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Schiffhauer, N.: ¬Das Wissen der Welt aus dem Netz und von der Scheibe : Brockhaus ist führend bei der Software, die in Alltagssprache gestellte Fragen beantwortet (2005)
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- Abstract
- Früh beginnt der Enzyklopädien-Herbst. Die 2006er Scheiben von Microsoft Encarta und Encyclopaedia Britannica 2006 erreichten uns im August, in dem wir zudem ausgiebig in der elektronischen Version der 21. Auflage des Brockhaus-Wissensmassivs stöbern konnten. Dieses ist Mitte November in Form eines Ein-Gigabyte-USB-Sticks lieferbar, der den gesamten Textbestand der 30 gedruckten Bände enthält und mit Zusatzmaterial aus der Brockhaus-Bibliothek angereichert ist. Zwei auf Festplatte kopierbare Multimedia-DVDs ergänzen ihn. In dieser Klasse der Edelauskunfteien sieht sich die Internet-Enzyklopädie Wikipedia mitmischen, die zwar laufend aktualisiert wird, ohne Internetzugang aber ebenfalls als CD greifbar ist. Damit nicht genug im Enzyklopädienland, hat doch die deutsch-rumänische Crew des Berliner Digitalisierungsspezialisten Direktmedia mit "Meyers Konversationslexikon" von 1906 und "Pierer's Universal-Lexikon" (1857 bis 1865) zwei grandiose historische Enzyklopädien zu einem Spottpreis als Faksimile und mittels Software durchsuchbarem Text auf DVD gebrannt. Mehr Wissen für weniger Geld war nie. Jedes dieser Nachschlagewerke ist empfehlenswert, und fast alle haben sie ihre Stärken wie Schwächen, die mit ihrer Entstehung sowie der Geschichte ihrer Herausgeber und deren Investitionsbereitschaft zusammenhängen. Wir haben uns nicht nur die neuesten Ausgaben erklickt, sondern uns auch in den Redaktionen und Softwarelabors umgetan.
- Series
- Technik und Motor
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Schiffhauer, N.: Kräftig draufgelegt hat der Brockhaus multimedial 2002 - Blick zurück mit Lexikon von 1906 : ¬Ein Feuerwerk aus Wissen und Vergnügen (2001)
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- Abstract
- Wozu überhaupt noch scheibenweise Wissen, wenn doch alles im Internet steht? Für geradezu blasphemisch wird jeder diese Frage halten, nachdem er die PremiumVersion des Brockhaus Multimedia 2002 in die CD-ROM- oder DVD-Schublade seines PCs gelegt hat, um unter ihren Stichwörtern gute Bekannte vergleichend aufzusuchen. 179 Mark kostet das Vergnügen im Buchhandel, die Standardausführung ist 80 Mark billiger. Je unübersichtlicher der mediale Wust im Internet wächst, desto wichtiger wird Orientierung. Diese Brockhaus-Scheibe bietet sie als neutrale Instanz mit 12,2 Millionen Wörtern in 110.000 Artikeln, die sich aus dem Netz zudem allmonatlich fugenlos aktualisieren lassen. Daß beispielsweise John Lee Hooker, Edward Gierek und Einar Schleef nach Redaktionsschluß der CD verstarben, ist ihren Einträgen nach der Web-Auffrischung nicht anzumerken. Genauso hält sie bei den zwischenzeitlichen Regierungswechseln auf dem laufenden. Virtuell beigebunden ist dem Lexikon ein bis zum Maßstab 1 : 300.000 zoombarer Atlas mit 400 000 Orten, deren größere nur zweifach anzuklicken sind, um den dazugehörigen Lexikonartikel auf den Schirm zu bringen. Ein weiteres digitalisiertes Extra ist "Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon" von 1906, allerdings in einer der fünf bibliographisch nicht weiter ausgewiesenen, aktualisierten Folgeausgaben, da wir darin bereits den Motorflieger Blériot von 1909 neben dem Eindecker von Grade aus demselben Jahr abgebildet fanden. Allein diese 82 000 Artikel mit ihren 2,2 Millionen Wörtern, die den Wissensstand bis zum 20. Jahrhundert bündeln, entsprechen einem heutigen Taschenbuchlexikon von zwölf