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  • × author_ss:"Andelfinger, U."
  1. Andelfinger, U.: Zur Aktualität des kritischen Diskurses über Wissens- und Informationssysteme : Versuch einer Bestandsaufnahme zum 50. Ernst-Schröder-Kolloquium im Mai 2006 (2006) 0.01
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    Content
    "Seit seiner Gründung im Frühjahr 1993 veranstaltet das Ernst-Schröder-Zentrum regelmäßig zweimal im Semester Kolloquien und Seminare, die jeweils philosophische Grundfragen und aktuelle Techniken für (begriffliche) Wissens- und Informationssysteme sowie ethische und didaktischpädagogische Fragestellungen für Entwicklung und Einsatz solcher Systeme behandeln. In der Tradition dieses kontinuierlichen kritischen Diskurses zur Begrifflichen Wissensverarbeitung findet im Mai 2006 das fünfzigste Ernst-Schröder-Kolloquium und -Seminar statt zum Thema 'Bildung durch Mathematik', nachdem die Kolloquiumstradition im Dezember 1993 begründet wurde mit einem Vortrag von Karl-Otto Apel zum Thema "Diskursethik und Semiotik". Seitdem hat sich im Bereich der Wissens- und Informationssysteme viel Neues entwickelt, zugleich ist eine klare Tendenz zu erkennen, dass mächtige Datenverarbeitungstechnologien immer unbemerkter und subtiler in vielfältige lebensweltliche Zusammenhänge Einzug halten. Im vorliegenden Beitrag wird daher der Versuch unternommen, die Auswirkungen der neueren technischen Entwicklungen auf den kritischen Diskurs über Wissens- und Informationssysteme zu analysieren und zu bewerten. Meine Ausgangshypothese formuliere ich folgendermaßen: ein kritischer Diskurs in der Tradition der Ernst-Schröder-Kolloquien und -Seminare ist notwendiger und praxisrelevanter denn je, um einem möglichen Abbau kognitiver Autonomie durch nicht (mehr) kontrollierbare Wissens - und Informationssysteme entgegenzuwirken. Dies möchte ich im Folgenden näher begründen. Bei einem Blick auf die Themenbereiche, die in den vergangenen 13 Jahren in bislang 50 Kolloquien und Seminaren behandelt wurden, fällt einerseits auf, wie rasant sich zweifelsohne die Technologien für Wissens- und Informationssysteme entwickelt und verändert haben. Standen in den ersten Jahren z.B. die Technik von Expertensystemen im Sinne deduktiver Programmiersprachen wie PROLOG und Fragen der Wissensakquisition im Mittelpunkt des Interesses (2. Ernst-Schröder-Kolloquium 1993), so behandelte das 8. Ernst-Schröder-Kolloquium (1995) angesichts der beginnenden intensiven Internet-Nutzung im Hochschulbereich Nutzen und Gefahren von elektronischen Kommunikationsnetzen im akademischen Bereich. Der technologischen Entwicklung folgend wurden in weiteren Kolloquien auch neuere Konzepte von Wissens- und Informationssystemen wie z.B. Topic Maps und Semantic Web diskutiert (43. und 47. Ernst-Schröder-Kolloquium 2004 bzw. 2005). Andererseits ist auffällig, wie sehr die grundlegenden Fragestellungen, z.B. Wem gehört Wissen? (Reiner Kuhlen, 3. Ernst-Schröder-Kolloquium 1994) nicht nur weiterhin Relevanz haben, sondern unter Schlagwörtern wie z.B. Digital Divide und Softwarepatente in ihrer gesellschaftlichen Brisanz sogar drastisch zugenommen haben. Parallel zu diesen technologischen Veränderungen hat nämlich der gesellschaftliche Nutzungsgrad von Wissens- und Informationssystemen enorm zugenommen, was anfangs eher unbemerkt und schleichend begann. Viele der historisch zunächst nur für begrenzte Nutzerkreise gedachten Technologien (z.B. Expertensysteme und elektronische Kommunikationsnetze) sind heutzutage bis in die Alltagswelt hinein selbstverständlich und dennoch durch eine ästhetische Benutzungsoberfläche beinahe 'unsichtbar' im Einsatz. Für die spätestens seit Ende der 90er Jahre einsetzende massenhafte gesellschaftliche Diffusion immer neuer Wissens- und Informationssysteme wirkten dabei die, folgenden technologischen Entwicklungen wie gemeinsame Katalysatoren:
