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Röttgers, J.: Traue niemandem (2003)
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- ""Guten Tag. Mein Name ist Taofeek Savimbi. Ich möchte ihnen gerne einige Millionen Dollar meines Vaters anvertrauen, der nach dem Umsturz in Nigeria ins Ausland emigrieren musste. Bitte behandeln sie diese Nachricht vertraulich!" Tag für Tag erreichen uns E-Mails wie diese. Sie bitten uns darum, beim Transfer großer Geldsummen behilflich zu sein, versprechen dafür eine anständige Provision und ein gutes Gewissen obendrein - schließlich hat man nicht alle Tage die Chance, solch höflichen Kindern afrikanischer Diktatoren und Clanchefs zu helfen. Doch spätestens, wenn Taofeek Savimbi, Adeola Williams oder Mr. Tambo bitten, doch ein paar tausend Dollar vorzustrecken, sollte der Betrugsversuch jedem dämmern. Oder etwa doch nicht? Offenbar gibt es genug arme Seelen, die auf derartige Versprechungen hereinfallen. Die Berliner Polizei ist deshalb jetzt dazu übergegangen, mit öffentlichen Aushängen vor den Nigeria-Spam-Mails zu warnen. Nach einigen Hinweisen zum typischen Aufbau solcher Nachrichten heißt es darin dramatisch warnend: "Nichts ist echt!" Schön, dass es auch in den Reihen der Hauptstadt-Ordnungshüter Konstruktivisten gibt. Schade allerdings, dass sich die Warnungen auf Nigeria-Mails beschränken. Schließlich gibt es noch genug anderen Spam-Humbug, vor dem die Welt in Schutz genommen zu werden verdient. So berichtet die New York Times, die Hersteller von Penis-Vergrößerungspillen setzten mehr als hundert Millionen US-Dollar jährlich um. Beworben werden die völlig wirkungslosen Produkte meist über Massenmails. Warum also nicht eine Aufklärungskampagne des deutschen Urologenverbands: Von nichts kommt nichts"? Schlimm auch diese Dialer-Spam-Mails. Sie versprechen Video-Botschaften und Grußkarten. Stattdessen installieren sie hinterrücks Programme auf der Festplatte, die unsere Telefonrechnung mal eben mit 60 Euro belasten. Die Botschaft dagegen wäre eindeutig: "Traue niemandem!" Konsequent durchgesetzt könnten solche Aufklärungskampagnen das Spam-Problem endgültig lösen. Wenn wir alle erst einmal paranoid sind, an uns selbst und der Existenz des Universums zweifeln - warum sollten wir überhaupt noch Mails lesen wollen?"
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Röttgers, J.; dpa: ¬Der Kampf ums digitale Buch : Die deutschen Verlage reagieren auf Google - und arbeiten an einer Plattform fürs kostenlose Online-Lesen (2006)
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- "Wer Kostproben von neuen Romanen oder ganze Bände online lesen und hören möchte, den lässt die Branche bald nicht mehr allein. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels will im Februar eine Plattform starten. Verlage und Autoren entscheiden dabei selbst, in welchem Umfang sie Inhalte kostenlos oder gegen Entgelt zur Verfügung stellen. Das Projekt "Volltextsuche Online" soll auch der Herausforderung durch Google begegnen: Die Internet-Suchmaschine stellt schon länger Bücher ins Netz. "Wir wollen aber nicht in Konkurrenz zu Google treten", sagt der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis. Die Branche verhandle vielmehr mit Google derzeit über eine Kooperation: Inhalte der "Volltextsuche Online" sollen oben in den Ergebnislisten von Suchabfragen stehen. Derzeit wollen 70 Verlage beim OnlineProjekt mitmachen, 10000 Titel sind erfasst. Skipis will auch Zehntausende von rechtefreien Titeln online verfügbar machen. Die Macher hoffen, auch jene Verlage ins Boot zu kriegen, die schon jetzt im Internet Geschäftsmodelle erproben. Die geplan-. te Plattform werde besser wahrgenommen als verschiedene Angebote einzelner Verlage. "Wenn wir mit 10 000 Titeln nach einem Jahr herumdümpeln, haben wir das Thema vergeigt." Miteingebunden werden soll auch der Buchhandel. Begonnen hatte das Zeitalter der digitalisierten Bücher ;im März 2003 in der Bibliothek der kalifornischen Stanford-Universität. Mit einem raumfüllenden Roboter begann die renommierte Institution damals mit dem Scannen. Das mehrere 100 000 Dollar teure Gerät blättert automatisch, durch Bücher und Magazine und fotografiert jede Seite mit einer hochauflösenden Spezialka-mera. Zusammenklebendes Papier wird sorgsam mit einem sanften Luftstoß geteilt. Theoretisch kann ein Buch-Roboter gut tausend Seiten pro Stunde erfassen. Stanfords Bibliothekare bemerkten aber bald, dass sie ältere Schmöker nur mit, einer Rate von 100 bis 200 Seiten pro Stunde scannen können. 15 Monate später hatten sie gerade einmal 800 Bücher digitalisiert. Die Erfassung des 7,5 Millionen Titel umfassenden Bestands hätte so Jahrtausende gedauert. Ende 2004 bekam die Bibliothek dann Hilfe von Google. Der Suchmaschinenriese erklärte sich bereit, mehrere Millionen Titel zu digitalisieren - täglich bis zu 100000 Seiten. Stanfords Bibliothekar Michael Keller bezeichnete das als "riesigen Schritt vorwärts". Vorher habe man Digitalisierung als Liebhaberprojekt betrieben. "Die Zusammenarbeit mit Google macht daraus ein industrielles Unterfangen."
