wir das Wissen und das Wissenkönnen nutzen. Der Skeptiker hat kein Kriterium um wahre von falschen Meinungen zu unterscheiden. Er enthält sich deshalb des Urteils und erreicht damit die innere Ruhe (ataraxia). Er beherrscht, so Friedo Ricken, "die Kunst, 'Erscheinungen' (phainomena) und 'Gedanken' (noumena) einander entgegenzusetzen. Er ist imstande, zu jeder Wahrnehmung eine andere zu finden, die mit der ersten nicht vereinbar ist." (Ricken 1994, 105). Paradoxerweise können wir sagen, dass der Skeptiker ein Manager des Nicht-Wissens ist. Sein Ziel ist, wie schon bei Sokrates, therapeutisch: Er will nämlich vom vorschnellen Urteil sowie vom Dünkel (oiesis) heilen und dafür letztlich, im Unterschied zur sokratischen Heilkunst, den Patienten von der Wahrheitssuche befreien (Ricken 1994, 106-107). Paradox ist auch, dass der Skeptiker zwar den Dogmatiker, der nach sicherer Erkenntnis (episteme) sucht, bekämpft, aber als Ziel seiner Lebenstechnik eine Lebensform anstrebt, bei der der Wert der 'inneren Ruhe' feststeht. Dafür muß er die Wahrheitssuche und die Suche nach Werturteilen aufgeben. Dogmatiker und Skeptiker haben aber etwas gemeinsam, sie kritisieren die Einstellung der bloßen Meinung (doxa). Skeptisches Denken, so Long, "findet sich überall da, wo die Kluft zwischen göttlichem und menschlichem Verstand betont wird." (Long 1995, Sp. 940) Der Skeptiker radikalisiert die Frage des Vertrauens in göttliches Wissen, indem er seine Skepsis auf das menschliche Wissen, sei es im Alltag (doxa) oder in der Wissenschaft (episteme), ausdehnt. Aus der Sicht des Skeptikers ist Wissensmanagement eine Technik, die etwas vorgibt, was sie nicht leisten kann. Ricken stellt das Denken von Peirce, Wittgenstein und Heidegger in die skeptische Tradition, sofern sie nämlich fundamentalistische Ansprüche der mit Descartes einsetzenden neuzeitlichen Philosophie in Frage stellen. Skeptische Argumentationsfiguren, wie die fünf Tropen des Agrippa (ca. 1. Jh. v.Chr.) - der Dissens (diaphonia), der unendliche Regreß, die Relativität des Urteilenden, die Setzung einer Hypothese und der Zirkelschluß -, finden sich teilweise heute wieder zum Beispiel in der Kritik des naiven Realismus durch das 'Münchhausen-Trilemma' eines Hans Albert (Ricken 1994, 161). Die antike Philosophie wiederum reagierte auf den Skeptizismus mit unterschiedlichen Strategien. Dazu gehören zum Beispiel die Platonische Kritik des sensualistischen Seinsbegriffs und die aristotelische Differenzierung der Wissensarten. Im Folgenden soll exemplarisch gezeigt werden, wie in der gegenwärtigen betriebswirtschaftlichen Diskussion um das Wissensmanagement klassische Fragen und Argumentationsfiguren aus den skeptischen und kritischen Traditionen der Hermeneutik und der Wissenschaftstheorie sowie aus der aristotelischen Wissenstypologie zum Ausdruck kommen.
