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Rauch, W.: Was ist Informationswissenschaft? : akademische Antrittsrede Graz, 26. November 1987 (1988)
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- RSWK
- Informations- und Dokumentationswissenschaft
Informations- und Dokumentationswissenschaft / Einführung
- Subject
- Informations- und Dokumentationswissenschaft
Informations- und Dokumentationswissenschaft / Einführung
-
Rauch, W.: Auch Information ist eine Tochter der Zeit (2006)
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- Abstract
- Die meist Francis Bacon zugeschriebene Erkenntnis veritas filia temporis - die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit - gilt auch, sogar in noch viel höherem Maße, für Information. So trivial diese Erkenntnis auch sein mag, so wenig wird sie von Informationswissenschaft und -praxis derzeit beachtet. Das beginnt schon bei den Grundlagen unseres Faches: Der Prozess der Informationsvermittlung geht in der Regel von folgendem Modell aus: Ein Individuum (der Informationssuchende) benötigt zur Lösung einer Aufgabenstellung Information, über die dieser Informationssuchende in seinem 'erweiterten Gedächtnis' nicht verfügt (also im eigenen Gedächtnis und den zu seiner Unterstützung persönlich verfügbaren Wissenssammlungen, wie z.B. Verzeichnissen, Büchern, Ablagesystemen). Daher wendet sich der Informationssuchende an das 'kollektive Gedächtnis der Menschheit', also an Bibliotheken, Datenbanken oder das Internet, um dort jene Information zu erhalten, die zur Problemlösung benötigt wird. In diesem 'kollektiven Gedächtnis der Menschheit' gibt es Dokumente, die zur Lösung einer konkreten Problemstellung beitragen können (die sogenannten relevanten Dokumentationseinheiten), nennen wir diese Menge A. Eine konkrete Anfrage durch den Informationssuchenden liefert als Ergebnis relevante und nicht relevante Dokumente: die Menge B. Die Schnittmenge von A und B, also die gefundenen relevanten Dokumente, sind schließlich das Ergebnis des Informationsvermittlungsprozesses. An der Brauchbarkeit dieser Schnittmenge zur Problemlösung werden Erfolg oder Misserfolg einer Informationssuche gemessen (z.B. mit den Maßzahlen Recall und Precision). Das Modell geht also von einer (Teil-)Menge von gespeichertem Weltwissen aus, dem 'kollektiven Gedächtnis der Menschheit', das natürlich durchaus widersprüchlich und unvollständig sein kann und ständiger Erweiterung und Veränderung unterliegt. Während des Information-Retrieval-Vorganges ist dieses Weltwissen in Struktur und Inhalt allerdings unveränderlich und wird durch die Fragestellung des Informationssuchenden auch nicht beeinflusst. Diesem gespeicherten Weltwissen wird die konkrete ebenfalls während des Suchvorganges unveränderliche Fragestellung des Informationssuchenden gegenübergestellt. Wissenschaft, Kunst und Handwerk des Information Retrieval bestehen nun darin, in den richtigen Datensammlungen mit den besten Instrumenten und den sinnvollsten Fragestellungen zu suchen. Dieses Modell mag bei zahlreichen Retrieval-Aufgaben durchaus zutreffend sein: Bibliothekarische Anfragen, Flugplan-Informationen, Routine-Abfragen nach Lagerbeständen, Auskünfte aus einem Melderegister und ähnliche Fragestellungen werden von diesem Modell hinreichend beschrieben. Für die meisten wissenschaftlichen Aufgaben, für die Reduktion von Ungewissheit (Wersig 1971, 73ff.), für 'Wissen in Aktion' (Kuhlen 1990, 14) ist dieses Modell hingegen zu starr. Es berücksichtigt nicht, dass jedes gefundene Dokument, sobald es vom Informationssuchenden verarbeitet wird, eine Veränderung in dessen Problemsicht bewirken kann: Wenn die aufgefundene Dokumentationseinheit nicht nur redundantes Wissen enthält, wenn sie also Information bewirkt, dann muss sie ja per definitionem die Sichtweise des Fragestellers verändern. Damit ändert sich aber auch die Fragestellung selbst: Hypothesen werden erhärtet oder beginnen zu wanken, Vermutungen werden in eine bestimmte Richtung gelenkt, neue Probleme oder Lösungsmöglichkeiten tun sich auf. Die gesamte ursprüngliche Aufgabenstellung kann als richtig oder falsch erkannt werden. Damit werden neue Fragen aktuell, alte obsolet.
