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  • × subject_ss:"Libraries and the Internet"
  1. Jeanneney, J.-N.: Googles Herausforderung : Für eine europäische Bibliothek (2006) 0.01
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    Footnote
    Rez. in: Frankfurter Rundschau. Nr.66 vom 18.3.2006, S.17. (M. Meister): "Es ist eine kleine Kampfschrift, ein Pamphlet, geschrieben mit heißer, französischer Feder. Doch in Deutschland tut man es bereits ab: als Fortsetzung des müßigen Kulturkampfes zwischen Frankreich und Amerika, als "kulturkritisches Ressentiment". "Wo ist der Skandal", titelte die Süddeutsche Zeitung, als Jean-Noel Jeanneney sein Buch Googles Herausforderung unlängst in der französischen Botschaft in Berlin vorstellte. Man kann hierzulande nichts Böses darin erkennen, wenn die amerikanische Firma Google gemeinsam mit vier renommierten amerikanischen und der Universitätsbibliothek von Oxford innerhalb weniger Jahre 15 Millionen Bücher digitalisieren will. "So what", stöhnen die Deutschen, während die Franzosen auf die Barrikaden steigen. Aus französischer Perspektive verbirgt sich hinter dem im Winter 2004 angekündigten Projekt, "Google Print" mit Namen, tatsächlich ein kulturelles Schreckenszenario, dessen Folgen in der Öffentlichkeit breit diskutiert wurden. Von kultureller Hegemonie war die Rede, von der ewigen Dominanz der Amerikaner über die Europäer, sprich des Geldes über die Kultur. Der in Frankreich lebende Schriftsteller Alberto Manguel sah sogar den Albtraum seines Kollegen Jorge Louis Borges verwirklicht, der in seiner Erzählung Die Bibliothek von Babel genau davon geträumt hatte: eine Bibliothek, in der alles vorhanden ist, so viele Bücher, dass man kein einziges mehr wird finden können. Wo der Skandal ist? Nirgendwo, würde Jeanneney antworten. Denn darum geht es ihm tatsächlich nicht. Er plädiert vielmehr dafür, die Herausforderung anzunehmen, und Google das Feld nicht allein zu überlassen. Jeanneney, Leiter der französischen Nationalbibliothek und zweifellos Kenner der Materie, beschreibt deshalb eindringlich die Konsequenzen einer Digitalisierung des schriftlichen Kulturerbes unter amerikanisch-kommerziellem Monopol. Er hat diese kurze Kampfschrift, die soeben auf Deutsch bei Wagenbach erschienen ist, gewissermaßen als Flaschenpost benutzt, um die Verantwortlichen anderer Länder aufzurütteln und für ein gemeinsames Projekt zu gewinnen.
    Sein Feldzug war erfolgreich: Europa will eine gemeinsame virtuelle Bibliothek aufbauen, an der sich nur die portugiesische Nationalbibliothek und die British Library nicht beteiligen wollen. Die Staatschefs sind sich einig, die Kulturminister im Gespräch. Es fehlen natürlich noch das Geld und sicher auch der Glaube daran, dass die träge Brüsseler Maschinerie es mit einem agilen amerikanischen Unternehmen aufnehmen könnte. Aber auch dort läuft nicht alles wie geplant: Selbst amerikanische Verleger haben gegen die Verletzung des Urheberrechtes protestiert und für Verzögerungen gesorgt. Jeanneney sieht in einem amerikanischen Alleingang und dem De-facto-Monopol von Google vor allem drei Gefahren: Erstens eine Hierarchisierung und Ordnung des Wissens nach rein kommerziellen Gesichtspunkten. "Kultur heißt nicht, alles kunterbunt auf einen Wühltisch zu schütten", sagt Jeanneney. Wissen und Kulturerbe müsse organisiert, das Angebot hierarchisiert werden. Die zweite kurzfristige Gefahr sieht er in der angelsächsischen Dominanz, in der Tatsache, dass die Trefferliste vor allem englische Texte anzeigen wird oder solche, die unter angloamerikanischem Blickwinkel ausgewählt wurden. Langfristig müsse man sich vor allem fragen, und darin sieht er die dritte Gefahr, wie ein Unternehmen, das so schnell eingehen kann wie es entstanden ist, den Fortbestand dieses Projektes sichern will. Jeanneney fordert die Staaten deshalb auf, sich einzumischen und diesem rein am Kapital orientierten Projekt einen längeren Atem einzuhauchen, "den Atem von mehreren Generationen". Jeanneneys Versuch, hinter dem moralischen Deckmäntelchen die materiellen Interessen von Google zu benennen, wird in Deutschland als "kulturkritisches Ressentiment" abgetan. Drängt sich die Frage auf, ob es sich in diesem Fall um ein antiamerikanisches oder womöglich eher um ein antifranzösisches Ressentiment handelt. Frankreichs Sozialromantiker und Kulturkämpfer stören offensichtlich den ungebrochen naiven Glauben an das messianische Versprechen des Kapitalismus, nach den Waren nun auch das Wissen der Welt zu verteilen. Es sieht aus, als gäbe es alles umsonst. Aber Google lässt sich seine Informationsbeschaffung bekanntlich bezahlen. Es gilt eben nicht das Gesetz der Enzyklopädie, sondern immer noch die Logik des Dow Jones."