Bänden. Separat gibt es diesen Jugendstil-Brockhaus auch als Band 50 der Digitalen Bibliothek (99 Mark im Buchhandel). Deren Suchmaske durchpflügt seinen Inhalt, der sich wegen der komplexen Druckvorlage nur in Annäherung an die sonst gewohnte Perfektion digitalisieren, verschlagworten und verlinken ließ, noch umfassender. Lediglich in dieser Ausgabe fanden wir zudem die Beilagen genannten 60 Überblicksartikel - von Kinderarbeit über die wichtigsten Staatsverträge des Deutschen Reiches bis zu den Hauptdaten von Musikgeschichte und Weltliteratur -, während hingegen beide Scheiben die über 2000 Abbildungen, 430 historischen Tafeln und 25 Farbtafeln zeigen. Auf Brockhaus' DVD sind aktuelles und historisches Lexikon beinahe bruchlos miteinander verknüpft. Wie sich Berlin, die Psychoanalyse oder die deutschen Kolonien seitdem entwickelt haben, ist rascher erklickt als in den Büchern nachgeschlagen. Mit über 100 einführenden Grundlagenartikeln, die Brockhaus zum Teil aus seiner vorzüglichen Edition "Mensch - Natur - Technik" schöpft, kommen die Langstreckenläufer unter den Wißbegierigen zu ihrem Recht. Ebenfalls neu gegenüber den vorherigen Silberlingen (F.A.Z. vom 16. November 1999 und 26. September 2000) sind die 100 Aktivfotos" von Tieren und Pflanzen, bei denen eine Mauswanderung erklärende Sprechblasen aufblühen läßt. 20 historfsche Vorträge wie über die Vorherrschaft Napoleons, die Perserkriege und das Reich Alexander des Großen unterstützen animierte Karten. In zehn Hörfilmen schildert etwa Gabriele Münter ihre erste Begegnung mit Kandinsky, wozu Bilder mit Musikbegleitung auftauchen. Oder es erinnern sich Bunuel und Dalf an die Entstehung der zentralen Stellen ihres Filmes "Ein andalusischer Hund". Dies verdient ebenso Fortsetzung wie die 50 Ton- und Bildbeispiele von Musikinstrumenten. 180 Nationalhymnen sind versammelt und 54 Aktiv-Panoramen, die den Braunschweiger Marktplatz, das Parlament in London und Stonehenge so zeigen, als säße man im Innern einer Kugel. Für Städte wie Bremen, Dresden und Hamburg gibt es virtuelle Stadtrundgänge mit Fotos nach gleichem Drehbuch. 14 500 Fotos und Illustrationen bebildern die Scheibe, 250 inhaltlich sehr gemischte ARD-Videos - die Eröffnung der Berlinale neben Kurzbiographien von Mielke und Bubis - und der nun mit dem Lexikon verlinkte gläserne Mensch vervollständigen das Angebot aus Wissen und Unterhaltung.
- Content
- Seiner Wissensnetz genannten Assoziationsspinne hat Brockhaus nochmals kräftig weitere Beine vermacht. Es wird verwiesen auf bis zu 24 (statt bisher acht) Begriffe, die mit dem aufgerufenen Stichwort im Zusammenhang stehen. Mehr noch: Wer einen der Vorschläge mit der Maus anfährt, dem eröffnen sich sofort viele weitere Themen. So landet man schnell von der Sonnenfinsternis über den Sonnenwind beim Superkamiokande-Experiment, mit dem Wissenschaftler Neutrinos nachwiesen. Und wenn ein Bücherfreund mit einigem Recht die behaglichen Wissenswanderungen in den Folianten aus dem Bücherschrank vermißt, so findet er mit diesem als "computergenerierter Kontext" sprachlich etwas unter Wert verkauften Flanieren mehr als nur Ersatz. Nicht zuletzt läßt sich die 2002er-Version komplett oder in wählbaren Happen auf die Festplatte des PC schreiben, womit das Lexikon sogar auf einem der flachen Notebooks ohne Platz für eine Drehscheibe griffbereit bleibt. Handlicher und preiswerter war soviel Wissen für rundum interessierte Menschen jeglichen Alters und aller Bildungsschichten mit derart vertrauenserweckenden Ursprungsstempel vorher nicht zu haben. Auf Wunsch ragt die Scheibe mit mehr als 16 000 redaktionell ausgewählten und kommentierten Weblinks in das Internet hinein, während ihre Lupe ein