Google legt kräftig vor Knapp zwei Jahre später hat die Suchmaschine sieben Universitäten als Partner gewonnen und viele tausend Bücher mit einer eigens entwickelten Technik digitalisiert. Wie groß der eigene Datenbestand ist, verrät Google nicht. Hinweise auf den Fortschritt des Unterfangens bietet Googles Print-Plattform. Die Firma lässt Nutzer dort im Volltext digitalisierter Bücher suchen. Einige der Titel stammen von Verlagen selbst, der Rest ist das Ergebnis der Bibliotheks-Digitalisierung. Gebräuchliche Begriffe der englischen Sprache resultieren in Fundstellen auf knapp 80 Millionen Seiten. Das wären gut 300000 Werke mit je 250 Seiten. Weitere Indizien gibt die Analyse einer US-Fachzeitschrift für digitale Bibliotheken. Die Autoren des D-Lib-Magazin fanden heraus, dass Google auf dem besten Weg ist, einen Großteil der weltweit verfügbaren Bücher zu digitalisieren. So finden sich in den Katalogen der fünf anfänglichen Projekt-Partner bereits 33 Prozent aller Titel des weltweiten Bibliothekskatalogs Worldcat. Fremdsprachen-Sammlungen sorgen dafür, dass Googles Buch-Katalog trotz seiner amerikanischen Wurzeln vielsprachig ist. Nur die Hälfte ist in englischer Sprache. An zweiter Stelle stehen deutsche Werke mit zehn Prozent. Nun gab Google eine Kooperation mit der Universität Madrid bekannt, dielen Anteil der nicht-englischen Bücher steigern dürfte. Über Pläne für Deutschland will sich die Firma nicht äußern: "Wir sprechen mit zahlreichen Bibliotheken auf der ganzen Welt", sagt eine Sprecherin. Die Geheimnistuerei kommt nicht von ungefähr. Die Konkurrenz Yahoo und Microsoft hat sich zur Open-Content-Alliance zusammengeschlossen, um selbst Millionen von Büchern zu erfassen. Gegenwind gibt es auch von Rechteinhabern, die Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen anstreben. Unumstritten ist dagegen Googles Projekt, Bücher mit abgelaufenem Urheberrechtsschutz als komplette Downloads anzubieten. Mit dabei: Goethes Faust - aus dem Buchbestand der Stanford-Universität."