    - Zunehmende Verfügbarkeit von Breitband-Internetzugängen auch in privaten Haushalten als infrastrukturelle Voraussetzung - Zunehmend einheitliche Nutzung des Browsers als universeller Einstiegspunkt in vielfältige Wissens- und Informationssysteme - Fortschritte in der softwareergonomischen Gestaltung von Benutzungsoberflächen und Dominanz graphischer Benutzungsoberflächen Diese Entwicklungen haben sich beispielsweise auch viele Menschenrechts- und Umweltschutzinitiativen positiv zu Nutze gemacht: Mit weit weniger materiellem Aufwand als früher kann eine ungleich größere globale Öffentlichkeit z.B. für politische Gefangene, für Demokratisierungsbewegungen und für Umweltskandale geschaffen werden. Gerade das Verschwinden der anfänglich oft noch klar erkennbaren eingesetzten grundlegenden Methoden, Verfahren und Programme der Wissens- und Informationsverarbeitung hinter einer oft vorrangig auf graphische Effekte abstellenden Oberfläche ist jedoch ein Phänomen, das nur umso deutlicher die Aktualität der kritischen Diskurse des Ernst-Schröder-Zentrums hervortreten läßt. Der durch den Schein einer intuitiv attraktiv wirkenden Benutzungsoberfläche hervorgerufene Eindruck einer ebensolchen Einfachheit' der dahinter liegenden Datenverarbeitungsprozesse trügt zunehmend. Dies hat sicher aus Sicht des barrierefreien Zugangs zunächst Vorteile. Allerdings kann dies auch rasch zu einem (oft nicht einmal unmittelbar wahrnehmbaren) Abbau kognitiver Autonomie führen: Wer weiß beispielsweise angesichts der Komplexität heutiger internetbasierter e-Business Systeme noch im Sinne des Grundrechts der Informationellen Selbstbestimmung, wer welche Daten über ihn hat? Außerdem verschwimmen dabei zunehmend verschiedene Weltsichten. Zunehmend wird beispielsweise für wahr und für Welt' gehalten, was zu einem gewissen Sachverhalt über Suchmaschinen wie Google und Nachschlagewerke wie Wikipedia in Erfahrung zu bringen ist, statt sich selbst diskursiv über Welt zu verständigen: Wem ist beispielsweise die Vergabe der Ranking-Plätze bei den Suchmaschinen im täglichen Umgang mit Google etc. wirklich jedes Mal präsent, wenn er die Suchfunktionalitäten nutzt? Wer kann begründen im Sinne anspruchsvollen Wissens, wie die Rangfolge zustande kommt? Wer entscheidet wie, welche Inhalte in Wikipedia dargestellt werden und wer ist redaktionell für die Qualität verantwortlich? Es wird also immer schwieriger, unter der Bedingung zunehmend medial vermittelter Realitäten jeweils diskursiv - im Sinne anspruchsvollen Wissens - begründen zu wollen oder zu können, wie man zu dieser oder jener Information und Überzeugung gelangt ist. Stattdessen ist nach jahrelanger Aufklärungsarbeit über die gesellschaftlichen Bedingungen und Wirkungen von Wissens- und Informationssystemen derzeit eher eine Art gesellschaftlicher Wiederverzauberung dieser Systeme zu beobachten, die in der Gefahr steht, der suggestiv-ästhetischen Wirkung graphischer Benutzungsoberflächen zu erliegen und die durch sie vermittelten Weltsichten für Welt' selbst zu halten. Verstärkt wird dieser Effekt durch die zunehmende gesellschaftliche Nutzung des Internets als zentrales Portal zum Erwerb und zur Verteilung von Wissen über 'Welt', das deren Wiederverzauberung noch sehr viel versteckter und subtiler werden und zugleich effektiver wirken läßt:
    Wenn das Internet als zunehmend relevantes Zugangsmedium zur Weltaneignung z.B. im Bereich der Geographie-Informationen von wenigen Anbietern zentral mit Informationen versorgt wird, steigt die Gefahr für Verzerrungen der medial vermittelten Welten. Dass es sich dabei in zentralen Teilen um interessegeleitete Schein-Welten handeln muss, wird immer spätestens dann ersichtlich, wenn quasi kontrafaktisch überlebensrelevante Probleme der Menschheit sich trotz anderslautender medial vermittelter Weltsichten Gehör und Aufmerksamkeit verschaffen. Als Beispiele seien hier stellvertretend lediglich die globalen Ernährungs- und Umweltprobleme genannt, die nicht dauerhaft durch ausschließlich mediales Handeln einfach weggefiltert werden können, sondern nur durch Wahrhaben-Wollen und praxiswirksames Handeln zu lösen sind. (Selbstverständlich gibt es wie bereits oben dargestellt spezielle Informationssysteme und Webseiten, die alternative Weltsichten zeigen. Aber es gibt eben auch entgegengesetzte Kräfte - sowohl kommerziell wie politisch motivierte.) Zusammenfassend ist wie dargestellt also einerseits sicherlich davon auszugehen, dass die medial über Wissens- und Informationssysteme realisierten Formen der Weltvermittlung und Weltaneignung zukünftig weiter zunehmen werden. Es kommt daher gerade jetzt andererseits darauf an, durch kritischen Diskurs stets das Bewusstsein dafür wach zu halten, dass der durch technische Systeme vermittelte Schein der Dinge nicht für die Dinge selbst genommen wird. Stattdessen ist eine vernünftige Medienkompetenz gefordert als - kritisches Bewusstsein, dass das medial vermittelte Weltbild oft interessengeleitet und perspektivisch ist, - kritisches Bewusstsein, dass notwendigerweise vielfältige Formalisierungs- und Reduktionsschritte zwischen dem informationstechnisch vermittelten Schein der Dinge' und den Dingen selbst liegen, - Diskurs- und Urteilskompetenz bei der Entwicklung und im Umgang mit Wissens- und Informationssystemen, d.h. Entwicklung und Nutzung primär in solchen Kontexten, wo es sowohl dem Schein der Dinge' nach wie der Welt dahinter' angemessen und verantwortbar erscheint, - praktische Kompetenzen zur fachgerechten Nutzung von Informationssystemen. Eine solche Medienkompetenz ist insbesondere deutlich mehr als eine Ausbildung z.B. in der korrekten Bedienung einer Browseroberfläche. Sie ist eher vergleichbar einer Bildung für eine vernünftige Praxis im Umgang mit Wissens- und Informationssystemen. Eine solcherart vernünftige Praxis der Entwicklung, Einsatz und Nutzung von Wissens- und Informationssystemen nutzt deren neuen Potentiale zur Weltaneignung und Weltvermittlung. Zugleich wagt sie im Sinne anspruchsvollen Wissens den Blick hinter die Oberfläche und stellt die durch das Informationssystem erhobenen Geltungsansprüche diskursiv auf die Probe. Sie ist damit eine Form kognitiver Autonomie des Menschen im Unterschied zum rein passiven Akzeptieren der Weltsichten, die auf immer raffiniertere Art durch Wissens- und Informationssysteme angeboten werden. Das Thema des fünfzigsten Ernst-Schröder-Kolloquiums Bildung durch Mathematik' verspricht eine spannende und höchst aktuelle Fortsetzung des kritischen Diskurses, sich in aufklärerischer Absicht den hinter der Oberfläche liegenden Techniken, Methoden, Interessen und Wirkungen von Wissens- und Informationssystemen zu nähern. Der Bedarf dafür ist auf jeden Fall ungebrochen, um dem ständig drohenden Verlust unserer kognitiven Autonomie durch immer transparentere Wissens- und Informationssysteme weiterhin konstruktiv entgegenwirken zu können."