    Weitere Rez. in: ZfBB 53(2006) H.3/4, S.215-217 (M. Hollender): "Die Aversion des Präsidenten der Französischen Nationalbibliothek, Jean-Noël Jeanneney, gegen die Pläne von Google zur Massendigitalisierung kann nach der breiten Erörterung in der Tagespresse als zumindest in Grundzügen bekannt vorausgesetzt werden. Nunmehr liegt seine im März 2005 entstandene »Kampfschrift« (S.7) aktualisiert und mit einem Nachwort von Klaus-Dieter Lehmann versehen, auch in einer deutschen Übersetzung vor. So viel vorab: selten erhält man für 9,90 Euro so wenig und zugleich so viel: so viel Polemik, Selbstpreisgabe und Emphase und so wenig konkrete strategisch weiterführende Ideen. Dem Leser fällt vor allem der plumpe Antiamerikanismus, der dem gesamten Büchlein zugrunde liegt, über kurz oder lang unangenehm auf. Jeanneney moniert die »unvermeidliche amerikanische Ichbezogenheit« (S. 9). Wer aber mag es Google verdenken, sein Projekt zunächst mit angloamerikanischen Bibliotheken zu starten? Die Bereitschaft der britischen Boolean Library, ihre exzellenten Bestände vor 1900 von Google ebenfalls digitalisieren zu lassen, wird von Jeanneney im Stile einer Verschwörungstheorie kommentiert: »Wieder einmal wurde uns die altbekannte angloamerikanische Solidarität vorgeführt.« (S.19) Mit derselben Emphase könnte man sich darüber freuen, dass Google sich der Bestände hochbedeutender Forschungsbibliotheken versichert - nicht aber Jeanneney. Fazit: die »US-Dominanz, die mit einer mehr oder weniger bewussten Arroganz einhergeht«, bewirke, dass »alles, was der amerikanischen Weltsicht widerspricht, aussortiert« werde (S. 23). Wer derart voreingenommen wie Jeanneney an die Google-Pläne herangeht, verbaut sich selber die Chancen auf eine konstruktive und kooperative Lösung des Google-Problems. ...
    Es empfiehlt sich, an die Google-Vorhaben mit einer gehörigen Portion Unvoreingenommenheit heranzutreten und von einem Projekt, das noch in den Kinderschuhen steckt, keine Wunderdinge zu erwarten; unbestreitbare Leistungen aber auch als solche würdigend anzuerkennen. ... Das in Digitalisierungsfragen noch immer schläfrige, wenn nicht gar schlafende Europa, ist zweifellos zunächst von Google geweckt und anschließend von Jeanneney alarmiert worden. Jeanneney hat aus einem zunächst harmlos anmutenden privatwirtschaftlichen Vorhaben ein Politikum gemacht; dass er hierbei immer wieder über sein hehres Ziel einer europäischen Gegenoffensive hinausschießt, kann die Debatte nur beleben. Er wendet sich gegen den neoliberalen Glauben, die Kräfte des freien kapitalistischen Marktes seien in der Lage, allen Seiten gerecht zu werden, und fordert eine Dominanz des staatlichen Sektors, der zumindest komplementär tätig werden müsse, um die Auswüchse von Google gegensteuernd zu bremsen. Dort, wo Jeanneney die antiamerikanische Schelte verlässt und die europäische Antwort skizziert, zeigen sich seine Stärken. Google arbeitet zwar mit Bibliotheken zusammen, ob die Intensität dieser Kooperation aber ausreichend hoch ist, um bewährte bibliothekarische Standards verwirklichen zu können, ist zumindest fraglich. Die >Suchmaske> erlaubt keine spezifizierenden Anfragen; die formale Erschließung der digitalisierten Werke ist völlig unzureichend; eine inhaltliche Erschließung existiert nicht. Hier könnten die europäischen Bibliothekare in der Tat ihre spezifischen Kenntnisse einbringen und statt der von Jeanneney kritisierten Bereitstellung »zusammenhangsloser] Wissensfragmente« (S.14) eine Anreicherung der Digitalisate mit Metadaten anbieten, die das Datenmeer filtert. Wer aber - in der Bibliothekslandschaft sicherlich unstrittig - die exakte Katalogisierung der Digitalisate und ihre Einbindung in Bibliothekskataloge wünscht, damit die Bücher nicht nur über Google, sondern auch über die Portale und Katalogverbünde zugänglich sind, sollte auf Google zugehen, anstatt Google zu provozieren.