markiertes Wort, beispielsweise in einem Word-Dokument, sofort mit dem entsprechenden Lexikonbeitrag verbindet. Mancher mag damit seinem Text zudem mit einer Fülle von Sprichwörtern und Redewendungen aufhelfen, die sich samt Erklärungen ebenfalls in Hülle und Fülle ("Die seit dem 16. Jahrhundert bezeugte Wendung Hülle und Fülle` bedeutete zunächst Kleidung und Nahrung` und bezog sich auf den allernotwendigsten Lebensunterhalt.") aufgebrannt finden. Wiederum nur unter der Lupe sind einzelne Kritikpunkte zu finden. Etwa, wenn unter dem Stichwort GPRS von "Ende 1999/Anfang 2000" als noch in der Zukunft liegend die Rede steht, das Netz der Verkehrswege auf dem Atlas sich nicht mit derselben Detailtreue entfaltet, mit der die Ortsnamen einander bedrängen, oder wenn es beim Brockhaus 1906 schon mal einen Klick mehr braucht, den gesamten Schatz aus dieser Zeitkapsel zu schälen. Hinter dem, was zu loben ist, verblassen diese Dinge. Friedrich Ebert im Originalton von 1919 zu hören, einen Essay über die Menschwerdung des Affen zu lesen, sich die Funktionsweise einer DVD im illustrierten Kurzvortrag erklären oder sich mit dem "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Sams musikalisch bilden wie unterhalten zu lassen ist Vergnügen und Bildungserwerb zugleich. Das kann das Lexikon-Ensemble aus Mannheim auch in der Ausgabe des Jahres 2002 besser als alle anderen
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Schiffhauer, N.: Microsofts Encarta ist eine zuverlässige Enzyklopädie auf CD-ROM - Die Suchfunktionen sind noch verbesserungswürdig : ¬Ein Suchspiel mit 14 Millionen Wörtern (2001)
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- Abstract
- Enzyklopädien half, war das eher ein Privileg der Wohlhabenderen oder doch jener, deren Ausgabenstruktur schief zum Durchschnitt der Bevölkerung stand. Erst die veritablen Taschenbuch-Ausgaben, dann eine Flut von CD-ROMs ließen die Kosten für das Wissen der Welt auf Beträge schrumpfen, wie sie für ein paar Kinobesuche mit leichter Hand ausgegeben werden. An Seriosität. und Umfang übertrifft die englischsprachige Encyclopxdia Britannica 2001 mit ihren 44 Millionen Wörtern alle anderen Silberschinken um Längen. Zudem ist sie mit etwa 50 British Pounds eine der preiswerten (http://britannicashop.britannica.co.uk/) und nur dann nicht erste Wahl, wenn die Quisqilien deutscher Innenpolitik im Mittelpunkt stehen sollen. Aber Englisch ist nicht everybodys darling, so daß IM deutschsprachigen Raum fast nur die Wahl zwischen dem Brockhaus Multimedia 2001 und der Enearta 2001 von Microsoft bleibt. Der Brockhaus hatte sich nach einigen Fehlzündungen mit seiner neuesten Ausgabe an die Spitze gesetzt (siehe F.A.Z. vom 26. September), was wiederum neugierig auf die neue Encarta macht. Deren Basis-Version auf einer CDROM kostet 109 Mark; die mit Multimedia Elementen üppiger ausgestatteten drei Silberlinge in einer Box liegen als Plus-Version bei 180 Mark, und gekrönt werden sie von der fünf Scheiben umfassenden Professional-Edition für 250 Mark, die um den weltbesten Atlas erweitert ist, der sich für Geld kaufen läßt. Die beiden letzten Ausgaben liegen zusätzlich auf DVD vor, was den lästigen Wechsel zwischen Text- und Multimedia-Scheiben vermeidet. Alles das ist im Buchhandel erhältlich. Die Encarta folgt der englischen Lexikon-Tradition und bietet statt knapper Erläuterungen von Stichwörtern zumeist in Alltagssprache formulierte Artikel. Wir haben uns die Plus-Version angesehen, die gegenüber ihrem Vorgänger 3000 neue Einträge enthält, während 4500 Artikel aktualisiert wurden. In den Zeiten weitläufiger Festplatten kann ihr gesamter Inhalt für noch schnelleren Zugriff auf diese transferiert werden.
