Wannags, M.-M.; Schäfers, S.: 7. InetBib-Tagung : 12. bis 14. November 2003 in Frankfurt am Main (2004)
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- "Trends und Perspektiven bildeten die Eckpunkte des Vortragsrahmens dieser dreitägigen Tagung in den Räumen Der Deutschen Bibliothek. Veranstaltet wurde die 7. InetBib-Tagung von der Universitätsbibliothek Dortmund diesmal in Kooperation mit Der Deutschen Bibliothek, dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (dipf) und der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt. Mit 309 Anmeldungen, 19 Vorträgen, 4 Workshops und 21 Ausstellern haben die Organisatoren ein beeindruckendes Programm zusammengestellt, in dessen Vorbereitung allein der Administrator der Inetbib-Liste Michael Schaarwächter 609 Emails austauschte. Die modernen Räume Der Deutschen Bibliothek und das unermüdliche Engagement der Organistoren haben der Tagung eine besondere Note gegeben. Aufgrund der Vielzahl der Vorträge werden hier nur einige referiert. Das Programm sowie die Abstracts und die Volltexte der Präsentationen sind auf der Homepage der Tagung verfügbar. Für den Eröffnungsvortrag konnte der Vorsitzende des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung Prof. José L. Encarnacao gewonnen werden. Mit Video-Präsentationen stellte er laufende Projekte seines Instituts vor, die in wenigen Jahren Produktionsreife erlangen, und das Arbeiten mit Computern erleichtern und effizienter gestalten werden. Er skizzierte dabei eine Zukunft, in der der Mensch von intelligenten technischen Gegenständen des Alltags umgeben ist, die miteinander kommunizieren und die Absichten des Benutzers aus dem Kontext heraus erkennen sowie Aktivitäten antizipieren. Die Vision sei der im Mittelpunkt stehende Mensch, der sich der Technik bediene, statt sich ihr anzupassen.
Im Zentrum der Tagung standen die Präsentationen des Entwicklungsstands zahlreicher Projekte, die sich mit der Thematik des freien Zugriffs auf elektronische Dokumente und Dokumentenserver beschäftigen: Dr. Bruno Klotz-Berendes präsentierte einen umfangreichen Workshop zur 2000 gegründeten Open Archives Initiative (OAI). Die OAI sei weltweit tätig, mit dem Ziel wissenschaftliche Archive zu konsolidieren. Dass auch OCLC seine Metadaten über OAI zugänglich mache, unterstreiche die Bedeutung der Initiative. Mit OAI-PMH v. 2.0 lege ein "low barrier"-Protokoll für den Metadatenaustausch zwischen Daten- und Service-Providern vor. Es sei kein Endbenutzersuchprotokoll, wie Z39.50, sondern unterstütze als Einsammel(Harvesting)-Prozess den Datenfluss zwischen Servern. Wobei die Lieferung einzelner Datenprovider (Open Archives oder Repositories) durch Aggregatoren, wie z.B. Bibliotheksverbünde zusammengefasst werden könne. Zwischen Daten- und Service-Providern sollten Absprachen zur Kennzeichnung von Sets getroffen werden, damit der Service-Provider (Subject Gateways, Suchmaschinen, Mehrwertdienste) die für seinen Dienst geeigneten Objekte abholen könne. Über das EPICUR-Projekt der Deutschen Bibliothek berichtete Kathrin Schnöder. Ziel sei ein standardisierter, zitierfähiger Identifier (URN), der mittelfristig die URL ersetze. Dieses könne, auch in Hinblick auf die Langzeitverfügbarkeit, nur im Rahmen einer institutionalisierten Infrastruktur gewährleistet werden. Dr. Peter Schirmbachen stellte das "Das DINI-Zertifikat für Dokumenten- und Publikationsserver" vor, das, von der Arbeitsgruppe "Elektronisches Publizieren" der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) herausgegeben wurde. Dies soll ab 1.1.2004 die Unsicherheit beenden, welche Punkte beim Betrieb eines Dokumentenservers zu beachten sind. Das Zertifikat führe einen Qualitätsstandard ein, indem es Mindestkriterien und Empfehlungen festlege für: Leitlinien (Policy), Autorenbetreuung, rechtliche Aspekte, Authentizität und Integrität, Erschließung, Zugriffsstatistik und Langzeitverfügbarkeit.