Jedes einzelne gefundene Dokument kann also nach seiner Verarbeitung durch einen Informationssuchenden die Fragestellung ändern und damit die Menge der relevanten Dokumente A, ebenso wie die Formulierung der Suchanfrage und damit die Menge der gefundenen Dokumente B. Die Teilmengen A und B können sich während einer Suchanfrage damit ständig verändern. Information Retrieval wird damit zu einem dynamischen Vorgang (Rauch 1994, 15 ff.), ebenso wie der Informationsbegriff sich als zeitabhängig erweist (Rauch 2004, 109 ff.). Dieses Phänomen der 'Informationsdynamik' kennt jeder Studierende, der eine Diplomarbeit schreibt, ein Kunde, der ein Produkt sucht, jeder recherchierende Journalist, ein Urlauber, der eine Reise zusammenstellt, oder ein Unternehmer, der eine Geschäftsidee entwickelt. Der Informationsvorgang ist in diesen Anwendungsfällen eben kein neutraler Prozess, der Realität beschreibt, wie sie ist. Information Retrieval ist vielmehr selbst Teil der Realität, beeinflusst diese und verändert sie. Der Information-Retrieval-Vorgang verändert also zuerst die Weltsicht des Informationssuchenden (das 'interne Außenweltmodell') und damit dessen 'erweitertes Gedächtnis'. Es werden diesem Gedächtnis neue Inhalte hinzugefügt, alte möglicherweise verändert oder gar verworfen, neue Strukturen, Assoziationen, Verbindungen hergestellt. Wenn der Informationssuchende diese neuen Erkenntnisse anderen Menschen mitteilt, dann beginnt sich in einem zweiten Schritt möglicherweise langsam auch das kollektive Gedächtnis der Menschheit zu verändern: Eine Erkenntnis beginnt sich durchzusetzen, ein Gedanke verbreitet sich. Diese Rückkoppelung der eigenen Erkenntnis mit dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit war in einer Sprechkultur noch leicht möglich. Das Wissen der Menschheit war in Sagen und Märchen, in Bauernweisheiten und Sinnsprüchen, in Gesängen und Epen, in Schulen und Akademien festgehalten. Das Wissen wurde mündlich weitergegeben und der Vermittler der Information war mit den Zuhörern unmittelbar konfrontiert: Zustimmung oder Ablehnung, Abweichung oder Übereinstimmung mit den Meinungen der Zuhörer wurden sofort wahrgenommen. Das kollektive Gedächtnis der Menschheit konnte daher auf Veränderungen der Welt reagieren, Fehler ausbessern und sich den geänderten Ansichten der Zuhörer anpassen, neue Erkenntnisse rasch übernehmen. Das System konnte damit Inhalte und Strukturen flexibel weiterentwickeln. Allerdings war es in seiner zeitlichen und örtlichen Verbreitung langsam, Änderungen wurden nicht dokumentiert, die Quellen des Wissens waren in der Regel nicht bekannt. Mit seiner Ausbreitung in Zeit und Raum konnte es sich unterschiedlich verändern. ...
- Source
- Information und Sprache: Beiträge zu Informationswissenschaft, Computerlinguistik, Bibliothekswesen und verwandten Fächern. Festschrift für Harald H. Zimmermann. Herausgegeben von Ilse Harms, Heinz-Dirk Luckhardt und Hans W. Giessen
-
Rauch, W.: ¬Die Rolle der Bibliothek im computergestützen Informations-Kommunikationssystem (1984)
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- Source
- Bibliothek: Forschung und Praxis. 8(1984), S.109-112
-
Rauch, W.: ¬Die Entlinearisierung der Bibliothek (1994)
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- Source
- Bibliothek: Forschung und Praxis. 18(1994) H.1, S.92-94
-
Rauch, W.; Strauch, D.: Bildschirmtext: eine Einführung (1983)
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- Abstract
- Dieser Aufsatz soll denjenigen lesern, die bisher noch wenig über Bildschirmtext wissen, einen kurzen Einblick geben. Dazu werden folgende 9 Fragen beantwortet: Was ist eigentlich Bildschirmtext? Worin bestehen die Möglichkeiten dieser Konfiguration? Welche Bedeutung hat Bildschirmtext als 'Neues Medium'? Wie gehen Benutzung und Input von Bildschirmtext praktisch vor sich? Welche verwandten Technologien gibt es? Wie ist der gegenwärtige Stand in der Bundesrepublik Deutschland? Was weiß man bisher über die Akzeptanz? Welche Entwicklungstendenzen zeichnen sich ab? und schließlich: welche Bedeutung hat Btx für Information und Dokumentation?
-
Rauch, W.; Schlögl, C.: Informationswissenschaft in Österreich (2009)
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- Abstract
- Die Informationswissenschaft wird üblicherweise als Weiterentwicklung des Bereiches Bibliothek, Information und Dokumentation unter dem Einfluss der neuen elektronischen Medien gesehen. Im anglo-amerikanischen Raum entstand sie als Weiterentwicklung der "Library Science" zu "Library and Information Sciences". Damit ist die Informationswissenschaft ein vorwiegend geisteswissenschaftliches Konzept, im deutschen Sprachraum oft mit philosophischem oder philologischem Hintergrund. Neue technische Möglichkeiten sollten für bekannte Fragestellungen, insbesondere im Bereich des Information Retrieval, genutzt werden. Etwas anders ist die Entwicklung in Österreich verlaufen. Das erste Institut, das die Bezeichnung "Informationswissenschaft" im Titel trägt, wurde an einer Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät 1987 eingerichtet: das Institut für Informationswissenschaft an der Karl-Franzens-Universität in Graz (Rauch, 1988). Nach diesem Selbstverständnis kann die Informationswissenschaft als jene Disziplin betrachtet werden, die sich mit "Informationsprozessen und -problemen in Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung" befasst (Zimmermann, 1983).
- Source
- Information - Wissenschaft und Praxis. 60(2009) H.1, S.1-2
-
Rauch, W.: Was aus der Informationswissenschaft geworden ist (2021)
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- Abstract
- Zur Eröffnung der ISI2021, dem 16. Internationalen Symposium für Informationswissenschaft, hat Prof. Dr. WolfRauch, Emeritus der Universität Graz, einen Festvortrag gehalten, dessen Manuskript wir hier mit seinem Einverständ-nis zum Nachlesen abdrucken. Wie freuen uns, ebenso wieder Autor, über Reaktionen in Form von Kommentaren oder Leserbriefen und auf eine lebendige fruchtbare Diskussion.
- Source
- Information - Wissenschaft und Praxis. 72(2021) H.4, S.169-176