  2. Andelfinger, U.: Begriffliche Wissenssysteme aus pragmatisch-semiotischer Sicht (1994) 0.01
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    Source
    Begriffliche Wissensverarbeitung: Grundfragen und Aufgaben. Hrsg.: R. Wille u. M. Zickwolff
  3. Andelfinger, U.; Wyssusek, B.; Kremberg, B.; Totzke, R.: Ontologies in knowledge management : panacea or mirage? 0.01
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    Vgl. auch Mitgliederbrief Ernst-Schröder-Zentrum, Nr.41: "Die aktuelle Entwicklung insbesondere der Internettechnologien führte in den letzten Jahren zu einem Wieder-Erwachen des Interesses von Forschern und Anwendern an (technischen) Ontologien. Typische Visionen in diesem Zusammenhang sind das ,Semantic Web' und das ,Internet der Dinge' (Web 3.0). Technische Ontologien sind formale, zeichenvermittelte symbolische Repräsentationen von lebensweltlichen Zusammenhängen, die notwendigerweise zu einem großen Teil von ihrem Kontextbezug gelöst werden und über die ursprünglichen lebensweltlichen Zusammenhänge hinaus computerverarbeitbar verfügbar werden. Häufig werden dafür XML-basierte Beschreibungssprachen eingesetzt wie z.B. der OWL-Standard. Trotz des großen Interesses sind jedoch umfangreiche und erfolgreiche Beispiele von in größerem Umfang praktisch eingesetzten (technischen) Ontologien eher die Ausnahme. Die zentrale Fragestellung unseres Beitrags ist daher, ob es eventuell grundlegendere (möglicherweise auch außertechnische) Hürden gibt auf dem Weg zu einer Verwirklichung der oft visionären Vorstellungen, wie z.B. zukünftig E-Commerce und E-Business und ,Wissensmanagement' durch technische Ontologien unterstützt werden könnten: Oder ist alles vielleicht ,nur' eine Frage der Zeit, bis wir durch ausreichend leistungsfähige Technologien für solche technischen Ontologien die Versprechungen des ,Internet der Dinge' verwirklichen können?
    Als theoretischen Ausgangspunkt wählen wir in unserem Beitrag eine medienphilosophische Perspektive, die von der Fragestellung ausgeht, inwieweit menschliches Wissen, das von Subjekten explizit oder implizit gewusst wird und Sinn und Bedeutungsbezüge hat, bereits dadurch prinzipiell verändert und möglicherweise um Wesentliches reduziert wird, wenn es in technischen Ontologien - notwendigerweise symbolhaft - repräsentiert wird. Zunächst wird dazu in unserem Beitrag historisch die jahrhundertelange Tradition insbesondere der abendländischen Kulturen seit dem Mittelalter nachgezeichnet, derzufolge zunehmend die epistemische Seite von ,Wissen' in den Vordergrund gestellt wurde, die sich besonders gut symbolisch, d.h. zeichenvermittelt darstellen lässt. Demgegenüber sind wissenschaftshistorisch andere Aspekte menschlichen Wissens wie z.B. die soziale Einbettung symbolvermittelten Wissens und Anteile ,impliziten Wissens' zunehmend in den Hintergrund getreten. Auch Fragen nach Sinn und Bedeutung bzw. reflektionsorientiertem Orientierungswissen sind teilweise davon betroffen.
    Zweifelsohne hat die wissenschaftshistorisch begründete Bevorzugung epistemischen Wissens in Verbindung mit der symbolischen Repräsentation (z.B. in Büchern und zunehmend auch in digitaler, computerverarbeitbarer Form) wesentlich zur Herausbildung unseres aktuellen materiellen Wohlstands und technologischen Fortschritts in den Industrieländern beigetragen. Vielleicht hat jedoch gerade dieser Siegeszug der epistemischen, symbolhaft repräsentierten Seite menschlichen Wissens auch dazu beigetragen, dass die eher verdeckten Beiträge der begleitenden sozialen Prozesse und impliziten Anteile menschlichen Wissens erst in den allerletzten Jahren wieder zunehmend Aufmerksamkeit erhalten. Nur vor dieser wissenschaftshistorischen Kulisse kann schließlich auch erklärt werden, dass in vielen Organisationen das Schlagwort vom ,Wissens-management' oft verkürzend so verstanden wurde, von (technischen) Wissensrepräsentationssystemen zu erhoffen, dass sie als Technologie bereits unmittelbar zum gegenseitigen Wissensaustausch und Wissenstransfer für die Menschen beitragen würden, was in der Praxis dann jedoch oft nicht so wie erhofft eingetreten ist.