In seinem Beitrag über "Rechtsstreitigkeiten bei der Dokumentlieferung" berichtete Ulrich Korwitz über die aktuellen rechtlichen Probleme denen Bibliotheken ausgesetzt sind, die ihre Informationen und Dokumente elektronisch zugänglich machen. Dabei stehe vor allem der Lieferdienst subito unter massivem Druck einiger großer internationaler Verlage, die ihre kommerziellen Interessen durch diesen Dienst beeinträchtigt sehen. Vor diesem Hintergrund seien die Initiativen zu sehen, die alternative Publikationsstrukturen in Form eines "Open Access" aufbauten, so z. B. "German Medical Science" (GMS), "German Academic Publishers" (GAP) oder "Digital Peer Publishing" (DIPP) in NRW. Es müsse erreicht werden, dass das Urheberrecht beim Autor verbleibe, und dieser sich nicht mehr exklusiv an kommerzielle Verlage bindet. "Science belongs to science. Copyright belongs to the author". In diesem Sinne sei auch die gerade veröffentlichte "Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen` zu verstehen. Den "Aufbau einer Koordinierungsstelle für elektronische Hochschulschriften" an Der Deutschen Bibliothek beschrieb Dr. Thomas Wollschläger. Es gäbe noch eine erhebliche Zahl von Hochschulen, an denen bestimmte Fachbereiche die Möglichkeit zur Online-Veröffentlichung nicht unterstützen und Promovenden nicht über diese Möglichkeit informierten. "Wie viele Verlage brauchen deutsche Universitäten und welche Verbundmodelle sind für diese geeignet?" fragte Dr. Claudia Koltzenburg in ihrer Präsentation des Verbundprojektes GAP - German Academic Publishers -, dessen Ziel der Aufbau eines kooperativen offenen Verbundes für elektronisches Publizieren im Wissenschaftsbereich unter Beteiligung deutscher Universitätsverlage ist. Nicht der Leser, sondern die Institution solle für den freien Zugang zu wissenschaftlicher Publikation zahlen. Neunzig Prozent dessen, was Wissenschaft hervorbringe sei nicht sedimentiert, sondern "im Fluss", ein "give away". Es müsse stärker vermittelt werden, welches Interesse die Universität und die Wissenschaftler an diesen Publikationen habe: Kooperation vs. corporate identity. Angestrebt werde nicht ein zentraler deutscher Universitätsverlag, sondern in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, den Fachgesellschaften und weiteren Partnern ein Geschäfts- und Organisationsmodell für die künftige kooperative Gestaltung akademischer Publikationsformen zu entwickeln, das eine echte Alternative zu den marktbeherrschenden Großverlagen biete. Als erfolgreiches Gemeinschaftsunternehmen wissenschaftlicher Bibliotheken präsentierten Christine Burblies und Dr. Tamara Pianos das interdisziplinäre Internetportal für wissenschaftliche Information vascoda. Mittlerweile kooperieren über 30 Einrichtungen in diesem bundesweiten Projekt. Durch die Einbindung der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek EZB und erweiterten Funktionalitäten im nächsten Release der Metasuchmaschine werde der Ausbau kontinuierlich vorangetrieben. Als "Chefsache" kennzeichnete Prof. Wilfried Juling die "Integration von Information, Kommunikation und Multimedia". Neue Medien und eine leistungsstarke elektronische Infrastruktur seien die Basis der eUniversity, der "enhanced university". Für eine erfolgreiche Umsetzung bedürfe es einer institutionalisierten Kooperation zwischen Rechenzentrum, Bibliothek, Medienzentrum, Verwaltung und Fakultäten. Diese Aufgabe sollte idealerweise ein CIO (Chief Information Officer) übernehmen, der aus dem operativen Geschäft herausgelöst sei und an der Seite des Rektors die konzeptionelle und administrative Aufsicht über alle technischen, organisatorischen und nutzungsrechtlichen Aspekte des Informationsversorgungsbereiches innehabe.
