Meyer, R.: Allein, es wär' so schön gewesen : Der Copernic Summarzier kann Internettexte leider nicht befriedigend und sinnvoll zusammenfassen (2002)
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- Abstract
- Das Netz hat die Jagd nach textlichen Inhalten erheblich erleichtert. Es ist so ein-fach, irgendeinen Beitrag über ein bestimmtes Thema zu finden, daß man eher über Fülle als über Mangel klagt. Suchmaschinen und Kataloge helfen beim Sichten, indem sie eine Vorauswahl von Links treffen. Das Programm "Copernic Summarizer" geht einen anderen Weg: Es erstellt Exzerpte beliebiger Texte und will damit die Lesezeit verkürzen. Decken wir über die lästige Zwangsregistrierung (unter Pflichtangabe einer Mailadresse) das Mäntelchen des Schweigens. Was folgt, geht rasch, nicht nur die ersten Schritte sind schnell vollzogen. Die Software läßt sich in verschiedenen Umgebungen einsetzen. Unterstützt werden Microsoft Office, einige Mailprogramme sowie der Acrobat Reader für PDF-Dateien. Besonders eignet sich das Verfahren freilich für Internetseiten. Der "Summarizer" nistet sich im Browser als Symbol ein. Und mit einem Klick faßt er einen Online Text in einem Extrafenster zusammen. Es handelt sich dabei nicht im eigentlichen Sinne um eine Zusammenfassung mit eigenen Worten, die in Kürze den Gesamtgehalt wiedergibt. Das Ergebnis ist schlichtes Kürzen, das sich noch dazu ziemlich brutal vollzieht, da grundsätzlich vollständige Sätze gestrichen werden. Die Software erfaßt den Text, versucht Schlüsselwörter zu ermitteln und entscheidet danach, welche Sätze wichtig sind und welche nicht. Das Verfahren mag den Entwicklungsaufwand verringert haben, dem Anwender hingegen bereitet es Probleme. Oftmals beziehen sich Sätze auf frühere Aussagen, etwa in Formulierungen wie "Diese Methode wird . . ." oder "Ein Jahr später . . ." In der Zusammenfassung fehlt entweder der Kontext dazu oder man kann nicht darauf vertrauen, daß der Bezug sich tatsächlich im voranstehenden Satz findet. Die Liste der Schlüsselwörter, die links eingeblendet wird, wirkt nicht immer glücklich. Teilweise finden sich unauffällige Begriffe wie "Anlaß" oder "zudem". Wenigstens lassen sich einzelne Begriffe entfernen, um das Ergebnis zu verfeinern. Hilfreich ist das mögliche Markieren der Schlüsselbegriffe im Text. Unverständlich bleibt hingegen, weshalb man nicht selbst relevante Wörter festlegen darf, die als Basis für die Zusammenfassung dienen. Das Kürzen des Textes ist in mehreren Stufen möglich, von fünf bis fünfzig Prozent. Fünf Prozent sind unbrauchbar; ein guter Kompromiß sind fünfundzwanzig. Allerdings nimmt es die Software nicht genau mit den eigenen Vorgaben. Bei kürzeren Texten ist die Zusammenfassung von angeblich einem Viertel fast genauso lang wie das Original; noch bei zwei Seiten eng bedrucktem Text (8 Kilobyte) entspricht das Exzerpt einem Drittel des Originals. Für gewöhnlich sind Webseiten geschmückt mit einem Menü, mit Werbung, mit Hinweiskästen und allerlei mehr. Sehr zuverlässig erkennt die Software, was überhaupt Fließtext ist; alles andere wird ausgefiltert. Da bedauert man es zuweilen, daß der Summarizer nicht den kompletten Text listet, damit er in einer angenehmen Umgebung schwarz auf weiß gelesen oder gedruckt wird. Wahlweise zum manuellen Auslösen der Zusammenfassung wird der "LiveSummarizer" aktiviert. Er verdichtet Text zeitgleich mit dem Aufrufen einer Seite, nimmt dafür aber ein Drittel der Bildschirmfläche ein - ein zu hoher Preis. Insgesamt fragen wir uns, wie man das Programm sinnvoll nutzen soll. Beim Verdichten von Nachrichten ist unsicher, ob Summarizer nicht wichtige Details unterschlägt. Bei langen Texten sorgen Fragen zum Kontext für Verwirrung. Sucht man nach der Antwort auf eine Detailfrage, hilft die Suchfunktion des Browsers oft schneller. Eine Zusammenfassung hätte auch dem Preis gutgetan: 100 Euro verlangt der deutsche Verleger Softline. Das scheint deutlich zu hoch gegriffen. Zumal das Zusammenfassen der einzige Zweck des Summarizers ist. Das Verwalten von Bookmarks und das Archivieren von Texten wären sinnvolle Ergänzungen gewesen.