  17. Jaenecke, P.: Wissensbausteine (2002) 0.01
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    Abstract
    Wissensbausteine werden aufgefaßt als gedankliche Einheiten, geeignet zum Darstellen von wissenschaftlichem Wissen auf einem elektronischen Medium. Wir gehen zunächst auf den Unterschied zwischen sprachlichen und gedanklichen Einheiten ein, formulieren danach die allgemeinen Anforderungen an die Wissensbausteine, charakterisieren ihre Struktur, erläutern diese an einigen ausgewählten Beispielen, zeigen, wie mit Hilfe der Wissensbausteine ein allgemeiner Wissensraum aufgebaut werden kann, und diskutieren abschließend einige Konsequenzen, die sich aus solch einem Raum ergeben. Die verschiedenen historisch gewachsenen Vorstellungen über das Wissen erweisen sich als so heterogen, daß sie eher zur Verwirrung als zum Verständnis beitragen. Sie sind unvollständig und/oder widersprechen sich, und oft wird das, was als Wissen gelten soll, nicht klar gegen verwandte Erscheinungen wie Erkenntnis, Erfahrung, Information abgegrenzt. In einer früheren Arbeit' wurde nachzuweisen versucht, daß dieser unbefriedigende Zustand nicht auf mangelnde Bemühungen zurückzuführen ist, sondern in der Sache selbst begründet liegt. 'Wissen', so das Ergebnis, ist kein definierbarer Begriff, weil sich Wissenselemente wie etwa Aussage und Metapher aufgrund ihrer unterschiedlichen Merkmale nicht unter einem Begriff subsumieren lassen. An dieses Ergebnis knüpft der hier vorgestellte Ansatz an, wonach es einen Satz von gleichstrukturierten elementaren Wissenselementen gibt, die sich hinsichtlich ihrer Funktion voneinander unterscheiden und aus denen sich komplexere Wissenseinheiten aufbauen lassen. Die bisherigen Diskussionen über Wissen betrafen - bildlich gesprochen - die divergierenden Vorstellungen über verschiedene Arten von Gedankengebäuden; die Wissensbausteine erlauben nun Aussagen über den Aufbau dieser Gedankengebäude, etwa so, wie man anhand der Bauteile den Aufbau realer Gebäude erklären könnte. Wissensbausteine sind Werkzeuge der Wissensdarstellung; Wissen ist zwar etwas Gedankliches, aber es besitzt ebenso eine Struktur wie die Sprache, über die es vermittelt werden muß. Es gilt daher zwei verschiedene Strukturbereiche zu unterscheiden: sprachliche und inhaltliche. Demzufolge gibt es auch sprachliche und inhaltliche Einheiten, mit denen jeweils die Strukturen erzeugt werden können. Weil Inhalte aber stets nur sprachlich vermittelt in Erscheinung treten, werden ihre Strukturen und Einheiten durch die sprachlichen verdeckt, so daß sie bisher kaum beachtet wurden. Die Wissensbausteine sind aber inhaltlich bestimmte Einheiten; um sie besser einordnen zu können, erläutern wir zunächst die Eigentümlichkeiten des sprachlichen und gedanklichen Bereichs und zeigen, welche Zusammenhänge zwischen beiden bestehen (Kap. 2). Danach formulieren wir die allgemeinen Anforderungen an die Wissensbausteine, die sie als inhaltliche Einheiten erfüllen müssen (Kap. 3), charakterisieren ihre Struktur und veranschaulichen diese an einigen ausgewählten Beispielen (Kap. 4). Wir erläutern anschließend die Möglichkeit, mit Hilfe der Wissensbausteine einen allgemeinen Wissensraum aufzubauen (Kap. 5) und diskutieren einige Konsequenzen, die sich aus solch einem Raum ergeben (Kap. 6). Im abschließenden Ausblick (Kap. 7) wird auf einige Probleme hingewiesen, die sich für die Bibliotheksarbeit ergeben, wenn Wissen nicht mehr in Büchern, sondern in elektronisch verfügbaren sogenannten Wissenssystemen angeboten wird.
  18. Klix, F.: ¬Die Natur des Verstandes (1992) 0.01
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    Abstract
    Das Buch gründet eine neue Evolutionspsychologie menschlicher Erkenntnis. Es baut auf der biologischen Evolutionstheorie auf und führt von angeborenem Verhalten über Lernen weiter zur Analyse menschlicher Intelligenzleistungen, bis hin zu Weisheit und Wahn. Historische Impulsgeber zur Steigerung geistiger Leistungen in der Geschichte werden in Zusammenhang mit Elementen der modernen Chaostheorie behandelt.õDas Buch wendet sich an alle, die an einem tiefergehenden Verständnis der Evolution menschlicher Erkenntnis interessiert sind: an Psychologen, Pädagogen, Philosophen und Biologen.