    Konkurrenz belebt das Geschäft, so auch im vorliegenden Fall. Was freilich verhindert werden muss, ist zunächst, auf bibliothekarischer Seite hochnäsig und beleidigt zu reagieren, denn was Google allein bisher konzipiert und realisiert hat, ist in seiner Grundidee viel zu wertvoll, als dass man es pauschal in Misskredit bringen dürfte. Eine deutsche bzw. gesamteuropäische Initiative dürfte bei der Massendigitalisierung von Altbestand nicht blind >irgendwelche< Magazinbestände bündeln, sondern intellektuellen Aufwand betreiben, um langfristig belastbare und plausible Kriterien zu entwickeln, was digitalisiert werden soll und was vorerst nicht. Erst wer die Relevanz des jeweiligen Buches für die Forschung, die Seltenheit des Werkes, seine Nachfrage innerhalb der Forscherszene, seine allgemeine kulturelle Bedeutung sowie den konservatorischen Zustand der heute erhaltenen Exemplare in Betracht zieht, schafft einen qualitativen Mehrwert gegenüber Google. ... Google macht neugierig - und das allein ist wünschenswert und erfreulich. Zugleich fordert uns Google massiv heraus: sicherlich für manche unerwünscht und lästig, objektiv betrachtet aber die vielleicht einzige Möglichkeit, die Verzögerung Europas in Digitalisierungsfragen zu stoppen. Dem Verlag Wagenbach sei gedankt, die Kontroverse um Google durch eine Übersetzung der streitbaren Thesen Jeanneneys auch in Deutschland entfacht zu haben."
    Vgl. auch Jeanneney, J.-N., M. Meister: Ein Kind der kommerziellen Logik: Der Präsident der Pariser Bibliothèque Nationale de France, Jean-Noël Jeanneney, über "Google print" und eine virtuelle, europäische Bibliothek. [Interview]. In: Frankfurter Rundschau. Nr.208 vom 7.9.2005, S.17.
    Issue
    Vom Autor für die dt. Ausg. aktualisiert und mit einem Nachw. von Klaus-Dieter Lehmann. Aus d. Franz. von Sonja Finck und Nathalie Mälzer-Semlinger.
  2. Library mashups : exploring new ways to deliver library data (2009) 0.01
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    Footnote
    Rez. in: Mitt. VÖB 62(2009) H.4, S.83-85 (S. Breitling): "Jede/r Web-Nutzer/in ist einem Mashup schon einmal begegnet. Mashups sind Webapplikationen bzw. -seiten, die Daten und Funktionalität aus zwei oder mehr frei zugänglichen Quellen zu einem neuen Service auf einer eigenen Webseite kombinieren. Dieser Dienst bietet einen Mehrwert für die Nutzerinnen durch Zusammenführung und Verknüpfung von Informationen an einem zentralen Ort. Z.B. werden sehr häufig Karten in Standortangaben eingebunden, oder im Bibliothekskatalog werden Amazon-Buchcover oder ein Link auf Google Book Search angezeigt. Darüber hinaus gibt es jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten, kreativ Mashups für den Bibliotheksbereich zu entwickeln, wie das vorliegende Werk "Library Mashups - exploring new ways to deliver library data" eindrucksvoll beweist. Nicole C. Engard, die als Open-Source-Botschafterin in der Bibliothekswelt für den Einsatz dieser Software-Palette als integrierte Bibliothekssysteme (Koha, Evergreen) wirbt, konnte als Herausgeberin so bekannte Personen gewinnen wie Tim Spalding, Gründer von LibraryThing, oder aus dem deutschsprachigen Bereich Wolfram Schneider, Entwickler des Z39.50-Dienstes ZACK.