Ein weiterer Schwerpunkt befasste sich mit Nutzungsanalysen und ihre Konsequenzen: Dr. Beate Trögers Beitrag zu Nutzungsanalysen im Blick auf fachliche und interdisziplinäre Webportale bezog sich auf die Ergebnisse einer schriftlichen Nutzerbefragung, Fokusgruppeninterviews und der Auswertung der Logfiles des Deutschen Bildungsservers. Allgemein halten Praktiker die angebotenen fachspezifischen Inhalte für zu kompliziert, während Wissenschaftler sie als zu wenig relevant einstufen. Aus diesem Grund arbeiten beide Gruppen vorzugsweise mit Google statt mit Themenportalen. Bei den Angeboten eines Webportals werden an erster Stelle Volltexte verlangt, danach folgen Abstracts, Referenzen und zuletzt Fakteninformationen. Wichtig erachtet werden Informationen zu Institutionen und Forschern, forschungsrelevante Quellen und Kongressinformationen. Das von Bernd Dugall dargestellte Ergebnis einer Studie zur Nutzung elektronischer Zeitschriften zeigte, dass nur 5% aller elektronischen Zeitschriften eines Portfolios ca. 45% der Nutzung ausmachten und 50% der Zeitschriften schließlich 95% der Nachfrage abdeckten. Diese Erfahrung wurde von dem nachfolgenden Vortragenden Prof. Andreas Geyer-Schulz, als ein typisches Dilemma des Sortimentshandels gekennzeichnet. Man könne zwar das Angebot an wenig genutzten Produkten zurückfahren, würde sich dann aber vom Gesamtversorger zum Spezialisten entwickeln. Ausgehend von der zunächst ungewöhnlich anmutenden Annahme, eine Bibliothek sei wie ein Supermarkt anzusehen und mit in der BWL üblichen Konsumentenverhaltensmodellen zu analysieren, beschrieb Prof. Geyer-Schulz einen auf der Analyse von Warenkörben basierenden Recommenderdienst, der dem Leser bei der Bestellung eines Buches weitere zur Ansicht empfehlen kann, vergleichbar den Empfehlungslisten des Direktvertreibers Amazon. "Büchersuche für Dummies" titulierte Dr. Florian Seiffert seinen Ansatz, den im HBZ nachgewiesenen Literaturbestand auch dem Google-Nutzer nahe zu bringen. Den bereits in der Inetbib-Mailingliste kontrovers diskutierten Ansatz verteidigte er mit ausführlichen Logfile-Analysen, dessen Resultate, "14% der Zugriffe auf das virtuelle Bücherregal seien relevant", er dem Plenum mit auf dem Weg gab. Aus dem Plenum stellten sich nach diesem und auch anderen Vorträgen konkrete Fragen nach den bei den Untersuchungen zugrunde liegenden LogfileAnalyse-Instrumenten. Ein Hinweis an die Veranstalter, diesem Thema künftig mal wieder einen Workshop zu widmen. Denn gerade die Workshops der Inetbib-Tagungen bieten mit ihrer umfassenden Präsentation eines Themas eine ideale Möglichkeit für Einstieg aber auch Weiterbildung zu aktuellen und praktischen Fragen. ".. Die Inetbib-Tagung ist immer eine umfassende Fortbildung" - Mit diesen Worten beendete Frau Dr. Beate Tröger (DIPF) den letzten Vortragsblock dieser Tagung, nachdem Dr. Volker-Henning Winterer einen mitreißenden Vortrag über ein aktuelles interdisziplinäres Forschungsgebiet, den skalenfreien Netzwerken (small world phenomenon) gehalten hatte. Recht hat sie."