    Content
    Inhalt: Teil I: Genesis des menschlichen Verstandes Kapitel 1: Vom angeborenen Erkennen zum gedanklichen Vorausspiel Kapitel 2: Von der Prädiktion zur Produktion von Umweltereignissen in der Geschichte Teil II: Wahrnehmendes Erkennen Kapitel 3: Weltausschnitt und Wahrnehmungsbild Teil III: Architektur und Dynamik des menschlichen Verstandes Kapitel 4: Komponenten des geistigen Lebens 4.0. Strukturen und Operationen - Quellen geistiger Vorgänge 4.1. Begründung einer Ökologie der Gedächtnisfunktionen 4.2. Quasi-stationäre Komponenten des menschlichen Gedächtnisses 4.3. Denken in Begriffen 4.4. Höhere kognitive Prozesse
    Kapitel 5: Die Dynamik des Verstandes 5.0. Erkenntnisprozesse in geistigen Vorgängen 5.1. Wechselwirkungen zwischen Begriffen und Operationen 5.2. Die Erkennung von Begriffsbeziehungen durch Vergleichsprozesse 5.3. Die Erkennung von Begriffsbeziehungen durch assoziative Anregungen 5.4. Ereignisbegriffe und die Stelligkeit von semantischen Relationen 5.5. Wechselwirkungen zwischen Wissensstrukturen 5.6. Über Einschlüsse von Emotionalität im Wissensbesitz und in mentalen Prozessen Kapitel 6: Verstandestätigkeit im Computer? 6.0. Computersimulation: Ein Irrweg oder Erkenntnismittel bei der Erforschung geistiger Vorgänge? 6.1. Computermodelle zur Wissensdeponierung und Wissensnutzung 6.2. Einige Probleme, die mit Spracherkennung zu tun haben 6.3. Was heißt Sprachverstehen und was bedeutet dann Computersimulation? Teil IV: Erkenntnis und Persönlichkeit Kapitel 7: Intelligenz, Begabung und Kreativität Kap. 8: An den Grenzen des menschlichen Verstandes
  19. Lischka, K.: Digitale Doppelgänger (2003) 0.01
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    Content
    "Im Film "Metropolis" von 1926 brauchte der Forscher Rotwang viel Metall und Strom für einen Identitätsdiebstahl: Unter Blitzen und Lichtbögen bekam ein Roboter das Aussehen der Arbeiterfihrerin Maria. Das künstliche Wesen sollte sie ersetzen und die Massen kontrollieren. Heute reicht für den Identitätsklau - zumindest- in den' USA - eine neunstellige Ziffernfolge, die auf vielen, nicht immer ausreichend gesicherten Rechnern liegt. Das mussten gut 500000 Angehörige der US-Armee erfahren, deren Sozialversicherungsnummern, Adressen und Namen von Einbrechern aus einem Computer der Krankenkasse Tri West gestohlen wurden Die Versicherung hat 100000 US-Dollar Belohnung ausgesetzt und überwacht auf Wunsch kostenlos die Einträge über die Kreditwürdigkeit der Betroffenen. Denn mit den Daten ist es leicht, Konten zu eröff nen und im Namen anderer einzukaufen. Dazu brauchen die Kriminellen nicht einmal Kreditkartennummern - es geht auch auf ungedeckten Kredit. Eine Studentin schöpfte erstmals im April Verdacht, als eine Fluglinie wegen zwei mit ihrer Kreditkarte gebuchten Tickets nachfragte. Als sich im Juli ein Elektronikhandel für die Deckung des Kredits interessierte, waren auf ihren Namen bereits 50000 Dollar Schulden angehäuft. Die Frau war bis in den Winter beschäftigt, die Firmen von der Unrechtmäßigkeit . der Forderungen zu überzeugen und ihre Kreditwürdigkeit wiederherzustellen. Hysterische US-Medienberichte über solchen Identitätsklau erinnern an Schauerromane des 19. Jahrhunderts. Damals erlebten Menschen in der Arbeitswelt, wie mehr und mehr Aufgaben an Maschinen übergingen. Immer öfter tauchten Doppelgänger in den Geschichten Jean Pauls oder E.TA. Hoffmanns auf. Die damals heftig diskutierte Frage, was Menschlichkeit ausmacht, steht heute etwas nüchterner im Raum: Aus wie vielen Daten besteht die Identität eines Menschen? In Deutschland glücklicherweise aus wesentlich mehr als in den Vereinigten Staaten. Dort identifizieren sich Bürger fast ausschließlich mit der Sozialversicherungsnummer gegenüber Staat und Kreditgebern Denn ein nationaler Personalausweis fehlt, Reisepässe besitzen nur we nige, und die Führerscheine der Bundesstaaten sind selten fälschungssicher. "Diese Probleme haben wir in Deutschland nicht", sagt der stellvertretende Landesbeauftragte für den Datenschutz in