Da heute selbst jährlich aktualisierte Enzyklopädien nicht mehr ausreichend sind, dehnen anzuklikkende Stichwörter die Informationsbeschaffung ins Internet aus. Verwiesen wird dabei erfreulicherweise nur auf solche Seiten, die vorher von der Redaktion geprüft wurden. Das enthebt den Wissensdurstigen der nicht immer einfachen Prüfung, ob die Auskünfte im World Wide Weh denn zuverlässig sind. Erheblich erweitert wurden die Quellentexte, die nicht etwa Jenseits von Gut und Böse" - so ein dokumentierter Ausschnitt Nietzsches gleichnamiger Schrift von 1886 - stehen, sondern sich auf der entschieden guten Seite befinden. Die Lokalisierung genannte Anpassung des Grundwissens auf die verschiedenen Länder ist für Deutschland mit viel Liebe zum Detail gelöst worden. Zwar finden wir unter Zlatko nur den ehemaligen Ministerpräsidenten von Kroatien, dafür belegt Verona Feldbusch faktenpralle 35 Zeilen. Boris Beckers Künste mit einem Ball nehmen 5000 Buchstaben ein, Arno Schmidts Schriftstellerleben immerhin noch 3400. Die Tagesberühmtheiten wehen aber nur als Schaum auf einem beinahe unendlichen Meer des Wissens, das fast 14 Millionen Worte tief ist und sich über eine Stichwortsuche oder.die direkte Anfrage in einem vollständigen, Satz ausloten läßt. Letzteres funktioniert wenigstens beim vorgeschlagenen Beispiel, versagt aber bei der Frage, mit der die Encyclopedia Britannica (EB) für ihr Instrument der Recherche wirbt: "Warum ist der Himmel blau?" Während die EB folgerichtig zu den Formeln der Lichtstreuung von Lord Rayleigh führt, schlägt die Encarta daraufhin als Antwort einzig das Wort "Sarum" zur weiteren Suche vor. Wir kennen es ebensowenig, wie es sich auf den Seiten der drei Regalmeter Wörterbücher von Adelung über Grimm bis zum Duden findet. Aber die Antwort ist ja nur einen Mausklick weit entfernt, woraufhin die Encarta lediglich unser Fragewort "Warum" in ein "Sarum" umwandelt und unter dieser neu formulierten Frage keine Ergebnisse findet. Überhaupt, die Suchfunktionen. Sie sind verbesserungswürdig.
Fällt jedoch der passende Begriff, stellen sich die rechten Worte augenblicklich ein. Dann auskunftet die Scheibe gleichermaßen tiefschürfend zu Genom, Riefenstahl, Adhäsion oder zum Geschlechtsleben des Regenwurms. Wer jedoch gedankenverloren beim Stichwort Goethe gleich auf den ersten Eintrag klickt, bekommt zunächst nicht die überbordende Vita des Dichterfürsten geliefert, sondern den Quellentext "Goethe über Wieland". Boole'sche Algebra kennt die Enearta zwar als Begriff, die UND-Verknüpfung jedoch ist die einzige unter ihren Möglichkeiten, die sie zur gezielten Suche nutzt. Zu schweigen von der assoziativen Stichwort-Suche, die bisher allein Brockhausens Scheibe so nachahmenswert vorlegt. Inhaltlich ist die Encarta ein Schwergewicht, das sich unter den deutschsprachigen Scheiben mit Brockhaus an der Spitze befindet. Daß aber ausgerechnet der Enearta zu viele Möglichkeiten der zielgerichteten Navigation fehlen, bezeichnete man in Mannheim als "scheinbar widersinnige, in sich widersprüchliche und der allgemeinen Erfahrung zuwiderlaufende Aussage, die jedoch eine andere, höhere oder spezifische Wahrheit spiegelt', während die Encarta diesen Begriff des Paradoxons definiert als "offensichtlich widersprüchlichen Schluß, der sich jedoch von gültigen Prämissen abzuleiten scheint'. Noch rätselhafter aber ist, warum angesichts so vieler guter und preiswerter Nachschlagewerke die Allgemeinbildung weiter verflacht. Die Enearta jedenfalls, die mit Hunderten von Bildern, Filmen, Animationen und Tonstücken lockt, trifft daran ebensowenig Schuld wie ihre silbernen Schwestern, für die dasselbe wie schon von allen herkömmlichen Büchern gilt, daß man sie eben benutzen muß.