    In 6 Kapiteln mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Einführung, Mashups für Bibliotheks-Webseiten, Katalog-Mashups, Karten-, Foto- und Video-Mashups, Mehrwert für Nutzerinnen durch Mashups) werden verschiedene Projekte vorgestellt, die v.a. im anglo-amerikanischen Raum aber auch international entwickelt und umgesetzt wurden. Zur Sprache kommen u.a. die Einbindung der Nutzer-generierten Daten von Library-Thing, die kreative Nutzung von bekannten Plattformen wie Flickr oder del. icio.us für bibliothekarische Dienste, das Open-Source-Katalog-Discovery-Interface Blacklight und verschiedene Mashup-Tools wie z.B. Yahoo!Pipes. Vielen Referenzen und Websites, die Hilfestellung beim Einstieg in die Materie leisten können, ergänzen den Band. Wichtige Grundlagenbegriffe (API, SRU etc.) werden erklärt und anhand von Beispielen veranschaulicht. Screenshots illustrieren die vorgestellten Projekte. Sehr nützlich: Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar zum Nachschlagen mit kurzen Erklärungen der wichtigsten Begriffe, und es wurde ein eigene Webseite eingerichtet, auf denen sämtliche im Buch angegebene Links und weitere Informationen zu finden sind (mashups.web2learning.net). Bibliothekskataloge haben mit das größte Potential, in Mashups verwendet zu werden, sowohl was die Anreicherung mit externen Daten als auch die Datenlieferung an andere Anwendungen betrifft. An mehreren Stellen im Buch wird deutlich, wie wichtig die Zugänglichkeit bzw. Offenheit der Daten für die Verbreitung und Weiterentwicklung im Web ist und wie Bibliotheken damit (auch im Zeitalter von Google) relevant bleiben. Hier muss aber angesichts der meist in proprietären Systemen "gefangenen" bibliographischen Daten (Stichwort Datensilo) sowohl von Seiten der Bibliotheken als auch von Seiten der Hersteller von integrierten Bibliothekssystemen noch stark in Richtung Open Data umgedacht werden (diese Forderung findet sich auch in Fachdiskussionen über die Zukunft der Bibliotheken und Kataloge wieder).
    Es gibt zwar einige Literatur zum Thema Web 2.0 und Bibliotheken, in denen Mashups angesprochen werden, aber bisher kein ganzes Buch, das sich ausschließlich und in diesem Umfang dem Thema widmet. Vor allem in seiner speziell auf Bibliotheken zugeschnittenen umfassenden Darstellung von Mashups ist das Werk einzigartig. Auch Risiken von Mashups werden erwähnt (u.a. Wegfall der Verfügbarkeit der externen Datenquelle oder Überfrachtung der Website ohne Rücksicht auf Nutzerinteressen), aber mögliche rechtliche Aspekte (Nutzungsrechte, Datensicherheit o.ä.) werden kaum berücksichtigt. Mit seinen Schritt-für-Schritt-Anleitungen macht das Buch jedenfalls auch bisher technisch weniger versierten Bibliothekarinnen Mut, sich an Web-Anwendungen wie Mashups heranzuwagen. Die Beiträge variieren in ihrer Komplexität und auch die Bandbreite der Mashup-Erstellung reicht vom einfachen Copy-and-paste von ein paar Zeilen Code bis zur komplexeren Web-Architektur, aber prinzipiell sind technisches Grundverständnis und Basiskenntnisse von Programmieroder Auszeichnungssprachen und Web-Technologie sehr von Nutzen beim Verständnis der Mashup-Konzepte. All diejenigen (ob mit oder ohne Programmierkenntnisse), die sich einen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten von Mashups für Bibliotheken verschaffen wollen, werden von diesem Werk sicher profitieren und sich inspirieren lassen. Und die Web-Präsenz von Bibliotheken wird durch Mashups zeitgemäßer und dynamischer werden, was die Attraktivität im Vergleich zu statischen Webseiten wesentlich erhöht und den veränderten Nutzererwartungen gerecht wird."