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Röttgers, J.: Suchen statt sortieren : Google erfindet herkömmliche Mailsoftware für das Web neu, und die Konkurrenz wird nervös- Gmail im Praxistest (2004)
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- "Überquellende E-Mail-Postfächer dürften bald der Vergangenheit angehören. Nicht weil die Zahl der eingehenden Nachrichten sinkt - der Speicherplatz wird größer. So stellt der Portal-Anbieter Yahoo seinen Nutzern 100 Megabyte zur Verfügung, bislang waren es knapp bemessene sechs Megabyte. Kunden des US-Internetzugangs bekommen sogar ganze zwei Gigabyte - ein derart großzügiges Angebot ist einzigartig. Die deutliche Aufstockung kommt nicht überraschend. Yahoo reagiert auf den neuen Gmail-Dienst von Google mit einem satten Tausend-Megabyte-Speicher. Das Projekt steckt zwar noch in der Testphase; Interessierte können nur mit persönlichen Einladungen teilnehmen. Doch schon jetzt befürchten Webmail-Anbieter, die Firma Google könnte mit Gmail ähnlich dominant werden wie mit ihrer Suchmaschine. - Yahoo und Web.de ziehen nach Wie Yahoo reagieren andere Anbieter vorsorglich mit Speicher-Geschenken. So bestätigt die deutsche Firma Web.de auf Anfrage, den Nutzern ihres kostenlosen FreemailDienstes ebenfalls bald mehr Platz für ihre Post zur Verfügung zu stellen. Für Firmen wie Web.de, GMX oder auch Lycos ist ein solcher Schritt nicht ohne Risiko. Reichlich Platz gab es dort bisher nur für zahlende Kunden. Dabei dient der Extra-Speicher als eine Art Köder, um den Nutzer für weitere Bezahlofferten zu begeistern. Wer erst einmal fünf Euro pro Monat für den Mail-Zugang ausgibt, wird eher auf die kostenpflichtigen DSL-, SMS- oder Telefondienste des jeweiligen Anbieters zugreifen, so die Hoffnung. Google dagegen setzt auf ein Geschäftsmodell, dass ganz auf Werbung aufbaut. Gmail-Kunden bekommen neben ihren E-Mails kontext-abhängige Textanzeigen eingeblendet, wie sie auf Google-Suchseiten erscheinen. Um so viele Anzeigen wie möglich einblenden zu können, setzt Google komplett auf einen Web-basierten Zugriff. Anbieter wie GMX oder Web.de erlauben ihren Kunden dagegen, Post auch mit Software wie Outlook oder Apple Mail auf den eigenen Computer zu übertragen. Gmail versucht dagegen, die Funktionen eines E-Mail-Programms im Web neu zu erfinden. Dazu gehören etwa Tastaturkürzel zur schnellen Bedienung. Die Oberfläche selbst ist Google-typisch schlicht und funktionell. Gmail verzichtet zudem fast vollkommen auf Sortierfunktionen. Während andere Anbieter auf Filter und Ordner setzen, um den Überblick zu erleichtern, wirft Gmail alle Nachrichten in ein einziges Fach. Dort lassen sich bestimmte Briefe mit Google-Suchtechnik aufspüren - was selbst bei Tausenden Nachrichten nur Sekundenbruchteile dauert. Nicht weit verbreitet ist bislang das Prinzip der Konversationen: E-Mails, die sich aufeinander beziehen, stellt Google gemeinsam dar. Reagiert jemand auf eine Nachricht, befindet sich die Antwort immer unter dem Original. Längere Briefwechsel bleiben übersichtlich, weil gelesene Beiträge automatisch ausgeblendet werden. Am meisten Schlagzeilen macht Gmail freilich mit seinen Werbeeinblendungen. Um die Anzeigen zielgruppengerecht auszuliefern, durchsucht Google die Mails nach Stichworten. Schwärmt ein Freund etwa detailliert über seinen neuen Computer, bekommen Gmail-Nutzer ein paar Anzeigen für ähnliche Modelle eingeblendet. Datenschützer sehen darin empfindlichen Eingriff in die Privatsphäre. Eine kalifornische Senatorin entwickelte sogar ein Gesetz, dass Googles Rechte im Umgang mit den Daten seiner Nutzer einschränken soll. Der kalifornische Senat hat schon zugestimmt, nun ist das Parlament des Bundesstaats am Zuge. Die in San Francisco ansässige Netz-Bürgerrechtsorganisation EFF kritisiert das Gesetz jedoch als un angebracht. Sprecherin Cindy Cohn sagt: "Das Problem sind nicht Google oder andere E-Mail-Anbieter, sondern die unvollständigen und widersprüchlichen DatenschutzGesetze der USA." Statt allein Google in die Pflicht zu nehmen, sollten die Rechte der Nutzer grundsätzlich aufgewertet werden - auch gegenüber Daten sammelnden staatlichen Stellen."