Schleswig-Holstein, Thilo Weichert. Hier zu Lande sei "in fast allen Fällen die Identifizierung über den Personalausweis nötig" - und die Angst vor Identitätsklau daher unberechtigt. Ohne den per Ausweis verifizierten Namen und Wohnort gebe es weder Konto noch Kreditkarte. Es sind also mehr Angaben als neun Ziffern nötig. Dennoch ist die einfachste und wirkungsvollste Variante des Identitätsklaus auch- in Deutschland möglich: Mit einer Kreditkartennummer können Kriminelle in fremdem Namen einkaufen. Weichert:' "Das ist ja fast schon klassisch - unberech-tigte Internet-Bestellungen,' da online eine direkte Identifizierung nicht möglich ist." Den größten Teil der Computerkriminalität - die Zahl der Fälle hat sich von 1993 bis 2001 verachtfacht - macht in der deutschen Kriminalstatistik denn auch der Betrug mit solchen rechtswidrig erlangten Karten aus.
    Gut 60 Prozent von 80000 Fällen waren es 2001. Die Kreditkartennummern beschaffen sich unliebsame Zeitgenossen auf verschiedenen Wegen. Meist stehlen sie die Daten. Wie Unternehmen wichtige Kundeninformationen auf ihren Rechnern schützen, darüber sagen selbst bekannte Vertreter wie Amazon und E-Bay nichts, nicht einmal Allgemeines. Öffentlich geworden ist daher bislang eher Negatives, etwa dass im Jahr 2001 Hacker bei der Amazon-Tochter Bibliofind die Kreditkartendaten von fast 100 000 Kunden klauten. Die Anbieter der elektronischen Geldbörsen sind dabei, Diebstahl und Nutzung erschwindelter Informationen zu erschweren: Neue Verfahren prüfen und belasten die Kartennummer online auf einem Zentralrechner der Gesellschaften; die Angaben werden nicht bei den Händlern gespeichert. In einem nächsten Schritt sollen Passwörter folgen, die ebenfalls über die Infrastruktur der Kreditkartenunternehmen kontrolliert werden. Es geht aber nicht nur ums Geld. Auch viele andere Aspekte der Identität jedes Bürgem sind digitalisierte lnformationen über Verdienst, Arbeitgeber, Schulzeiten, Arbeitslosigkeit und Kinder schlummern etwa in den Datenbanken der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte. Ärzte und Krankenkassen arbeiten mit Gesundheitsdaten. Und Auskunfteien wie die Schufa kennen Informationen über die finanzielle Vergangenheit. Den Schutz all der Angaben reglementieren in Deutschland die Datenschutzgesetze stark, weit stärker als in den Vereinigten Staaten. Dort lockerte 1989 die "Federal Trade Commission" auf Druck von Auskunfteien, Kautionsbüros und Privatdetektiven den Schutz für Informationen über die Kreditwürdigkeit. Folge: Für 49 Dollar liefern Anbieter wje docusearch.com die Sozialversicherungsnummer jeder beliebigen Person. In Deutschland sind die Schufa; und ihre Konkurrenten verpflichtet, stichpro benartig die Berechtigung von Anfragen zur Kreditwürdigkeit zu prüfen. Die spannendsten Dinge geben die Bürger manchmal ohnehin freiwillig preis - vor allem in den Diskussionsforen des Usenets. Im Archiv der Suchmaschine Google (groups.google.de) stehen Beiträge aus mehr als einem Jahrzehnt. Einzeln betrachtet sind viele harmlos; mehrere Texte eines Autors zusammen liefern aber oft weit mehr Details, als man etwa Marktforschern anvertrauen würde. Ganz zu schweigen von den erotischen Kurzgeschichten einer hochrangigen Universitätsangestellten, die man in Verbindung mit ihrer offiziellen E-Mail-Adresse ohne Mühe findet. Nicht ohne Grund gehört zur Recherche von Personalvermittlern längst die Suche in den Newsgroups. Das Bewusstsein für die digitalisierten Lebensspuren wächst nur langsam - langsamer jedenfalls als die Technologie. In etwa vier Jahren soll laut Gordon Bell, Chef der Microsoft-Forschungsgruppe "My LifeBits" eine Technologie marktreif sein, die den Alltag eines Menschen in Form von digitalisierten Dokumenten, Bildern, Tönen und Videos speichert. Die nötige Speicherkapazität für die digitalen Erinnerungen eines Menschenlebens sieht Bell bei 1000 Gigabyte. Er selbst hat seit 1995 in seinem Zweitgedächtnis auf einer Festplatte 30 Gigabyte angehäuft: Viel neuer Stoff für Datenschützer - und neue Jean Pauls."