  3. Handbuch Bibliothek 2.0 (2010) 0.01
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    Abstract
    Unter Bibliothek 2.0 verstehen die Herausgeber eine Einrichtung, die die Prinzipien des Web 2.0 wie Offenheit, Wiederverwendung (ReUse), Kollaboration und Interaktion in der Gesamtorganisation anwendet. Bibliotheken erweitern Serviceangebote und Arbeitsabläufe um die Möglichkeiten der Web 2.0-Technologien. Dies verändert Berufsbild und Selbstverständnis der Bibliothekare. Der Sammelband bietet einen kompletten Überblick zum Thema Bibliothek 2.0 und den aktuellen Stand der Entwicklungen aus technologischer, soziologischer, informationstheoretischer sowie praxisorientierter Sicht.
  4. Libraries and Google (2005) 0.01
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    Footnote
    Co-published simultaneously as Internet reference services quarterly, vol. 10(1005), nos. 3/4 Rez. in: ZfBB 54(2007) H.2, S.98-99 (D. Lewandowski): "Google und Bibliotheken? Meist hat man leider den Eindruck, dass hier eher ein oder gedacht wird. Dies sehen auch die Herausgeber des vorliegenden Bandes und nehmen deshalb neben Beiträgen zur Diskussion um die Rolle der Bibliotheken im Zeitalter von Google auch solche auf, die Tipps zur Verwendung unterschiedlicher Google-Dienste geben. Die allgemeine Diskussion um Google und die Bibliotheken dreht sich vor allem um die Rolle, die Bibliotheken (mit ihren Informationsportalen) noch spielen können, wenn ihre Nutzer sowieso bei Google suchen, auch wenn die Bibliotheksangebote (zumindest von den Bibliothekaren) als überlegen empfunden werden. Auch wenn die Nutzer geschult werden, greifen sie doch meist lieber zur einfachen Recherchemöglichkeit bei Google oder anderen Suchmaschinen - vielleicht lässt sich die Situation am besten mit dem Satz eines im Buch zitierten Bibliothekars ausdrücken: »Everyone starts with Google except librarians.« (5.95) Sollen die Bibliotheken nun Google die einfache Recherche ganz überlassen und sich auf die komplexeren Suchfragen konzentrieren? Oder verlieren sie dadurch eine Nutzerschaft, die sich mittlerweile gar nicht mehr vorstellen kann, dass man mit anderen Werkzeugen als Suchmaschinen bessere Ergebnisse erzielen kann? Diese sicherlich für die Zukunft der Bibliotheken maßgebliche Frage wird in mehreren Beiträgen diskutiert, wobei auffällt, dass die jeweiligen Autoren keine klare Antwort bieten können, wie Bibliotheken ihre Quellen so präsentieren können, dass die Nutzer mit der Recherche so zufrieden sind, dass sie freiwillig in den Bibliotheksangeboten anstatt in Google recherchieren. Den Schwerpunkt des Buchs machen aber nicht diese eher theoretischen Aufsätze aus, sondern solche, die sich mit konkreten Google-Diensten beschäftigen. Aufgrund ihrer Nähe zu den Bibliotheksangeboten bzw. den Aufgaben der Bibliotheken sind dies vor allem Google Print und Google Scholar, aber auch die Google Search Appliance. Bei letzterer handelt es sich um eine integrierte Hard- und Softwarelösung, die die Indexierung von Inhalten aus unterschiedlichen Datenquellen ermöglicht. Der Aufsatz von Mary Taylor beschreibt die Vor- und Nachteile des Systems anhand der praktischen Anwendung in der University of Nevada.