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Röttgers, J.: ¬Eine rote Leiste verrät Datensammler : Ergänzungen im Webbrowser helfen Surfern, ihre Privatsphäre zu bewahren (2003)
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- "Wer online unterwegs ist, hinterlässt Spuren. Webseiten merken sich, von welcher Netzadresse mit welchem Programm zugegriffen wird. Sie senden kleine Datenpakete auf die Rechner der Surfer; die Cookie genannten Dateien ermöglichen es, Besucher beim erneuten Zugriff auf eine Seite wiederzuerkennen. Viele Angebote erfordern zudem eine Registrierung, viele geben sich dabei ziemlich neugierig. Wie groß ist das monatliche Haushaltseinkommen? Was wurde in den vergangenen Wochen gekauft? Wie viele Stunden verbringt man im Netz? Was stellen Web-Anbieter mit all den Informationen an? Wer darauf eine Antwort will; .muss sich oft durch lange Datenschutzrichtlinien kämpfen, ohne hinterher viel schlauer zu sein. Eine Technik namens P3P soll den Konsumenten helfen. Web-Anbieter teilen damit Surfern in maschinenlesbarer Form mit, was sie mit ihren persönlichen Daten anstellen. Ausgewertet werden die Angaben beispielsweise von einem Webbrowser. Das Programm kann so entscheiden, ob und zu welchen Bedingungen es Daten mit der betreffenden Seite austauscht. Ein Browser könnte etwa Cookie-Dateien nur für die Dauer eines Zugriffs akzeptieren,' wenn das für personalisierte Dienste wie Webmail sinnvoll ist, oder den Benutzer davor warnen, dass der Anbieter E-Mail-Adressen an seine Werbekunden weitergibt. Offiziell eingeführt wurde P3P im April. Daher gibt es erst eine Hand voll Programme, die den Standard unterstützen. Das bekannteste ist Microsofts Internet Explorer in der sechsten Version. Der Browser nutzt P3P, um seinem Anwender größere Freiheiten im Umgang mit Cookie-Dateien zu geben. Nach Angaben der Universität Hannover verwenden 35 Prozent der deutschen Surfer die Software. Freilich dürften die wenigsten die P3P-Option kennen; sie arbeitet eher verborgen. AT&T Privacy Bird hat sich dagegen der öffentlichen Aufklärung verschrieben. Das kleine Programm klinkt sich in die Titelleiste des Webbrowsers ein und zeigt deutlich, ob der besuchten Seite in Sachen Datenschutz zu trauen ist: Genügt sie den eigenen Voreinstellungen, färbt sich der Datenschutz-Vogel grün. Verstößt sie dagegeit, läuft er rot an. Bei Seiten ohne P3P-Informationen bleibt er gelb. ' Programme wie dieses seien "einfache Werkzeuge, um erst einmal ein Leben mit P3P zu erkunden", erklärt Marc Langheinrich von der Technischen Hochschule Zürich. Er ist Koautor der P3P Spezifikationen. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis man wirklich zufrieden stellende Lösungen konzipieren kann", sagt er. Doch die schönste Software bringt wenig, wenn Web-Anbieter ihre Datenschutzrichtlinien nicht in dem Format zur Verfügung stellen. In den USA beginnen die großen Web-Anbieter, sich auf P3P einzulassen; das Lycos-Portal geht als Vorbild voran. In Deutschland sieht es anders aus. Publikumslieblinge wie spiegel.de, web.de bild.de oder freenet.de bieten keine maschiilnenlesbaren Datenschutz Erklärungen an. Von den bekannten Webseiten unterstützt nur tagesschau.de P3P. Immerhin ist einigen Anbietern die Problematik bekannt. So erklärt die Comdirect-Bank auf Anfrage, man verfolge die Entwicklung, habe aber keine konkreten Pläne. Man wartet offenbar ab, bis die Surfer das Thema offensiver aufgreifen.
So sagt Hanno Müller von Grußkarten-Anbieter edgarde: "Noch haben zu wenig Anwender einen P3P-fähigen Browser. Die,'die einen haben, wissen nicht, dass es P3P gibt und was sie damit anfangen können." Paradoxerweise sorgen die im interna tionalen Vergleich strengen deutschen Datenschutzgesetze dafür, dass sich nur wenige heimische Anbieter für P3P begeistern. In den USA sind die Vorschriften weitaus laxer. Das führte dazu, dass Firmen Datenschutz als Wettbewerbsvorteil begreifen und offensiv damit werben. Hier zu Lande sind die rechtlichen Standards höher, Unternehmen informieren ihre Kunden dafür weniger über Datenspeicherungen. Manche große Webanbieter verzichten sogar ganz auf Datenschutzhinweise; andere erklären lapidar, keine Gesetzesbrecher zu sein:. "Bei der Verwaltung ihrer Daten halten wir uns an die gesetzlichen Vorschriften." Eine Praxis, die Datenschutzbeauftragte als unzureichend ablehnen. Mehr Druck von Verbrauchern - den werde es nur geben, wenn die User mehr um die Risiken wissen, die das Surfen und Einkaufen im Netz mit sich bringen, erläutert Marc Langheinrich: "Solange sich der Bürger ausreichend von staatlichen Organen beschützt fühlt, wird da wenig Drang sein, sich seine Bücher nur von datenschutzfreundlichen Websites zu kaufen."