    Zusätzlich zu diesen Überlegungen treten sprachphilosophische Grundsatzüberlegungen: Jeder semantische Definitionsversuch einer technischen Ontologie muss durch Verwendung von Metasprachen erfolgen - letztlich kommt man hier wahrscheinlich nicht ohne die Verwendung natürlicher Sprache aus. Sehr schnell wird man also in einen unendlichen Regress verwiesen, wenn man versucht, technische Ontologien 'vollständig' durch weitere technische Ontologien zu beschreiben. Im Fortgang der Argumentation wird dann aufgezeigt, dass eine wesentliche Herausforderung bei technischen Ontologien also darin liegt, angesichts der Vielschichtigkeit menschlichen Wissens die Möglichkeiten (aber auch notwendigen Begrenzungen) symbolvermittelter Wissensrepräsentationen zu verbinden mit Formen der situativen und intersubjektiven Interpretation dieser symbolhaften Repräsentationen in sozialen Prozessen und in natürlicher Sprache. Nur so kann man auch dem Problem des skizzierten 'infiniten Regresses' begegnen, wonach die Bedeutung einer (technischen) Ontologie nie vollständig wieder selbst durch (technische) Ontologien beschrieben werden kann.
    In der Finanzwirtschaft mit ihren automatisierten Handelssystemen (auf Basis technischer Ontologien) wird beispielsweise inzwischen bei außergewöhnlichen Kursbewegungen der Börse der automatische Handel unterbrochen, so dass dann auf pragmatisch-natürlichsprachliche Weise nach den Gründen für die Ausschläge gesucht werden kann. Aus Sicht der technischen Ontologien wäre eine solche Unterbrechung des Computerhandels (zur Beruhigung der Märkte) nicht zwingend erforderlich, aber sie ist sehr sinnvoll aus einer außerhalb der technischen Ontologie stehenden Perspektive, die alleine nach Sinn und Bedeutung stabiler Kursverläufe zu fragen imstande ist. Der hier sich abzeichnende ,pragmatic turn' beim Einsatz technischer Ontologien ist auch in vielfältiger Weise in Trends wie z.B. Folksonomies, Sozialen Netzwerken und Open-SourceEntwicklergruppen zu erkennen. Diese Gemeinschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie zwar (technische) Ontologien einsetzen, diese jedoch in intensive soziale Austauschprozesse einbinden, in denen die formalen Wissensrepräsentationen mit situativer Bedeutung und Sinn versehen und angereichert werden. Dieser Trend zu ,weicheren' Formen der Nutzung von (technischen) Ontologien scheint nach aktuellem Wissensstand auf jeden Fall in der Praxis erfolgversprechender als die anfänglichen Hoffnungen des Semantic Web oder vollständiger (technischer) Ontologien - ganz abgesehen vom laufenden Pflegeaufwand 'vollständiger' technischer Ontologien.
    In diesem Sinne könnte auch Wissensaustausch und Wissensmanagement in Organisationen auf Basis (technischer) Ontologien eine neue Bedeutung erhalten im Sinne einer gezielten Ermöglichung sozialer Austauschprozesse unter Nutzung formaler Wissensrepräsentationen statt der technologiezentrierten Sichtweise, wonach bereits das Wissensrepräsentationssystem mit Wissensaustausch gleichzusetzen wäre. Letztlich haben die in (formalen) Wissensrepräsentationssystemen dargestellten technischen Ontologien alleine nämlich keine tiefere Bedeutung und auch keinen Sinn. Beides entsteht erst durch eine entsprechende Einbettung und Interpretation dieser Repräsentationen in konkreten lebensweltlichen Zusammenhängen. Und was die Menschen in diesem Interpretations-und Rekontextualisierungsprozess dann aus den zeichenvermittelten technischen Ontologien machen, ist glücklicherweise eine Frage, die sich einer vollständigen Behandlung und Abbildung in technischen Ontologien entzieht."
  4. Andelfinger, U.: Inhaltliche Erschließung des Bereichs 'Sozialorientierte Gestaltung von Informationstechnik' : Ein begriffsanalytischer Ansatz (2000) 0.01
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    Source
    Begriffliche Wissensverarbeitung: Methoden und Anwendungen, mit Beiträgen zahlreicher Fachwissenschaftler. Hrsg.: G. Stumme u. R. Wille