  20. Rötzer, F.: Computerspiele verbessern die Aufmerksamkeit : Nach einer Untersuchung von Kognitionswissenschaftlern schulen Shooter-Spiele manche Leistungen der visuellen Aufmerksamkeit (2003) 0.01
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    Abstract
    Jede Art von Tätigkeit, die ein wenig Geschick erfordert, fördert und trainiert körperliche und geistige Leistungen. Es wäre also schon sonderlich, wenn dies bei Computerspielen und gerade den umstrittenen Action- oder Ego-Shooter-Spielen nicht der Fall sein würde. Es ist schwierig, komplexe Verhaltensweisen oder Einstellungen wie Gewaltbereitschaft zu erfassen. Viel leichter lassen sich hingegen Einflüsse von Spielen auf ganz bestimmte, abgrenzbare kognitive Leistungen empirisch feststellen. Und so haben jetzt US-Wissenschaftler nachweisen können, dass Computerspieler im Hinblick auf Aufgaben, die visuelle Aufmerksamkeit erfordern, bis zu 50 Prozent besser sind als Nichtspieler - wenn sie sich an Ballerspielen wie Counter-Strike üben.
    Content
    Wer stundenlang und täglich vor dem Computer sitzt und spielt, trainiert bestimmte Fähigkeiten (und vernachlässigt andere, die verkümmern, was aber schon sehr viel schwieriger nachzuweisen wäre). Computerspiele erfordern, dass deren Benutzer sich beispielsweise aktiv visuell orientieren müssen - und dies schnell sowie mit anhaltender Konzentration. Zudem muss das Gesehene (oder Gehörte) schnell in Reaktionen umgesetzt werden, was senso-motorische Fähigkeiten, also beispielsweise die Koordination von Auge und Hand, fördert. Das aber war nicht Gegenstand der Studie. Nach den Experimenten der Kognitionswissenschaftler vom Center for Visual Sciences an der University of Rochester, New York, lernen die Computerspieler sogar nicht nur die Bewältigung von bestimmten Aufgaben, sondern können das Gelernte auf andere Aufgaben übertragen, wodurch sie allgemein die visuelle Aufmerksamkeit stärken. Untersucht wurden dabei, wie C. Shawn Green und Daphne Bavellier in [[External Link]] Nature schreiben, Personen zwischen 18 und 23 Jahren, die Action-Spiele wie Grand Theft Auto3, Half-Life, Counter-Strike, 007 oder Spider-Man während des letzten halben Jahres mindestens an vier Tagen in der Woche und mindestens eine Stunde am Tag gespielt haben. Darunter befanden sich allerdings keine Frauen! Die Wissenschaftler hatten keine Studentinnen mit der notwendigen Shooter-Spiele--Praxis finden können. Verglichen wurden die Leistungen in den Tests mit denen von Nichtspielern. Zur Kontrolle mussten Nichtspieler - darunter dann auch Frauen - an 10 aufeinander folgenden Tagen jeweils mindestens eine Stunde sich an Shooter-Spielen trainieren, wodurch sich tatsächlich die visuellen Aufmerksamkeitsleistungen steigerten. Das mag schließlich in der Tat bei manchen Aufgaben hilfreich sein, verbessert aber weder allgemein die Aufmerksamkeit noch andere kognitive Fähigkeiten, die nicht mit der visuellen Orientierung und Reaktion zu tun haben. Computerspieler, die Action-Spiele-Erfahrung haben, besitzen beispielsweise eine höhere Aufmerksamkeitskapazität, die sich weit weniger schnell erschöpft wie bei den Nichtspielern. So haben sie auch nach einer anstrengenden Bewältigung von Aufgaben noch die Fähigkeit, neben der Aufgabe Ablenkungen zu verarbeiten. Sie können sich beispielsweise auch längere Zahlenreihen, die