    Ebenfalls direkt aus der Praxis erhält der Leser Informationen zum Google-PrintProgramm. Robert Milne beschreibt die Zusammenarbeit von Google und der Universität Oxford. In diesem Aufsatz wird - was dem Autor natürlich nicht anzulasten ist - ein Problem des vorliegenden Werks deutlich: Viele Informationen sind doch von sehr beschränkter Haltbarkeit. Der Redaktionsschluss war im Frühsommer 2005, sodass sich in vielen Bereichen bereits neue Entwicklungen ergeben haben. Dies ist beim Print-Programm der Fall, vor allem wird es aber bei dem Hauptthema des Bandes, nämlich Google Scholar, deutlich. Dieser Dienst wurde im November 2004 gestartet und stieß auf unterschiedlichste Reaktionen, die (anhand von Beispielen amerikanischer Bibliotheken) im Beitrag von Maurice C. York beschrieben werden. Einige Bibliotheken nahmen den Dienst begeistert auf und verlinkten diesen mit Lob versehen auf ihren Websites. Andere reagierten gegenteilig und warnten vor dessen schlechter Qualität. Auch weil vorauszusehen war, dass Google Scholar bei den Nutzern gut ankommen würde, darf das folgende Statement von einer Bibliothekswebsite geradezu als ignorant gelten: Google Scholar »is wonderful for those who do not have access to the library's databases« (S.119). Wie nun die Scholar-Nutzer auf die Bibliotheksangebote gelenkt werden können, beschreibt der ironisch »Running with the Devil« betitelte Aufsatz von Rebecca Donlan und Rachel Cooke. Die Autorinnen beschreiben den Einsatz von Link-Resolvern und gehen auf die in Google Scholar bestehenden Probleme durch unklare Bezeichnungen in den Trefferlisten ein. Einige Beispiele zeigen, dass Google Scholar auch in Kombination mit der Verlinkung auf die Bibliotheksbestände keine befriedigende Recherchesituation herstellt, sondern vielmehr weitere Anstrengungen nötig sind, um »das Beste beider Welten« zusammenzuführen. Zwei weitere Aufsätze beschäftigen sich mit der Frage, wie gut Google Scholar eigentlich ist. Einmal geht es darum, wie gut Scholar den »ACRL Information Literacy Standards« genügt. Der zweite Beitrag vergleicht Google Scholar anhand von fünf Suchaufgaben einerseits mit einem lokalen Bibliothekskatalog, andererseits mit EBSCOs Academic Search Premier und jeweils einer fachspezifischen Datenbank. Die Ergebnisse zeigen keine durchgehende Überlegenheit einer Suchlösung, vielmehr wird deutlich, dass es auf die Auswahl des richtigen Suchwerkzeugs für die bestehende Suchanfrage ankommt bzw. dass erst eine Kombination dieser Werkzeuge zu optimalen Ergebnissen führt. Man könnte also auch hier wieder sagen: Google und Bibliotheken, nicht Google oder Bibliotheken.
    Ein besonders interessanter Aufsatz widmet sich der Frage, wie Bibliotheken ihre Web-Angebote (hier: vor allem die Seiten zu digitalisierten Werken) so optimieren können, dass sie von Google und anderen Suchmaschinen optimal indexiert werden können. Dies wird leicht verständlich erklärt und dürfte für viele Bibliotheken, deren entsprechende Websites noch suboptimal gestaltet sind, eine gute Hilfestellung sein. Auch sehr praktisch orientiert ist der letzte Beitrag des Bandes, der verschiedene Quellen vorstellt, die sich mit aktuellen Entwicklungen bei Google (bzw. bei Suchmaschinen allgemein) beschäftigen, diese einzeln bewertet und Empfehlungen abgibt, welche man regelmäßig und welche man ab und zu lesen sollte. Die Bedeutung ist hier klar: Wenn Bibliotheken sich mit Google messen (oder darüber hinaus gehen?) möchten, müssen sie die Konkurrenz und ihre aktuellen Produkte kennen. Interessant wäre gewesen, noch den einen oder anderen Beitrag zu Suchprodukten von Bibliotheksseite zu lesen. Wie sollten solche Produkte beschaffen sein, um den Google-Nutzer zu den Bibliotheksangeboten zu führen? Welche Angebote gibt es hier bereits? Wie sehen die Anbieter von OPACs und Bibliothekssystemen die Zukunft der Bibliotheksrecherche? Und auch auf die nach Meinung des Rezensenten zurzeit wohl wichtigste Frage im Google-Kontext wird nicht eingegangen: Wie kann es den Bibliotheken gelingen, ein System (oder Systeme) zu schaffen, das nicht nur versucht, die Stärken der Suchmaschinen zu adaptieren, sondern ihnen einen Schritt voraus zu sein? Diese Kritik soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine gut lesbare Zusammenstellung von Aufsätzen handelt, die allen empfohlen werden kann, die sich einen Überblick zur Thematik verschaffen wollen, die Diskussion in den internationalen Fachzeitschriften aber nicht sowieso minutiös verfolgen."

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