den Versuchspersonen kurz auf dem Bildschirm gezeigt werden, merken. Zudem konnten die Spieler ihre Aufmerksamkeit weitaus besser auch in ungewohnten Situationen auf die Erfassung eines räumlichen Feldes erstrecken als Nichtspieler. Dabei mussten zuerst Objekte in einem dichten Feld identifiziert und dann schnell durch Umschalten der Fokussierung ein weiteres Umfeld erkundet werden. Der Druck, schnell auf mehrere visuelle Reize reagieren zu müssen, fördert, so die Wissenschaftler, die Fähigkeit, Reize über die Zeit hinweg zu verarbeiten und "Flaschenhals"-Situationen der Aufmerksamkeit zu vermeiden. Sie sind auch besser in der Lage, von einer Aufgabe zur nächsten zu springen. Wie die Wissenschaftler selbst feststellen, könnte man natürlich angesichts dieser Ergebnisse einwenden, dass die Fähigkeiten nicht mit der Beschäftigung mit Computerspielen entstehen, sondern dass Menschen, deren visuelle Aufmerksamkeit und senso-motorische Koordination besser ist, sich lieber mit dieser Art von Spielen beschäftigen, weil sie dort auch besser belohnt werden als die Ungeschickten. Aus diesem Grund hat man eine Gruppe von Nichtspielern gebeten, mindesten eine Stunde am Tag während zehn aufeinander folgenden Tagen, "Medal of Honor" zu spielen, während eine Kontrollgruppe "Tetris" bekam. Tetris verlangt ganz andere Leistungen wie ein Shooter-Spiel. Der Benutzer muss seine Aufmerksamkeit zu jeder Zeit auf jeweils ein Objekt richten, während die Aufmerksamkeit der Shooter-Spieler auf den ganzen Raum verteilt sein und ständig mit Unvorgesehenem rechnen muss, das aus irgendeiner Ecke auftaucht. Tetris-Spieler müssten also, wenn Aufmerksamkeit spezifisch von Spieleanforderungen trainiert wird, in den Tests zur visuellen Aufmerksamkeit anders abschneiden.
    Tatsächlich waren die "Medal of Honor"-Spieler nach der Trainingsphase bei den Aufgaben, bei denen auch die Langzeitspieler besser abschnitten, den "Tetris"-Spielern und den Nichtspielern überlegen: "Zehn Tage des Trainings mit einem Action-Spiel", so die Wissenschaftler, "reicht aus, um die Fähigkeiten der visuellen Aufmerksamkeit, ihrer räumlichen Verteilung und ihrer zeitlichen Auflösung zu verbessern." Unklar ist jedoch, wie diese Verbesserung zustande kommt. Vielleicht werden durch das Training bestimmte Formen des "Flaschenhalses", die zu einem "Stau" bei der Verarbeitung führen und daher die Leistung herabsetzen, verändert. Möglicherweise aber werden einfach Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsprozesse beschleunigt, so dass geübte Spieler beispielsweise schneller Reize selektieren können. Vielleicht fördern Spiele zudem das Multitasking, so dass die Trainierten mehr "Aufmerksamkeitsfenster" gleichzeitig offen halten können als Menschen, die sich nicht an Shooter-Spielen üben. Für bestimmte Arbeiten, beispielsweise Autofahren, Fliegen, Überwachen von vielen Monitoren, Beobachtung von Radar, Kontrolle von Menschen und Gepäck an Grenzen, Fernsteuerung von Objekten - oder natürlich für Soldaten oder Terroristen, die sich schnell auf unbekanntem Territorium orientieren, Feinde erkennen und auf diese reagieren müssen, wären also wohl Shooter-Spiele eine gute Übung. Gleichwohl sagen visuelle Fähigkeiten freilich nichts über die Gewaltbereitschaft im wirklichen Leben aus.

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